„Jetzt ist die beste Zeit, Nistkästen für Meisen aufzuhängen“, sagte Gisela Gieschen, erste Vorsitzende der Naturfreunde Deutschlands, Ortsgruppe Vegesack. Doch bis Ende Februar sollten alle Kästen im Garten hängen, weil Kohl- und Blaumeisen dann ihre Suche nach Brutplätzen abgeschlossen haben. Deshalb ging es an den gemeinsamen Häuslebau.
Im Naturfreundehaus Brundorf fanden Kinder und Erwachsene alles vor, um auf der Terrasse des Hauses ein fertiges Vogelhäuschen zurecht zu zimmern. Als Gast war Florian Scheiba vom Naturschutzbund Bremen eingeladen, der auch Material für größere Nistkästen dabei hatte. „Mit der Bodenplatte fangen wir an, dann kommen Rückwand und die Frontplatte. Sie muss innen rau bleiben, weil die Jungvögel sonst nicht zum Einflugloch klettern können“, erklärte Florian Scheiba.
Ein schräges Dach für Regenabfluss
Die runde Öffnung vorn sollte für Kohlmeisen die Mindestgröße von 32 Millimetern haben, damit die Tiere auch hindurchpassen. Zum Abschluss wurde oben noch ein schräges Dach aufgesetzt, von dem der Regen abfließen kann. „Die Kästen werden jedoch auch von Blaumeisen angenommen, seltener von Grauschnäpper und Trauerschnäpper“, sagte Florian Scheiba.
Für die Vielzahl an heimischen Vogelarten gibt es mittlerweile eine fast schon verwirrende Fülle an Nistkästen, die ihre eigenen Lochdurchmesser und Aufhäng-Höhen haben: 120 Millimeter muss das Loch für den großen Waldkauz messen, während für die kleine Blaumeise schon 26 Millimeter genügen. Die Kästen für Meisen können auch mit zwei bis drei Metern Höhe wesentlich tiefer hängen als zum Beispiel Eulenkästen, die in Höhen von mehr als zwölf Metern angebracht werden sollten, empfiehlt der Nabu.
Auf der Terrasse des Naturfreundehauses wurde Levi, drei Jahre alt, von seiner Mutter Linda Lucas beim Zusammenschrauben der Holzteile unterstützt. Die Arbeit mit dem Akkuschrauber würde den Kleinen noch überfordern, um so eifriger sei er dabei, die Bretter mit Sandpapier glatt zu schleifen, erklärte die Mutter. „Dann können sich die Vögel an Holzsplittern nicht verletzen“, wusste Levi bereits. Linda Lucas, die aus Bremen-Hastedt angereist war, will den Nistkasten im eigenen Garten aufhängen. Dann könne ihr Sohn beobachten, wie die Meisen ihrem Brutgeschäft nachgehen.
Bettelrufe der Jungen
Wenn das Nest mit Moos, Wolle, Federn, Halmen oder Haaren ausgestattet ist, legt die Kohlmeise acht bis zehn Eier, die etwa 14 Tage bebrütet werden. Anschließend lassen sich die Bettelrufe der Jungen hören, die rund 20 Tage in ihren Nestern sitzen, bis sie das Fliegen erlernen - erzählten die Fachleute. „Da Meisen Reviere bilden, ist es wichtig, im Garten nicht zu viele Kästen und nicht zu nahe beieinander aufzuhängen“, riet Florian Scheiba.
Einen Nistkasten im Garten zu haben, gilt längst als Sinnbild des Naturschutzes, allerdings sei dies nur ein erster Schritt. Der Nabu empfiehlt, heimischen Pflanzen im Garten den Vorzug zu geben und auf Gifte zu verzichten. Nur dann wäre auch ein ausreichendes Angebot an Insekten gewährleistet, mit denen die jungen Meisen gefüttert werden.
„Man kann ab und zu beobachten, wie zum Beispiel der Buntspecht versucht, das Einflugloch eines Nistkastens aufzuhämmern, um die Jungen zu rauben“, erzählte Florian Scheiba. „Deshalb überlegen wir, ob wir nicht eine Metallplatte um das Loch herum anbringen.“ Doch trotz Fressfeinden und insektenarmen Gärten seien die Bestände von Kohl- und Blaumeisen in den letzten Jahren recht stabil, so Scheiba weiter. Dazu würden auch die milden Winter beitragen, in denen die Vögel ausreichend Futter finden.
„Eigentlich sind die Meisen ja Höhlen- und Nischenbrüter, die sich ohne Nisthilfen durch den Menschen in Baumhöhlen, Spalten und auf Felsvorsprüngen ihre Nester bauen würden“, sagte er. „Doch die Meisenkästen sind eine gute Zusatzmaßnahme. Und nicht zuletzt erfüllen sie eine wichtige pädagogische Funktion: Kinder können im Garten den Meisen zusehen, wie sie Futter für die Jungen eintragen, bis sie schließlich das sichere Fliegen von Baum zu Baum erlernen.“