Wann immer es geht, ist Thomas Riedel-Fricke, Gründer der Bremer Kaffeemarke Slokoffie, mit dem Lastenfahrrad unterwegs. Bis nach Berlin ist er damit sogar schon gefahren. Nicht ganz so weit hat er es am 27. Februar, wenn er von der Neustadt aus nach Schönebeck radelt, um dort in der Ökologiestation von seiner Geschäftsidee zu berichten.
„Slokoffie ist ein Klimakampagnen-Kaffee“, sagt Riedel-Fricke. „Für meinen Partner Maik Hembluck und mich steht der Umwelt- und Klimaschutz im Vordergrund. Das ist die Motivation, weshalb wir überhaupt Kaffee segeln.“ Anstatt mit dem Containerschiff, das für hohe CO2-Emissionen sorgt, kommen die Kaffeebohnen für das Start-up mit der „Avontuur“ nach Bremen. Bisher war das Segelschiff einmal für Slokoffie unterwegs und hat Kaffee von Honduras nach Bremen gebracht. Im Sommer ist ein weiterer Törn geplant.
Die Fahrt mit dem Segelschiff von Amerika nach Europa dauert allerdings deutlich länger als mit dem Containerschiff. „Von Honduras nach Bremen braucht man mit dem Containerschiff etwa zwei Wochen. Die ,Avontuur' hat zwei Monate gebraucht“, erzählt Riedel-Fricke. Allerdings habe sich das Schiff auch Zeit gelassen. Etwas schneller sei die Strecke schon zu schaffen.
Dennoch ist die „Avontuur“ im Vergleich langsam und das ist mit ein Grund für den Namen, den der Kaffee bekommen hat. „Die ,Avontuur' ist in den Niederlanden gebaut worden. Deshalb nutzen wir die niederländische Schreibweise Koffie für Kaffee. Und Slo, weil Geschwindigkeit nicht das Thema dieses Kaffeelabels ist, auch wenn wir versuchen, unsere Kunden so schnell wie möglich zu bedienen“, sagt Riedel-Fricke. „Aber mit dem Segelschiff und dem Fahrrad ist alles etwas langsamer.“
Anstatt mit dem Lastwagen werden die Kaffeesäcke mit dem Lastenfahrrad weiter transportiert. Nicht nur deshalb hat die „Avontuur“ nach ihrer ersten Fahrt für Slokoffie in Bremen angelegt und soll es auch bei ihrem nächsten Törn wieder. „Wir sind ein Bremer Kaffeelabel und wir wollen den Kaffee gerne in Bremen löschen“, betont der Unternehmer.
Vom Europahafen aus bringt Thomas Riedel-Fricke die Kaffeesäcke mit dem Lastenfahrrad zum Lagerort. Von dort geht es, ebenfalls per Rad, weiter nach Lilienthal, wo der Kaffee geröstet wird. Anschließend radelt er den Kaffee wieder nach Bremen, um ihn zu kommissionieren. „Hier werden die Sendungen zusammengestellt und innerhalb des Stadtgebietes auch mit dem Fahrrad ausgeliefert“, sagt er.
Besondere Ansprüche hat der Bremer nicht nur an die Transportwege. „Bio ist für uns ein Muss, weil Bio für uns Umweltschutz ist. Das andere sind die Arbeitsbedingungen, unter denen dieser Kaffee angebaut wird“, sagt der 62-Jährige. Wichtig sei ihm, dass die Menschen vor Ort fair bezahlt werden. „Mit der ersten Verladung haben wir eine Transparenz bezüglich der Bezahlung von den Pflückern gehabt. Wir haben aber noch keine Transparenz gehabt, was wirklich beim Bauern gelandet ist. Das wird bei der zweiten Ladung passieren“, verspricht Riedel-Fricke. Deshalb fahren die Bremer Unternehmer zu jeder Ladung einmal nach Honduras, um sich die Bedingungen vor Ort anzuschauen.
Auch wenn Thomas Riedel-Fricke und seinem Kompagnon viel am Klimaschutz liegt, können sie bei ihren Reisen in die Karibik auf das Flugzeug nicht verzichten. „Das ist der Zeitfaktor. Wenn wir keinen oder kaum Kaffee verkaufen, sind die Fixkosten trotzdem da“, sagt er. Deshalb sei es für sie nicht möglich, den langen Weg nach Honduras klimaneutral zurückzulegen.
Dass er sich so für den Klimaschutz und für faire Arbeitsbedingungen einsetzt, hängt damit zusammen, dass er die Möglichkeit dazu hat, wie Thomas Riedel-Fricke selbst sagt. „Ich habe mein Leben immer in der Schifffahrt zugebracht und hatte dann eben diese Möglichkeit, mit der ,Avontuur' Kaffee zu verschiffen. Meine Zeit im Betrieb war abgelaufen. Man hat einen besseren für den Job gefunden, was ich total in Ordnung fand. Die Abfindung, die ich bekommen habe, zusammen mit ein paar Ersparnissen, habe ich dann nehmen können, um in diesen Kaffee zu investieren“, erzählt er. „Meine Frau arbeitet auch, dadurch ist eben ein gewisses Grundeinkommen da und meine Kinder sind in Lohn und Brot. Von daher habe ich die Möglichkeit, etwas zurückzugeben und etwas Schönes zu machen.“
Ganz billig ist der faire und emissionsarme Kaffee allerdings nicht. Für ein Pfund Slokoffie muss der Kunde 16 Euro bezahlen. „Der Anfang war schwer“, sagt der Bremer. „Im vergangenen Jahr haben wir aber fast sieben Tonnen Kaffee verkauft.“ Monat für Monat komme mindestens ein neuer Kunde dazu. Leben kann er von dem Geschäft trotzdem nicht. „Dann müssten wir schon zehn Tonnen im Jahr verkaufen“, sagt er.
Weitere Informationen
Thomas Riedel-Fricke stellt sein Start-up Slokoffie am Donnerstag, 27. Februar, in der Ökologiestation, Am Gütpohl 11, vor. Beginn der Veranstaltung ist um 19 Uhr.
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