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Der BBV-Nachbau eines historischen Weserkahns war ein halbes Jahr lang in der Werft Mit der „Franzius“ ins Watt

Die lange Pause ist beendet. Der Weserkahn "Franzius" ist für etwa 30000 Euro in einer Werft in Ditzum überholt worden. Unter anderem hat der Nachbau eines historischen Lastenseglers einen sogenannten Wulstbug bekommen, der die Manövrierfähigkeit des Schiffes verbessert. Am Wochenende ist das Plattbodenschiff dann zur ersten Wattenmeersafari des Jahres gestartet.
25.04.2013, 05:00 Uhr
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Mit der „Franzius“ ins Watt
Von Julia Ladebeck

Die lange Pause ist beendet. Der Weserkahn "Franzius" ist für etwa 30000 Euro in einer Werft in Ditzum überholt worden. Unter anderem hat der Nachbau eines historischen Lastenseglers einen sogenannten Wulstbug bekommen, der die Manövrierfähigkeit des Schiffes verbessert. Am Wochenende ist das Plattbodenschiff dann zur ersten Wattenmeersafari des Jahres gestartet.

Vegesack. Nach mehr als sechs Monaten Werftaufenthalt ist die "Franzius" zurück an ihren Stammplatz im Vegesacker Hafen gekommen. Der Nachbau eines historischen Lastenseglers wurde in Ditzum an der Ems für etwa 30000 Euro überholt. Unter anderem hat das Plattbodenschiff einen sogenannten Wulstbug – einen Vorbau am Unterwasserbug – bekommen, durch den die Manövrierfähigkeit verbessert wurde.

In der Vergangenheit hatte die Crew des Weserkahns beim Manövrieren häufig Schwierigkeiten, weil das Schiff vorne aus dem Ruder lief. Unter anderem kam es dadurch im Sommer 2011 zu einer Kollision in der Schleuse Bremerhaven. An der "Franzius" entstand dabei ein Schaden in Höhe von 17000 Euro. "Es war auch eine Auflage der Versicherung, die Manövrierfähigkeit des Schiffes zu verbessern", sagt Helmut Detken, erster Vorsitzender des Vereins "Bremer Weserkahn Franzius".

Die "Franzius" war im November 2007 von einer Gruppe Bremer Kaufleute von der Bremer Bootsbau Vegesack (BBV) erworben worden. Die Werft hatte das Schiff 1999 fertiggestellt. Der Verein unter Vorsitz von Helmut Detken ist seither für Betrieb und Vermietung der "Franzius" zuständig.

Weserkähne segelten bis ins 19. Jahrhundert hinein auf der zunehmend versandenden Weser und verteilten Waren in die vielen kleinen Häfen bis nach Bremen. Mit Abschluss der großen Weserkorrektion durch den Wasserbauingenieur Ludwig Franzius und der Fertigstellung des Europahafens im Jahre 1888 verschwanden die Kähne aus dem Bild der Flussregion Unterweser.

Die 29 Meter lange "Franzius" ist eine gaffelgetakelte Ketsch (Zweimaster) mit insgesamt 273 Quadratmetern Tuch. Das Plattbodenschiff hat zwei Seitenschwerter und einen geringen Tiefgang von nur 1,25 Metern. Damit kann sie gut seichte Gewässer befahren und im Watt trockenfallen. In der auf Holzschiffe spezialisierten Werft in Ditzum hat die "Franzius" ein größeres Ruderblatt und einen Wellentunnel bekommen. "Dadurch wird die Kraft der Schraube erheblich besser genutzt", erläutert Detken.

Mit der Instandhaltung des Schiffes hat der gemeinnützige Verein finanziell eine ordentliche Last zu stemmen. "Die ,Franzius’ ist sehr wartungsintensiv. Allein deshalb, weil sie aus Holz ist", erläutert der Vorsitzende. Auch das Aufriggen – also das Aufstellen der Takelage – kostet schon etwa 10000 Euro.

Nur einen geringen Teil des Geldes nimmt der 65 Mitglieder zählende Verein durch Beiträge ein. Vielmehr ist er auf zahlende Gäste angewiesen, die zahlreiche Ein- und Mehrtagestörns auf der "Franzius" buchen können. An Bord kommen Touristen, aber auch Schulklassen, Studenten und Jugendgruppen, beispielsweise von der Deutschen Stiftung Sail Training, Betreiber der "Alexander von Humboldt II", und des Jugendhilfeträgers "Kriz".

Gäste werden voll integriert

Auf Tagesfahrten können bis zu 30 Gäste mitsegeln, für mehrtägige Touren bietet die Franzius 16 Schlafplätze plus Kojen für die Crew. Als Trainees gehören die Gäste auf dem Schiff zur Besatzung und werden voll in den Bordbetrieb integriert. Sie sammeln erste Segelerfahrungen und gehen mit auf "Wattenmeersafari", das heißt sie unternehmen in Begleitung eines Wattführers eines Wanderung auf dem Meeresgrund, wenn die "Franzius" trockengefallen ist. "Das kommt besonders bei Leuten aus dem Binnenland gut an", sagt Detken.

Zur Stammcrew gehören etwa 60 Personen; mindestens vier sind pro Törn an Bord. Alle arbeiten ehrenamtlich. "60 klingt erst einmal viel, aber wir haben mehr als 50 Törns pro Saison", erläutert er. Tatsächlich, so der Vorsitzende, brauche die Crew dringend Nachwuchs. Wer sich als Crewmitglied regelmäßig engagiert, beispielsweise als Decksmann oder -frau oder auch als Skipper, bekommt vom Verein einen Zuschuss für Fortbildungen.

Törns der "Franzius": In den kommenden Wochen gehen die Törns der "Franzius" von Bremerhaven aus. Am Montag, 17. Juni, startet die "Franzius" zu einer fünftägigen Überführungsfahrt von Vegesack über die Eider und den Nord-Ostsee-Kanal nach Kiel, wo am 22. Juni die Kieler Woche beginnt. Der gesamte Törnplan ist auf www.bremer-weserkahn-franzius-ev.de zu finden.

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