Es passierte Ostermontag gegen 16.10 Uhr. Mario Vukoja, der Abwehrchef des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack, ging im Lotto-Pokal-Halbfinale gegen TuS Schwachhausen (7:6 nach Elfmeterschießen) zu Boden. Der 23-Jährige war bei einer Richtungsänderung mit den Stollen im Rasen hängengeblieben. Nach einer Behandlung rappelte er sich wieder auf und wollte unbedingt weiter spielen. Es ging nicht. Die Befürchtungen, dass es sich um eine schlimmere Verletzung handelt, bestätigten sich. Vorderes rechtes Kreuzband und Innenmeniskus gerissen, lautete die niederschmetternde Diagnose.
Aus der Traum, mit der SAV am Sonnabend, 3. Juni, 12.15 Uhr, im Lotto-Pokal-Endspiel vor großer Kulisse gegen den FC Oberneuland zu spielen und live im TV zu sehen zu sein. Für Mario Vukoja ist es bereits das zweite Mal, dass er ein Landespokal-Finale verpasst. In der Saison 2021/22 gehörte er zwar dem Kader des Heeslinger SC an, musste sich im Endspiel gegen TuS BW Lohne (5:6 nach Elfmeterschießen) aber mit einem Platz auf der Tribüne begnügen.
Von einem Tribünenplatz beim Bremer Pokalfinale 2022/23 in Oberneuland wäre er als Leistungsträger so weit entfernt gewesen wie der Nord- vom Südpol. Ohne besondere Erwartungen zur SAV gewechselt, bekleidete er auf Anhieb die Rolle des Abwehrchefs und bildete mit Lokman Abdi ein Duo, das die Hintermannschaft zur besten der Liga machte. „Ich hatte noch nie einen Nebenmann, mit dem nicht mich so gut auf dem Platz verstanden habe“, schwärmt Vukoja. Aber Vukoja machte nicht nur den Laden dicht, sondern war auch eine feste Größe im Spielaufbau und sogar Torschütze. Seine Diagonalbälle über 50 Meter waren gleichermaßen genial wie gefürchtet.
Mario Vukoja hatte überzeugt. Andere und letztlich auch sich selbst. So wuchsen Überlegungen, es in der nächsten Saison eine Liga höher zu versuchen. Gedanken, die er mit seiner langwierigen Zwangspause ebenso aus seinem Kopf streichen muss, wie die Teilnahme am Lotto-Pokal-Finale. Ganz nah dran will er in der Partie gegen den FC Oberneuland aber trotzdem sein. „Ich setze mich auf die Bank. Als Betreuer oder so. Ich will irgendwie mitwirken, ich habe ja auch viel dazu beigetragen“, sagt der 23-Jährige, der am 23. Mai am Knie operiert wird. Da sich das Thema Veränderungen mit der Verletzung erledigt hat, bleibt Mario Vukoja der SAV erhalten.
Die Gedanken, die der Diagnose Mitte April folgten, waren trübe. Da redet Mario Vukuja nicht drum herum. Aber es gibt einen Stimmungsaufheller: die Verbandsliga-A-Junioren des JFV Bremen, die er seit dieser Saison trainiert. Und die in der Sommerrunde Tabellenführer sind. „Der Trainerjob hat mir enorm geholfen. Er hat mich von den negativen Gedanken befreit. Ich war auf dem Platz, konnte meine Chefrolle weiterführen, es hat mich befreit“, sagt Mario Vukoja, der Mechatroniker gelernt hat und jetzt bei Mercedes als Anlagenwart tätig ist. In seiner Funktion als Trainer-Rookie stehen ihm nun ähnlich große Aufgaben bevor, wie die, die er auf dem Platz vor seiner Verletzung mit dem Einzug ins Finale und beispielsweise zwei Punktspielsiegen (4:1 und 3:0, jeweils Torschütze) gegen Finalgegner und Meister FC Oberneuland gemeistert hat. Am Sonntag bestreitet der JFV Bremen das im Sommerrundentitelkampf wohl entscheidende Spiel gegen den Lokalrivalen Blumenthaler SV, 48 Stunden später empfängt der JFV Bremen den Bundesligisten Werder Bremen zum Halbfinale im Bremen-Pokal.
Verbandsliga-Topspiel und Bremen-Pokal-Kracher, das sind zwei Highlights, die Mario Vukoja von seinem verpassten Finale zwar ablenken, es aber nicht ersetzen können. „Vom Pokal-Finale, geschweige denn von der Teilnahme am DFB-Pokal habe ich schon als kleiner Junge geträumt“, blickt der 23-Jährige zurück. Um dann auch wieder schnell den Blick nach vorne zu werfen: „Nach der Operation beginnt die Reha. Ich will schnell wieder arbeiten können, die Vorbereitung in der Winterpause wieder voll bestreiten und stärker zurückkommen als zuvor.“ Und das bei der SAV, mit der er sich natürlich am liebsten in der Serie 2023/24 seinen Finaltraum erfüllen würde. Den reicht er zunächst einmal an seinen Bruder und Mannschaftskameraden Marin weiter: „Mein Bruder kann meinen Traum leben und die Familie stolz machen. So ist wenigstens einer von uns im Fernsehen zu sehen.“