In der Handball-Oberliga der Männer steigt die Spannung. Zwei Spieltage sind noch zu absolvieren, fünf Mannschaften müssen um den Klassenerhalt zittern, vier davon massiv. Unter ihnen befindet sich die HSG Schwanewede/Neuenkirchen, die aktuell noch der jeweils gewonnene direkte Vergleich gegen die punktgleichen OHV Aurich II und TSG Hatten-Sandkrug vor dem drohenden Abstieg bewahrt.
Im Gegensatz zur Tabellenlage herrscht bei den „Schwänen“ hinsichtlich ihrer Kaderplanung für die kommende Saison bereits weitgehende Klarheit. Teammanager Henning Schomann listet für die kommende Saison 18 Akteure auf. Drei Spieler werden das Team verlassen, dafür schließt sich mit Felix Fuchs vom SV Grambke-Oslebshausen der Torschützenkönig der Landesliga den „Schwänen“ an. Bei einem Spieler ist die Zukunft offen.
Ganz selbstverständlich ist es nicht, ein Aufgebot von solch einer Breite in dieser Situation festzuzurren. „Wir haben seit vier Jahren das gleiche Problem, dass wir zur Gesprächszeit wenig attraktiv wirken, weil wir da noch keine Liga sicher haben“, schildert Henning Schomann die erschwerte Lage. „Hinzu kommt, dass wir für Spieler, die uns weiterhelfen würden, nur schwer zu erreichen sind.“ Während das der ein oder andere Klub mit einem Griff ins Portemonnaie ausgleicht, verfolge die HSG Schwanewede/Neuenkirchen diesen Weg nicht.
Welche Spieler gehen?
Jan Tholen, Moritz Voskamp und Kai Tiedje werden dem Tabellenzehnten in der kommenden Saison nicht mehr zur Verfügung stehen. „Die Mannschaft und der Verein verdienen einen hundertprozentigen Einsatz, den ich momentan noch voll geben kann. Aber ich merke, dass die hohe Belastung, unter anderem durch die lange Anfahrt, an mir zehrt“, gibt der in Oldenburg wohnende Schlussmann Jan Tholen zu verstehen. „Im Winter habe ich dann in mich gehorcht und festgestellt, dass ich für die nächste Saison nicht mehr in der Lage wäre, alles zu geben. Meiner Meinung nach ist es dann nur fair, einen klaren Schnitt zu machen. So schwer es mir bei diesem Verein auch fällt“, so Tholen weiter.
Der Rückraumspieler Moritz Voskamp hört als Jungvater mit beruflicher Schichtdienstbelastung auf, der Rechtsaußen Kai Tiedje, Student in Düsseldorf, hatte seine Unterstützung absprachegemäß schon mit dem Comeback von Tim Paltinat heruntergefahren.
Wer Spieler kommen hinzu?
Als externen Neuzugang holen sich die „Schwäne“ einen Linksaußen mit der Geschwindigkeit eines PS-Boliden inklusive eingebauter Torgefahr vom SV Grambke-Oslebshausen ins Boot, denn Felix Fuchs ist der mit großem Abstand führende Top-Torjäger der Landesliga (222/73 Treffer in 25 Spielen). „Ich habe das Gefühl, dass es Zeit ist für eine neue persönliche Herausforderung. Der Spielstil passt richtig gut zu mir und ich sehe da eine coole sportliche Perspektive. Ich hoffe, dass ich in der neuen Umgebung noch mal über mich hinauswachsen kann und habe richtig Bock auf die kommende Saison“, verrät Felix Fuchs seine Wechselmotive.
„Felix ist extrem spritzig und bringt in der Abwehr die gleiche Grundaggressivität wie Til Sonnewald“, freut sich HSG-Trainer Thorben Kruse über die Zusage, zumal neben Til Sonnewald auch Marcel Behlmer als zweiter linker Flügelspieler beruflich im Schichtdienst steht. „Felix bringt mit seiner Geschwindigkeit und seinen Handgelenkswürfen eine ganz andere Alternative mit“, findet Henning Schomann.
Aus der A-Jugend rücken Lukas Helmke, Tammo Thalmann (beide Tor), Moritz Helmke (Kreis) und Arne Thalmann (Rückraum) altersbedingt auf, aus der A-Jugend 2025/26 wird außerdem Hannes Holthausen (Rückraum) wie schon in dieser Saison wieder partiell eingesetzt werden.
Welche Spieler bleiben?
Mit zwölf Spielern seien die Verlängerungsgespräche erfolgreich verlaufen, berichtet Henning Schomann und führt namentlich Kevin Ritter, Marlon Martens, Malte Luhrmann, Jonas Keller, John Westermeier, Niklas Mechau, Lars Winkel, Lukas Neumann, Tim Paltinat, Marcel Behlmer, Til Sonnewald und Dominik Koppenstein auf. „Wir sind noch nicht ganz fertig, aber gut aufgestellt“, beurteilt Schomann den derzeitigen Kader. Für zwei Akteure gelten allerdings Einschränkungen. Der Torwart Dominik Koppenstein wird, wie schon in dieser Spielzeit, auch in der kommenden Saison Teile seines dualen Studiums in Stuttgart verbringen und seiner Mannschaft mehrfach monatsweise fehlen. Beim an der Schulter verletzten Rückraumspieler Niklas Mechau wird die Rückkehr aufs Feld erst gegen Jahresende erwartet.
Welche Personalien sind offen?
Cedric Scharnke hat sich hinsichtlich seiner sportlichen Zukunft noch nicht geäußert. „Ich bin ihm unheimlich dankbar, dass er uns in dieser Saison hilft. Wir warten in aller Ruhe ab, wie er sich entscheidet“, erklärt Henning Schomann, der auch noch „zwei weitere Pfeile im Köcher“ habe.
Die beiden Rückraumspieler Nikias Scharnke und Mathis Winkel planen studienbedingt ein Auslandssemester und werden damit vermutlich schon zum Saisonbeginn fehlen.
Wie ist die Kaderqualität?
Das Aufgebot der „Schwäne“ bleibt jung und ambitioniert, das ist Fluch und Segen zugleich, da es im Gegenzug mit Ausnahme von Kevin Ritter an Routiniers mangelt. „Wir bleiben unserem Weg treu und schenken den Jugendspielern unser Vertrauen“, betont Thorben Kruse. Sowohl er als auch sein Teammanager schätzen den Kader jedoch nicht so stark wie in dieser Saison ein. „Es wird in der nächsten Saison nicht leichter. Wir setzen auf den Faktor Zeit und darauf, dass die jungen Spieler vorankommen“, sagt Henning Schomann.
Thorben Kruse sieht im Tor einen Qualitätsverlust, „dafür bekommen wir talentierte Nachwuchskräfte, denen jedoch noch die Erfahrung fehlt.“ Er wünscht sich insbesondere noch einen Linkshänder für den rechten Rückraum, allein schon um mehr taktische Alternativen zu haben. Dem Vernehmen nach soll es sich bei den beiden Interessenten um im Handball generell heißbegehrte Linkshänder handeln.
Hinsichtlich des Klassenerhalts in der aktuellen Saison zeigt sich Henning Schomann optimistisch: „Es ist ein Ritt auf des Messers Schneide, aber wir werden es schaffen.“ Aber was ist mit seinem Kader im Falle eines Abstiegs? „Da geht keiner weg“, betont der Teammanager.