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Ökologiestation Klimaschutz hilft dem Teichleben

Was findet sich für ein reichhaltiges Leben unter Wasser, und wie kann Natur- und Klimaschutz hier helfen? Bei Mitmachaktionen auf der Ökologiestation wird es erklärt, auch als Inklusionsprojekt.
18.05.2023, 16:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt/jöh

„Die Natur selbst zu erleben, ist für Menschen mit Einschränkungen extrem wichtig“, sagt Yvonne Gramlow, Pflegefachkraft in der Stiftung Friedehorst. Auf der Ökologiestation in Schönebeck hatten einige von ihnen Gelegenheit, eine verborgen lebende Tierwelt zu erkunden.

Das Tierleben in Teichen spielt sich weitgehend unter Wasser und damit für den Menschen unsichtbar ab. Mit Hilfsmitteln kann man ihm allerdings nahekommen. „Wir brauchen Kescher, Lupen, Eimer, Wannen und Bestimmungstafeln“, macht Martina Schnaidt von der Ökologiestation zu Beginn deutlich. Allerdings sei dies ein Equipment, das so schwer und umfangreich ist, dass sie es selbst nicht tragen könne. Deshalb werden die Teilnehmenden auch gleich zu Beginn der Exkursion eingebunden – als Transportkräfte.

Mit dem Kescher durch den Wald

Es geht durch den frisch begrünten Buchenwald, bis über einen langen Bohlenweg einer der beiden Teiche auf dem Gelände der Ökologiestation erreicht wird. Schon aus einiger Entfernung ist das laute Keckern der Grünfrösche zu hören. Doch die scheuen Amphibien verstummen sofort, als die Exkursionsteilnehmenden das Ufer des vorderen großen Teichs erreichen. Als Martina Schnaidt Wasser aus dem Teich schöpft, sitzt dann gleich ein kleiner Frosch im Eimer – sehr zum Entzücken der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die mit dabei sind.

Sie alle erhalten einen Kescher, mit dem sie selbst durchs Wasser streifen und den Inhalt in die Eimer entleeren können. Anschließend wird in großen weißen Wannen nachgeschaut, was alles an Wasserinsekten, Schnecken, kleinen Krebsen, aber auch Amphibien gefunden wurde.

„Den Bisam möchte ich gern auch keschern“, gesteht eine Teilnehmerin. Doch das wird schwierig. Denn das wasserlebende Nagetier, das sich kurz zwischen den Binsen am Ufer blicken lässt, zieht sich schnell in seinen Bau zurück. Schon nach wenigen Minuten lassen sich in den Wannen auch die kiementragenden Larvenphasen der Frösche – mehrere Kaulquappen – beobachten. An Größe werden diese von einigen Insekten wie dem Wasserskorpion oder riesigen Gelbrandkäferlarven übertroffen. Die imponieren den Teilnehmenden besonders, haben sie doch mächtige Greifzangen am Kopf.

Vanessa, eine der Bewohnerinnen von Friedehorst, lauscht einen Moment am Ufer des Teichs: „Das ist so schön ruhig hier“, sagt sie, „man hört nichts als das Zwitschern der Vögel“. Tatsächlich singen, während die Frösche verstummt sind,  Buchfink, Kohlmeise und Zaunkönig weiterhin ihr Lied.

Generationsübergreifendes Projekt

Bis August 2025 bietet das generationsübergreifende Projekt „Klimaschutz und Inklusion“ in Friedehorst zahlreiche Veranstaltungen zum Thema „Klimaschutz im Alltag“ an. In Kooperation mit der Ökologiestation in Schönebeck laufen mehrere Aktionstage zum Thema Biodiversität, zu denen auch das Erlebnis der Wasserwelten in einem Teich gehört.

Biologin Martina Schnaidt beschränkt die Aktion am Stillgewässer der Ökologiestation nicht darauf, Tiere zu fangen, zu beobachten und zu bestimmen. Vielmehr nimmt sie den Lebensraum auch zum Anlass, auf das Thema Klimawandel einzugehen: „Die meisten Wassertiere atmen mit Kiemen – was geschieht also mit ihnen, wenn in trockenen Sommern der Teich austrocknet?“ In den letzten überdurchschnittlich warmen Jahren sei dies mehrfach passiert – für die aquatische Fauna eine Katastrophe. Denn viele Libellenarten zum Beispiel leben als Larven mehrere Jahre unter Wasser und können selbst eine kurzfristige Austrocknung nicht überleben.

„Hinzu kommt, dass sich durch den Klimawandel auch die Wassertemperaturen erhöhen“, erklärt Martina Schnaidt. „Das bedeutet, dass weniger Sauerstoff im Wasser gelöst ist und die Tierwelt Probleme mit der Atmung bekommen kann.“
Das Thema Klimawandel vertieft Martina Schnaidt mit einem kleinen Suchspiel: Auf Kärtchen hat sie einige Folgen des Klimawandels, wie Wassermangel oder trockene Böden notiert. Die Teilnehmenden müssen die Kärtchen im Wald suchen und an einer Wäscheleine aufhängen.

Grün umrahmte Kärtchen zeigen Aspekte des Klimawandels auf, die von jedem durch sein Verhalten beeinflusst werden können. Da geht es vom Fahrrad-, statt Autofahren bis zum Reparieren, statt Wegwerfen – viele Möglichkeiten, aktiv Klimaschutz zu betreiben. Vor diesem Hintergrund bietet der Teich in der Ökologiestation ein eindrucksvolles Beispiel, wie Naturschutz und Klimaschutz ineinander greifen.

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