Die Wäscheleine hängt schon voller bunter Bilder. Aber die vier Jungen und fünf Mädchen können gar nicht genug bekommen von ihrem Vergnügen mit Pinsel und Farbe. „Ich habe schon zehn Bilder gemalt“, ruft eines der Mädchen stolz. Und ein Junge trägt einen Arm voller Pastellbilder – allesamt Werke der vergangenen Tage. Denn die Kinder dürfen eine Woche lang im Atelier des Overbeck Museums verschiedene Maltechniken kennenlernen. „Farbenspaß“ heißt das Herbstferienprogramm, nachdem es im vergangenen Jahr ein „Farbenfest“ gab, erzählt Museumspädagogin Melanie Schmidt-Menguit. Und macht es Spaß? „Jaaaa!“, rufen alle wie aus einem Mund. Sieht man ja auch. Überall liegen zum Trocknen die farbenfrohen Tupfenbilder dieses Vormittags. Ein quirliges Miteinander von Rosa, Blau, Grün, Weiß, Türkis und Lila.
Décalcomanie heißt die besondere Technik der Acrylmalerei, die die Kinder an diesem Vormittag ausprobieren. „Diese Technik wurde um 1750 in England erfunden“, weiß Suhyun Kim. Die Malerin gehört zu den Profis, die das Ferienprogramm begleiten. Sie hat in Lesum ihr Atelier, in dem sie Kurse für Kinder und Erwachsene anbietet. „Max Ernst hat diese Technik geliebt“, sagt die junge Künstlerin, greift nach einer Tube Acrylfarbe und lässt einen Strang daraus auf die Hälfte eines Zeichenblattes gleiten. Dann noch ein paar weitere Farbstränge, bevor sie die eine Hälfte des Blattes über die andere klappt. Nun streicht Suhyun Kim mit der Hand die kleinen Farb-Buckel flach. Und dann klappt sie die Hälften wieder auseinander. „Das ist jedesmal eine Überraschung, wie die Farben sich vermischt haben“, erklärt ein Mädchen. Man könnte jetzt noch ein weißes Blatt Papier darüber legen, um einen Abdruck zu gewinnen.
Museum verfolgt Integrationsgedanken
Ein Atelier im Museum – das ist für die Mädchen und Jungen, die hier kreativ sein dürfen, immer wieder etwas Besonderes. In ihren Malerkitteln fühlen sie sich wie die echten Künstler. Über Stunden können sie sich hier einlassen auf den Spaß mit den Farben. „Das ist viel Gefühlsarbeit“, sagt die Malerin. Die Augen bekommen eine Menge zu schauen und die Hände ordentlich was zu tun, dass die neun Kinder in ihrem kreativen Schaffen still versinken können. „Hier kann man seine ganze Fantasie einsetzen“, freut sich ein Mädchen.
Der Raum sei eigens für die museumspädagogische Arbeit vom großen Ausstellungsraum abgeteilt worden, berichtet Melanie Schmidt-Menguit. So ist es für die Mädchen und Jungen nur ein kleiner Schritt zu den Werken, die hier gezeigt werden. „Eine Führung durch die Ausstellung mit Bildbetrachtung und Bildbeschreibung gehört immer dazu.“ Das Museum habe viele Anfragen für dieses Angebot aus Theorie und Praxis. Die Spannweite derjenigen, die Kultur zusammen erleben wollen, reiche von Jung bis Alt, erzählt die Museumspädagogin. Das Overbeck Museum verfolgt dabei außerdem den Integrationsgedanken. Auch bei diesem Ferienprogramm gibt es wieder eine Kooperation mit dem Martinsclub.
An den großen Maltischen haben die Pinsel nun etwas Ruhe. Die jungen Künstlerinnen und Künstler gönnen sich eine wohlverdiente Pause. Was sie in dieser Woche von Suhyum Kim schon alles gelernt haben! Die Mädchen und Jungen blicken zurück: „Kratzbilder zum Beispiel“, nennt ein Junge eine weitere Technik. Dazu haben sie Öl-Pastell-Farben auf ein Blatt Papier gestrichen, alles mir schwarzer Farbe überdeckt und dann mit einem kleinen Messer feine Striche gekratzt und die darunter liegenden Farben wieder zum Vorschein gebracht „Sieht toll aus“, finden die Kinder. Nun blicken sie auch ein bisschen nach vorn und sind gespannt, was die Künstlerin Martina Jenning ihnen zeigen wird, die den Kindern an den folgenden Tagen zur Seite steht. Das Thema könnte dann „Collagen“ heißen.