Eine gute Halbzeit, die andere ein Reinfall. So dürften viele Fans des Blumenthaler SV die Leistungen des nordbremischen Bremen-Ligisten zum Auftakt der Fußballsaison 2024/25 gegen den OSC Bremerhaven bewertet haben. Nach einer 2:0-Führung zur Pause bekam die junge Mannschaft von Neu-Trainer Frank Dahlenberg in den zweiten 45 Minuten keinen Zugriff mehr auf das Spiel und verlor schließlich 2:4.
Der Coach der Olympischen, Björn Böning, bescheinigte seinen Schützlingen dagegen, in der zweiten Halbzeit eine geradezu sensationelle Leistung vollbracht zu haben. Eine sicherlich euphorische Bewertung, die allerdings verständlich war, agierten die Seestädter in den kompletten zweiten 45 Minuten doch nur noch mit zehn Akteuren auf dem Rasenplatz im Burgwallstadion. Grund: Schiedsrichter Sebastian Berger (Bremer SV) hatte dem OSC-Verteidiger Toni Hennen in der 43. Minute die Rote Karte wegen groben Foulspiels gezeigt. Hennen war Blumenthals Angreifer Joris Dohrmann von hinten in die Beine gegrätscht.
Zu diesem Zeitpunkt lagen die Seestädter bereits mit 0:2 im Hintertreffen, obwohl sie von Beginn an die Initiative an sich gerissen hatten, um möglichst früh die Weichen auf Sieg zu stellen. Was allerdings nicht klappte, denn die BSV-Defensive behielt zunächst die Übersicht und leitete schnelle Konter vor allem über die linke Seite mit Jasper Look ein. Seine Flanke erreichte in der fünften Minute Mannschaftskapitän Kilian Lammers, der beim Torschuss allerdings verzog und auch zwei Minuten später kein Glück hatte. Das fehlte wenig später auf der anderen Seite dem aufgerückten OSC-Abwehrrecken Deniz Siga ebenfalls, dessen Kopfball gegen die Latte des BSV-Tores prallte.
Zu diesem Zeitpunkt sahen die rund 90 Zuschauer bereits ein „wildes Spiel“, wie Frank Dahlenberg zur Halbzeit bilanzierte. Da war die Blumenthaler Welt noch in Ordnung. Vor allem, weil Sturmtank Tristan Schaper zwei blitzschnelle Konter der Gastgeber nach Balleroberung mit für OSC Keeper Torge Wiederoth unhaltbaren Treffern erfolgreich abgeschlossen hatte (19./41.). Die 2:0-Führung spiegelte allerdings keineswegs den Spielverlauf wider. Denn schon in den ersten 45 Minuten präsentierten sich die Seestädter als das tonangebende Team auf dem Rasen, haderten allerdings mit ihren ausgelassenen Torchancen. Zum Beispiel in der 35. Minute, als BSV-Schlussmann Eric Walter einen strammen Weitschuss von Ricardo da Costa über die Latte faustete, und zwei Minuten später, als Kilian Lammers einen Versuch von Jan Niklas Kersten von der Torlinie drosch. Mit Glück und Geschick hatte sich das Dahlenberg-Team einen 2:0-Vorsprung erarbeitet. Ihn zu verteidigen oder gar auszubauen, gelang freilich nicht. Im Gegenteil, trotz Überzahl verlor die Burgwallelf den Zugriff auf den Gegner komplett, nachdem Tristan Schaper mit einem Kopfball an OSC-Keeper Torge Wiedenroth gescheitert (48.) und Jan-Niklas Kersten der Anschlusstreffer gelungen war (51.).
Was folgte, entpuppte sich als Kersten-Festival, begleitet von fortschreitenden Auflösungserscheinungen bei den Gastgebern. Einen Flankenball verwertete der 29-jährige OSC-Goalgetter per Kopf zum Ausgleich (63.). Und das 2:4 erzielte er nach Handspiel von Blumenthals Alejandro Jesus Kellnar im Strafraum vom Elfmeterpunkt aus (88.). Kurz zuvor hatte Noah Koch den OSC nach einem Alleingang durch die BSV-Abwehrreihen mit 3:2 in Führung gebracht (81.).
Während Björn Böning seiner Mannschaft nach dem Abpfiff „großen Respekt“ für ihre Energieleitung in Unterzahl zollte, analysierte Frank Dahlenberg, dass sein Team nach der Pause den Faden gegen eine Spitzenmannschaft der Liga verloren habe.