Mittwoch, 24. November: Als meine Eltern mich mit fünf Jahren zum Fußballtraining in Sandstedt schickten, packte mich das Fieber. Dieses lässt mich bis heute nicht los. Dabei habe ich den Großteil des Herrenbereichs beim FC Hagen/Uthlede verbracht. Nur zwei kurze Zwischenstationen beim Rotenburger SV und dem BSV Rehden stehen noch in meiner Vita. Aktuell erhole ich mich von meinem zweiten Kreuzbandriss. Die OP ist gute zwei Monate her und die Reha im vollen Gange. An Sport treiben ist leider noch nicht zu denken. Dennoch kreisen meine Gedanken immer wieder um den Fußballsport. Am Abend steht ein Spieltag in der Champions League auf dem Programm. Diese Abende verbringe ich gerne mit meinen Kumpels Bastian Bresser und Jens Schlenkermann. Bei dem einen oder anderen Kaltgetränk wird auch hin und wieder mal ein Wettschein gefertigt, um die Spannung etwas zu erhöhen. Hauptthema ist einmal mehr der Videoassistent, dessen Mitwirken zum Platzverweis für Dortmunds Emre Can führt. Ich wünsche mir bezüglich der Entscheidungsfindung mehr Transparenz. Vielleicht sollte es einen Verantwortlichen geben, der sich nach dem Spiel vor die Kamera stellt und solche Entscheidungen erläutert.
Donnerstag, 25. November: Nach der Arbeit habe ich einen Termin beim Physiotherapeuten Björn Bruns in Beverstedt. Neben diversen Übungen zum Aufbau der Beinmuskulatur steht auch Koordination auf dem Trainingsplan. Diese Einheiten sind mir nicht fremd. Schließlich ist es zwei Jahre her, dass ich mir zum ersten Mal das Kreuzband gerissen habe. Es ist Segen und Fluch zugleich, wenn man weiß, wie lang der Weg nach einer solchen Verletzung ist. Bei der Sporteinheit unterhalten wir uns über den ehemaligen Werder-Trainer Markus Anfang. Erinnerungen an Christoph Daum und dessen Koks-Affäre werden wach und gehen mit Unverständnis einher. Wer hätte gedacht, dass ein Trainer mal aufgrund eines Impfausweises seinen Job aufgeben muss?
Freitag, 26. November: Zum Start in das Wochenende bin ich zusammen mit meiner Freundin, Nadja Engel, zu einer kleinen Einweihungsparty eingeladen. Mein bester Freund, Bastian Bresser und seine Verlobte, Sarah Schneider, feiern ihren Einzug ins Eigenheim. Das Ganze findet selbstverständlich unter Einhaltung der Corona-Regularien statt. Gedanklich bin ich schon beim Heimspiel des FC Hagen/Uthlede am Folgetag gegen den TB Uphusen. Dabei mache ich mir auch Gedanken über meine sportliche Zukunft. Mein Kumpel schlägt vor, in Hagen wieder eine vierte „Herren“ anzumelden und noch ein paar Jahre zusammen zu kicken. Dabei handelt es sich um eine verlockende Idee. Aber auch eine Trainerkarriere hört sich interessant an. Oder sollte ich vielleicht doch wieder im Leistungsbereich angreifen? Ich habe ja noch genug Zeit, mir darüber Gedanken zu machen.
Sonnabend, 27. November: Unser Punktspiel wurde am frühen Morgen aufgrund des unbespielbaren Platzes abgesagt. Somit kann ich mir auf dem Sofa die erste und zweite Bundesliga anschauen, wobei ich als langjähriger Fan hauptsächlich an den Spielen von Werder Bremen interessiert bin. Die Corona-Zahlen lassen vermuten, dass volle Stadien schon bald wieder der Vergangenheit angehören werden. Die Werderaner bleiben wieder einmal hinter den Erwartungen zurück und verlieren bei Holstein Kiel. Ich habe mich bereits mit einem langfristigen Verbleib in Liga zwei angefreundet, denn in der Bundesliga abgeschossen zu werden, ist auch keine Wunschvorstellung. Es kann nur besser werden, wobei die Werder-Fans nach wie vor erstligatauglich sind.
Sonntag, 28. November: Am letzten Tag der Woche besuche ich gemeinsam mit meiner Freundin einen der wenigen Weihnachtsmärkte in Niedersachsen, der vor dem Sandstedter Hof stattfindet. Der Inhaber, Sönke Janz, hat mehrere Verkäufer eingeladen, die unterschiedliche Stände aufgebaut haben. Der Weihnachtsmarkt findet an jedem Advent statt. Unter 2G-Auflagen wird man auf das eingezäunte Gelände gelassen, wobei eine Maske getragen werden muss. In Kürze wird wohl eine 2G-Plus-Regelung eingeführt. Was dies für den Vereinssport bedeutet, bleibt abzuwarten. Am Abend erfahre ich, dass Ole Werner neuer Trainer bei Werder Bremen wird. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Trainer den Verein wieder in bessere Zeiten führen wird. Bei Holstein Kiel hat er bereits ordentliche Arbeit abgeliefert. Zudem ist mir eine externe Lösung immer noch lieber als einen weiteren Trainer aus den eigenen Reihen. Während die sportliche Zukunft in Bremen fürs erste geklärt zu sein scheint, steht über meiner persönlichen noch ein dickes Fragezeichen. Dabei spielt auch die berufliche Zukunft eine entscheidende Rolle. Wenn die Zeit reif ist, werde ich in meinen Körper hineinhorchen und eine Entscheidung fällen. Ich möchte dem Fußball jedoch in irgendeiner Form treu bleiben.
Montag, 29. November: Zum Wochenstart schaue ich mir nach Feierabend die NFL-Spiele der vergangenen Nacht an, die ich zuvor aufgezeichnet habe. Nicht nur aufgrund meiner amerikanischen Wurzeln beeindruckt mich dieser Sport durch seine ungeheure Athletik. Auch der taktische Aspekt spielt dabei eine große Rolle. Und falls ich dann doch mal eine Regel beim Football nicht kenne, wird sie mir von meinem Vater, Steven France, erklärt. Einst waren wir Fans der San Diego Chargers. Aber im American Football ist es ja mittlerweile normal, dass Vereine kurzerhand in eine andere Stadt verlegt werden. Heute sind die Chargers in Los Angeles heimisch und nennen sich L.A. Chargers. Gott sei Dank ist dies im deutschen Fußball nicht so leicht vorstellbar.
Dienstag, 30. November: Der letzte Tag des Monats hält ein wichtiges Heimspiel für den FC Hagen/Uthlede bereit. Auch wenn ich nicht mitwirken kann, werde ich die Mannschaft, so gut ich kann von draußen unterstützen. Der Verbleib in der Oberliga ist für uns zwar nicht elementar. Dennoch wollen wir sportlich alles versuchen, um die Klasse zu halten. Wenn eine schwere Verletzung etwas Gutes hat, dann ist es die Möglichkeit, die Arbeit der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer noch besser schätzen zu lernen, bei denen ich mich bedanken möchte. KH
Burak Öztekin, der Co-Trainer der Fußball-A-Junioren des Blumenthaler SV, wird als Nächster über seine Woche berichten.