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SG Aumund-Vegesack Aus der Traum

Trainertätigkeit bei den A-Junioren vom JFV Bremen vertreibt bei SAV-Abwehrchef Mario Vukoja trübe Gedanken wegen des verpassten Pokal-Finales gegen den FC Oberneuland
12.05.2023, 15:33 Uhr
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Von Jens Pillnick

Es passierte Ostermontag gegen 16.10 Uhr. Mario Vukoja, der Abwehrchef des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack, ging im Lotto-Pokal-Halbfinale gegen TuS Schwachhausen (7:6 nach Elfmeterschießen) zu Boden. Der 23-Jährige war bei einer Richtungsänderung mit den Stollen im Rasen hängengeblieben. Nach einer Behandlung rappelte er sich wieder auf und wollte unbedingt weiter spielen. Es ging nicht. Die Befürchtungen, dass es sich um eine schlimmere Verletzung handelt, bestätigten sich.  Vorderes rechtes Kreuzband und Innenmeniskus gerissen, lautete die niederschmetternde Diagnose.

Aus der Traum, mit der SAV am Sonnabend, 3. Juni, 12.15 Uhr, im Lotto-Pokal-Endspiel vor großer Kulisse gegen den FC Oberneuland zu spielen und live im TV zu sehen zu sein. Für Mario Vukoja ist es bereits das zweite Mal, dass er ein Landespokal-Finale verpasst. In der Saison 2021/22 gehörte er zwar dem Kader des Heeslinger SC an, musste sich im Endspiel gegen TuS BW Lohne (5:6 nach Elfmeterschießen) aber mit einem Platz auf der Tribüne begnügen.

Von einem Tribünenplatz beim Bremer Pokalfinale 2022/23 in Oberneuland wäre er als Leistungsträger so weit entfernt gewesen wie der Nord- vom Südpol. Ohne besondere Erwartungen zur SAV gewechselt, bekleidete er auf Anhieb die Rolle des Abwehrchefs und bildete mit Lokman Abdi ein Duo, das die Hintermannschaft zur besten der Liga machte. „Ich hatte noch nie einen Nebenmann, mit dem nicht mich so gut auf dem Platz verstanden habe“, schwärmt Vukoja. Aber Vukoja machte nicht nur den Laden dicht, sondern war auch eine feste Größe im Spielaufbau und sogar Torschütze. Seine Diagonalbälle über 50 Meter waren gleichermaßen genial wie gefürchtet.

Mario Vukoja hatte überzeugt. Andere und letztlich auch sich selbst. So wuchsen Überlegungen, es in der nächsten Saison eine Liga höher zu versuchen. Gedanken, die er mit seiner langwierigen Zwangspause ebenso aus seinem Kopf streichen muss, wie die Teilnahme am Lotto-Pokal-Finale. Ganz nah dran will er in der Partie gegen den FC Oberneuland aber trotzdem sein. „Ich setze mich auf die Bank. Als Betreuer oder so. Ich will irgendwie mitwirken, ich habe ja auch viel dazu beigetragen“, sagt der 23-Jährige, der am 23. Mai am Knie operiert wird. Da sich das Thema Veränderungen mit der Verletzung erledigt hat, bleibt Mario Vukoja der SAV erhalten.   

Die Gedanken, die der Diagnose Mitte April folgten, waren trübe. Da redet Mario Vukuja nicht drum herum. Aber es gibt einen Stimmungsaufheller: die Verbandsliga-A-Junioren des JFV Bremen, die er seit dieser Saison trainiert. Und die in der Sommerrunde Tabellenführer sind. „Der Trainerjob hat mir enorm geholfen. Er hat mich von den negativen Gedanken befreit. Ich war auf dem Platz, konnte meine Chefrolle weiterführen, es hat mich befreit“, sagt Mario Vukoja, der Mechatroniker gelernt hat und jetzt bei Mercedes als Anlagenwart tätig ist. In seiner Funktion als Trainer-Rookie stehen ihm nun ähnlich große Aufgaben bevor, wie die, die er auf dem Platz vor seiner Verletzung mit dem Einzug ins Finale und beispielsweise zwei Punktspielsiegen (4:1 und 3:0, jeweils Torschütze) gegen Finalgegner und Meister FC Oberneuland gemeistert hat. Am Sonntag bestreitet der JFV Bremen das im Sommerrundentitelkampf wohl entscheidende Spiel gegen den Lokalrivalen Blumenthaler SV, 48 Stunden später empfängt der JFV Bremen den Bundesligisten Werder Bremen zum Halbfinale im Bremen-Pokal.

Verbandsliga-Topspiel und Bremen-Pokal-Kracher, das sind zwei Highlights, die Mario Vukoja von seinem verpassten Finale zwar ablenken, es aber nicht ersetzen können. „Vom Pokal-Finale, geschweige denn von der Teilnahme am DFB-Pokal habe ich schon als kleiner Junge geträumt“, blickt der 23-Jährige zurück. Um dann auch wieder schnell den Blick nach vorne zu werfen: „Nach der Operation beginnt die Reha. Ich will schnell wieder arbeiten können, die Vorbereitung in der Winterpause wieder voll bestreiten und stärker zurückkommen als zuvor.“ Und das bei der SAV, mit der er sich natürlich am liebsten in der Serie 2023/24 seinen Finaltraum erfüllen würde. Den reicht er zunächst einmal an seinen Bruder und Mannschaftskameraden Marin weiter: „Mein Bruder kann meinen Traum leben und die Familie stolz machen. So ist wenigstens einer von uns im Fernsehen zu sehen.“

Zur Sache

Gegen die Übermannschaft

Im Verbandsliga-Topspiel gegen den Blumenthaler SV am Sonntag um 17 Uhr rechnet Mario Vukoja mit einem Gegner in Bestbesetzung, der nicht nur die bei den Herren in der Bremen-Liga erprobten A-Junioren, sondern auch die besten B-Junioren aus der Regionalliga aufbieten werde: „Uns erwartet eine Übermannschaft.“ Aber sieben Siege aus acht Spielen und eine seit mehreren Begegnungen unveränderte Besetzung haben das Selbstbewusstsein wachsen lassen und Vukoja sagt: „Wir haben auch mega Qualität. Noel Olszak trifft wie am Fließband, Shefik Osmani ist ein super Abwehrchef, ich könnte jeden einzelnen hervorheben. Die Mannschaft hat einen mega Schritt. Das freut mich als jungen Trainer.“ Unter dem Strich schätzt der JFV-Trainer die Kräfteverhältnisse so ein: „Die Chancen stehen 60:40 oder vielleicht eher 70:30 für Blumenthal.“ Dass es für Mario Vukoja in der Trainerrolle so gut läuft, führt er auf sein Feingefühl im Umgang mit den Jungen zurück: „Ich verstehe sie. Und ich bin nicht der Chef, sondern wie der große Bruder.“ Die Herangehensweise an das Derby beschreibt Vukoja so: „Die Mannschaft wird sich zerreißen.“

Gegen den Bundesligisten

Im Pokal-Halbfinale steht der JFV Bremen am Dienstag, 16. Mai, 19 Uhr, mindestens ebenso im Fokus wie beim Derby rund 48 Stunden zuvor. Denn da gastiert der Bundesliga-Sechste Werder Bremen um seinen Trainer Christian Brand im Vegesacker Stadion. Ein Bonusspiel für die Nordbremer, wie Mario Vokoja findet. Das allerdings auf Kunstrasen ausgetragen wird. Dahinter verbirgt sich die Idee, die Außenseiterchance um zehn Prozent zu verbessern. Vukoja: „Wir wollen es Werder unangenehm machen. Wir werden alle mobilisieren – Geschwister, Freunde, Onkel der Spieler. Auf Kunstrasen geht alles.“ Dass Werder beizukommen ist, hat Mario Vukoja schon selbst erlebt. In der U17 traf er mit dem Blumenthaler SV unter Trainer Marcel Kulesha auf einen SV Werder mit Johannes Eggestein und Niklas Schmidt (jüngst Torschütze beim 1:2 gegen Bayern München) – und verlor nur mit 1:2. Dass der JFV nur zwei Tage Verschnaufpause hat, findet Mario Vukoja unglücklich. Aber so lässt sich eine Mannschaftsfahrt per Bus nach Kroatien von Mittwoch bis Sonntag umsetzen. Am besten natürlich mit einer Pokalsensation im Handgepäck.

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