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Handball-Landesliga Männer Mit Herzblut und Franzbranntwein

Nils Zittlosen ist einer von drei Routiniers aus der zweiten Mannschaft, die den Landesliga-Handballern des SV Grambke-Oslebshausen zum Klassenerhalt verhelfen sollen.
29.03.2023, 17:05 Uhr
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Von Rainer Jüttner

Es ist ein ewiges Ritual. Wenn Nils Zittlosen in der Kabine vor dem Spiel in seine Sporttasche greift, wissen seine Teamkollegen schon, was jetzt kommt und können  sich in der Regel ein Grinsen nicht verkneifen. Zum Vorschein kommt dann eine Flasche Franzbranntwein und mit dem Inhalt reibt sich der Handballer dann sorgfältig die Beine ein – fertig ist die Prophylaxe à la Zittlosen. "Keine Ahnung , ob das wirklich hilft. Ich habe damit aber ein gutes Gefühl und darauf kommt es an", sagt der 38-Jährige.

Die vielen Jahre, die er ohne großartige Verletzungen überstanden hat, bestätigen diese These. Seit über drei Jahrzehnten steht er jetzt auf der Platte, seit vier Spielen auch wieder in der ersten Mannschaft des SV Grambke-Oslebshausen und erlebt dort zurzeit seinen x-ten Frühling.

Denn eigentlich hatte sich der langjährige Oberliga-Spieler bereits "endgültig" in die zweite Mannschaft in die Bremenliga zurückgezogen, doch der Hilferuf der abstiegsgefährdeten Ersten spülte ihn gemeinsam mit den Routiniers Bengt Kohrt und Torwart Daniel Schimske wieder in die Landesliga. Diese Maßnahme war zuvor intensiv mit der zweiten Mannschaft besprochen und von allen ausdrücklich für gut befunden worden und verlief bislang sehr erfolgreich. Mit fünf Punkten aus drei Spielen kletterte der SVGO mittlerweile auf den zehnten Tabellenplatz, hat aber zurzeit lediglich einen Punkt Abstand zu den Abstiegsplätzen.

Für Nils Zittlosen ist diese vereinsinterne Unterstützung selbstverständlich und hat auch noch einen ganz besonderen Charme. "Es ist toll und macht Spaß, wenn man helfen kann. Und es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn einem die jungen Mitspieler sagen, dass sie einen schon als E-Jugendliche bei unseren Spielen auf der Tribüne angefeuert haben und jetzt  gemeinsam mit uns auf dem Feld stehen." Dann ist er dann beispielsweise doppelt so alt wie der Halblinke Simon Lamping. Der Groß- und Außenhandelskaufmann schätzt aber auch die Atmosphäre in der Landesliga. "In der Bremenliga sind die Besucherzahlen überschaubar. Hier spielst du wieder vor einer guten Zuschauerkulisse, wirst mit Trommeln angefeuert. Das ist schon eine ganze andere Kiste", sagt er.

Dabei weiß Zittlosen genau, wie es auch noch zwei Etagen höher zugeht. Er feierte unter Trainer Gerd Anton mit dem TV Grambke auch den Aufstieg in die Oberliga, nachdem er ab dem fünften Lebensjahr alle Nachwuchsstationen des TVG durchaufen hatte und später Stammspieler der Verbandsliga-Männer wurde. Im Alter von 25 Jahren hätte er sogar zum Zweitligisten TSV Bremervörde wechseln können. "Das war ein tolles Angebot, aber ich war privat eingespannt, gerade in der Ausbildung und wir hatten in der Oberliga eine starke Truppe. Da habe ich mich dann dagegen entschieden", erklärt er.

Verständlich, dass den Vollbluthandballer es darum auch anspornt, jetzt wieder in der Landesliga zu spielen. Die stärkeren Gegner und das höhere Tempo reizen ihn. In der Bremenliga ist der 1,95-Meter-Hüne mit seinen über 100 Kilo so gut wie nicht aufzuhalten und selbst in der Landesliga ist der Linkshänder nur schwer zu stoppen. "Die ganz große Keule ist vielleicht nicht mehr da, aber das kann ich durch andere Dinge kompensieren", sagt und unterstreicht dies mit 17 Treffern aus den letzten vier Spielen.

Für SVGO-Trainer Michael Meyer steht die Trefferquote von Nils Zittlosen allerdings gar nicht im Mittelpunkt. "Am Angriff war unsere Ausbeute immer gut, aber in der Abwehr sind Nils und auch Bengt Kohrt für uns Gold wert. Sie bilden den Innenblock und machen uns wesentlich stabiler und auch Daniel Schimske ist eine wichtige Stütze." Für den SVGO-Coach sind die langjährige Erfahrung und die Routine entscheidend. "Nils kann auch die schwierigen Situationen schnell einschätzen und ist gerade für unsere jungen Leute ein Ruhepol. Er hat Handball verstanden und ist körperlich präsent."

Apropos Körper: Natürlich sind die vielen Jahre Handball nicht spurlos an Nils Zittlosen vorüber gegangen. "Nach so manchem Spiel tut mir schon einiges weh, aber ich bin ehrlich froh, dass ich nicht körperlich arbeiten muss, sondern eher am Schreibtisch arbeite." In Sachen Verletzungen hat er viel Glück gehabt, ihm macht nur ab und an die Schulter des Wurfarms zu schaffen. Das war auch einer der Gründe für eine zwischenzeitliche Auszeit. "Vor etwa fünf Jahren erwarteten wir Nachwuchs und da war eine Pause ganz gut", so der Routinier, der es danach ziemlich genau ein Jahr ohne Handball aushielt. Da sprach ihn  Jörg Rutenberg, Trainer der SVGO-Reserve an und Zittlosen half wieder einmal aus.

"Handball macht mir nun einmal großen Spaß", sagt er, und so ist er in diesen Wochen mit seinen beiden Mitstreitern erneut auf Rettungstour und es stellt sich schon die Frage, warum Nils Zittlosen denn nicht gleich weiter in der Ersten  spielt? Für den Rückraumakteur ist indes klar, dass sein Engagement nach Saisonende und dem erhofften Klassenerhalt beendet ist.  "Es kann ja nicht sein, dass wir jedesmal auf diesem Weg doch noch irgendwie die Kurve kriegen. Der Plan muss sein, dass Team so aufzustellen, dass wir nicht mehr gebraucht werden."

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