Mittwoch, 22. August: Da ich Semesterferien habe, startet mein Tag erst um 8.30 Uhr. Es ist mein letzter voller Trainingstag, bevor ich am Freitag zum 3. Nationen-Cup nach Massenhoven in Belgien fahre. Dies wird mein erster Wettkampf seit der deutschen Meisterschaft vor fast zwei Monaten sein, bei der ich Zweiter geworden bin. Gegen 10 Uhr starte ich mit Krafttraining. Im BMX spielen die Beine eine große Rolle. Es kommt vor allem auf eine hohe Maximal- und Schnellkraft an. Ebenso ist aber auch die Stabilisationsmuskulatur in Bauch und Rücken wichtig. In meiner Studienheimat Vechta wäre ich ins Fitnessstudio gegangen. Aber ich habe mir die nötigsten Geräte und Gewichte auch für Zuhause gekauft. Am Abend steht das Training auf der BMX-Strecke auf dem Oeversberg in Grohn an. Wir trainieren seit kurzem in einer Gruppe von sechs Leuten mit Kristaps Veksa aus Lettland als Trainer. Das Training in der kleinen, recht leistungshomogenen Gruppe gefällt mir sehr gut, da wir besser gefördert und gefordert werden können als im normalen Vereinstraining.
Donnerstag, 23. August: Ich erledige ein paar Sachen für die Universität und habe bald ein Blockseminar im Fach Sport zum Schwimmen. Hier muss ich, neben dem praktischem Anteil, auch ein Referat halten, für das ich schon mal ein wenig vorarbeite. Das Sportstudium gefällt mir sehr gut, insbesondere die praktischen Seminare. Ich komme mit einer großen Bandbreite an Sportarten in Kontakt, die ich unter anderen Umständen wahrscheinlich nie probiert hätte. Am späten Nachmittag helfe ich auf dem landwirtschaftlichen Betrieb meines Vaters Lutz beim Melken und Versorgen der Tiere aus. Die Maisernte steht, durch die Dürre im Sommer, dieses Jahr schon sehr früh an. Mein Vater hat die angekündigten Hilfen der Bundesregierung positiv aufgenommen. Gerade für Futterbaubetriebe sind diese nötig, da sie besonders stark betroffen sind. Ärgerlich ist allerdings, dass einige Parteien eine politische Diskussion daraus entwickeln und die ökologische Landwirtschaft thematisieren, obwohl solche Betriebe genauso unter dem Wetter leiden. Die Landwirtschaft, ob konventionell oder ökologisch, trägt keine Schuld am Klimawandel. Am Abend treffe ich mich noch mit meinen Freunden Jooris Gärtner und Lennart Scholz zum Grillen.
Freitag, 24. August: Ich freue mich auf den Wettkampf, aufgeregt bin ich aber noch nicht. Nachdem ich meine Sachen gepackt habe, gehe ich noch einmal mit unserem Familienhund Bonnie auf den Weiden hinter unserem Haus spazieren. Wir sind relativ weit abseits von Wohnhäusern und Straßenlärm. Es wirkt immer sehr friedlich hier. Um 13 Uhr begeben wir uns auf die etwa 500 Kilometer lange Fahrt. Ich fahre zusammen mit Sebastian „Basti“ Nötzel und dessen Vater Holger nach Belgien. „Basti“ und ich fahren beide im
„Z BMX Racing Team Zeven“. Dieses unterstützt uns mit Ausrüstung und Trainingsmöglichkeiten. Außerdem unterstützen wir uns untereinander, wo es geht. Der dritte Fahrer unseres Teams, Noah Adam, hat eine Schulterverletzung erlitten und ist deshalb an diesem Wochenende leider nicht mit dabei.
Sonnabend, 25. August: Für „Basti“ steht heute der Wettkampf an. Er qualifiziert sich nach guten Platzierungen in den drei Vorläufen für das Achtelfinale. Wir sprechen jeden Vorlauf noch einmal durch. Ich versuche, ihm ein paar Tipps zu geben. Kristaps Veksa schicken wir Videos von seinen Läufen zu. Er gibt ebenfalls noch ein paar Tipps aus der Ferne. Mir fällt schon früh auf, dass die Kurven sehr eng sind. Dies macht es schwierig, zu überholen. Das Rennen ist daher oftmals schon nach der ersten Kurve entschieden. „Basti“ kann sich für das Halbfinale qualifizieren. Das ist sein bisher größter Erfolg auf internationaler Ebene. Ich freue mich sehr für ihn. Im Halbfinale belegt Basti am Ende den fünften Platz und schrammt damit ganz knapp am Finale vorbei. Nach einem Essen in einem nahe gelegenen Restaurant habe ich noch eine Trainingseinheit auf der Strecke. Ich finde, dass sie etwas zu klein geraten ist und technisch anspruchsvoller sein könnte.
Sonntag, 26. August: „Bastis“ Warm-Up beginnt schon um 8 Uhr morgens. Für mich geht es erst am Nachmittag los. Mein erster Vorlauf läuft gut. Ich erreiche den zweiten Platz und gehe mit einem guten Gefühl in den zweiten Vorlauf. Leider geht hier alles schief. Nach einem guten Start befinde ich mit einem Belgier im Kampf um Platz zwei. Allerdings werde ich in der zweiten Kurve von ihm sehr weit rausgedrängt und verliere mein Momentum. Ich kann mich mit Mühe und Not auf den fünften Platz retten. Im dritten Vorlauf läuft es leider nicht besser. Ich reihe mich nach der ersten Kurve auf dem fünften Platz ein und schaffe es leider nicht, weiter vorzurücken. Somit gehe ich wieder als Fünfter ins Ziel und bin damit ganz knapp nicht im Viertelfinale. Ich bin frustriert. Es ärgert mich, dass ich nicht meine volle Leistung zeigen konnte. Auch wenn der BMX-Sport manchmal unberechenbar ist, bin ich sauer auf mich selbst.
Montag, 27. August: Ich nutze meine Ferien und schlafe aus. Anschließend packe ich meine Sachen vom Wochenende wieder aus und setze mich noch ein wenig an mein Referat. In der nächsten Woche habe ich nur wenig Zeit, daran weiterzuarbeiten, da ich schon wieder auf einem Wettkampf bin und anschließend noch ein paar Tage durch Belgien und Frankreich mit Freunden aus Bielefeld reisen möchte. Ich hoffe, dass es bis dahin wieder wärmer wird. Am Abend trainieren wir wieder auf der BMX-Strecke in Grohn. Ich schaue mir zuerst die letzte Kurve an und finde es gut, dass sie endlich gepflastert wird. Befestigte Kurven sind mittlerweile auf annähernd allen Strecken in Nord-Deutschland vorhanden und sorgen auch dafür, dass bei schlechtem Wetter vernünftig trainiert werden kann. Einige Mitglieder des Vereins sind hier wirklich sehr engagiert und arbeiten fast jeden Sonnabend an der Strecke. Das finde ich bewundernswert. Ich fühle mich noch ein wenig schlapp und bin froh, dass unser Trainer vor allem auf das Techniktraining fokussiert. Außerdem sprechen wir den Wettkampf vom Wochenende durch.
Dienstag, 28. August: Mein Tag beginnt um kurz vor 6 Uhr. Ich muss beim Melken aushelfen, da mein Vater heute einen Termin hat. Die Arbeit mit den Tieren macht mir aber Spaß, das frühe Aufstehen nicht so sehr. Nach dem Frühstück schiebe ich eine Einheit Krafttraining ein. Am Wochenende habe ich gemerkt, dass ich auf den ersten Metern nach dem Start schneller sein muss. Um mich hier zu verbessern, führt kein Weg am Krafttraining vorbei. Gegen Mittag nehme ich mit meinen Freunden Jooris Gärtner und Jannis Rodiek den Zug nach Hamburg und schaue mir die Stadt an.
Klaas Jachens (21)
ist ein international agierender Fahrer des Vegesacker BMX-Clubs. Der Youngster studiert Sport und Erziehungswissenschaften auf Lehramt in Vechta.
Weitere Informationen
Sascha Steinbusch, der neue Trainer des aus der Fußball-Bezirksliga abgestiegenen 1. FC Burg, wird als Nächster über seine Woche berichten.