Erst gab es Streit, jetzt gibt es einen Kompromiss. Statt die Grundschule Borchshöhe zu einer Oberschule zu machen, bleibt sie, was sie ist – und bekommt stattdessen eine neue Oberschule zum Nachbarn. Das Schulgelände wird damit zum Campus: mit zwei Gebäudekomplexen, zwei Kollegien und zwei Schulleitern. Inzwischen wird an einem pädagogischen Konzept gearbeitet, an einem baulichen dagegen noch nicht. Das neue Bildungsangebot soll starten, ohne dass vorher Bagger rollen.
Die Grundschule Borchshöhe hat nach Ansicht der Behörde nämlich Platz für zwei Schulen. Jedenfalls für das nächste Schuljahr. Darum sollen Entwürfe von Architekten voraussichtlich erst 2021 folgen. Davon geht zumindest Annette Kemp aus. Die Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) sagt, dass im Grunde alles vorhanden ist, was die neue Oberschule zunächst braucht. Sie spricht von einer ausreichenden Zahl an Räumen und davon, dass die Schule langsam größer werden soll.
Nach ihrer Rechnung wird die Oberschule zum neuen Schuljahr erst einmal mit einer sechsten Klasse und zwei fünften Klassen inklusive sogenannter W- und E-Schüler beginnen, Kinder mit Wahrnehmungs- und Entwicklungsstörungen. Kemp kommt auf 34 Mädchen und Jungen. Auch Schüler mit Lern-, Sprach- und Verhaltensdefiziten werden ihr zufolge aufgenommen. Später, wenn die Schule wie geplant 18 Klassenverbände hat und bis zur zehnten Jahrgangsstufe geht, wird sie bis zu 420 Schüler haben.
Im Prinzip beginnt die Oberschule erst einmal unterm Dach der Grundschule. Damit wird fortgesetzt, was es am Bildungsstandort Borchshöhe schon vorher gab: Unterricht von Klasse eins bis sechs. Mit dem Unterschied, dass die Grundschule nicht mehr Modellschule ist – sie war bremenweit die einzige mit mehr als vier Jahrgängen. Der Sonderstatus ist zwar gestrichen, nicht aber die Möglichkeit für die Grundschüler, auf eine Oberschule zu wechseln, ohne das Gelände verlassen zu müssen. Das hat die Bildungsbehörde mit den drei Regierungsparteien und der CDU als Schulkonsens-Partner ausgehandelt. Mehrere Monate war darüber diskutiert worden, wie es mit der Schule weitergehen soll, wenn sie nicht mehr Modellschule sein kann. Zwei Sondersitzungen der Parteien hatte es gegeben, einen offenen Brief der Grünen und mehrere Elternabende. Mütter und Väter kritisierten, dass sie ihre Kinder eben genau deshalb an der Schule angemeldet hätten: Weil sie dort länger in ihrem gewohnten Lernumfeld bleiben könnten.
Sie befürchteten zudem, dass an der Schule fortan nicht mehr so unterrichtet werden kann wie bisher. An der Borchshöhe gibt es keinen Frontalunterricht. Gelernt wird in Gruppen, die jahrgangsübergreifend sind. Der Erstklässler lernt vom Drittklässler, der Drittklässler vom Erstklässler – ein Modell, das nicht nur für die Eltern ein Erfolgsmodell ist. Auch für Juroren ist es das. Zweimal war die Schule beim Deutschen Schulpreis dabei. 2016 schaffte sie es unter die Top 20, ein Jahr später auf den zweiten Platz.
Senatorensprecherin Kemp geht fest davon aus, dass auch das pädagogische Konzept für die neue Oberschule gut wird. Ihr zufolge wird es voraussichtlich im Juni vorliegen, damit es nach den Sommerferien umgesetzt werden kann – nach und nach. Kemp sagt, dass zwei Lehrkräfte dabei sind, einen Bedarfsplan für neue Räume und neue Pädagogen auszuarbeiten. Ihre Zahl soll sich wie die der Schüler von Jahr zu Jahr erhöhen. Momentan wird die Grundschule, die eine Ganztagsschule ist, von 180 Kindern besucht.
Wann die Bauarbeiten beginnen werden, um aus dem Schulgelände einen Campus mit zwei separaten Gebäudekomplexen zu machen, ist laut Kemp noch unklar. Und deshalb auch, wie viel das Projekt Borchshöhe unterm Strich kosten wird.