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Kunst Overbeck-Museum stellt vielfältige Nordseebilder aus

Die Ausstellung "Nordisch weit" im Overbeck-Museum zeigt Werke von Fritz und Hermine Overbeck, Lena Carstens und Martina Tams. Jeder Künstler interpretiert die norddeutsche Landschaft auf eigene Weise.
05.02.2025, 17:17 Uhr
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Von Philipp Tappe

Fritz und Hermine Overbeck haben die Weiten des Nordens wie Wiesen, Strände und das Meer naturalistisch dargestellt. Die zeitgenössischen Künstlerinnen Lena Carstens und vor allem Martina Tams malen abstrakter. So formuliert es zumindest Katja Pourshirazi. Sie ist Leiterin des Vegesacker Overbeck-Museums, in dem demnächst die Werke der beiden Malerinnen denen der Overbecks in der Schau "Nordisch weit" gegenübergestellt werden.

Abstrakte Darstellungen

"Die Landschaft, die einen ständig umgibt, regt mich zum Malen an", sagt die Lesumerin Tams. Sie abstrahiert Landschaften – zum Beispiel ihre Farbstimmung, ihren Horizont. Dabei entstehen Gemälde, die mal mehr, mal weniger norddeutsche Küstenlandschaften spiegeln. So stellt sie Rhythmen und Linien von Grashalmen, die am Wasser wachsen, in einem schwarz-weißen Bild dar. Bei einem anderen Werk – mit Verläufen von kräftigen Farben – kann der Betrachter Küste und Meer lediglich erahnen. "Ich male keine konkreten Landschaften. Denn ich möchte, dass jeder eigene Bilder vor Augen hat", zeigt sich die Künstlerin überzeugt. Zu Beginn des Schaffensprozesses hat Tams eine Idee, wie das Gemälde werden könnte. Manchmal macht sie sogar Fotos von Landschaften, die sie sich zur Anregung anschaut. "Doch irgendwann übernimmt das Bild die Führung und entscheidet, wie es wird", sagt Tams.

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Die Bilder von Lena Carstens hingegen ähneln Fotografien. Sie sehen realistisch aus – auf dem ersten Blick. Das verdeutlich das Gemälde eines Stegs, unter dem das Licht deutlich heller ist, als es eigentlich sein müsste. "Ich habe unter dem Steg keine Beklemmung gefühlt", begründet sie ihre künstlerische Entscheidung. Carstens reist auf die Nordseeinseln, skizziert oder fotografiert die dortigen Strände. Im Atelier erschafft sie Gemälde, überwiegend mit Acryl auf Leinwand, die nie der Vorlage gleichen. Die Bremer Künstlerin möchte ihre Stimmung, als sie an jenem Ort weilte, verarbeiten. "Für mich ist es ein unglaublich schönes Gefühl, in der leeren Natur zu sein", sagt Carstens. Deswegen stellen ihre Werke die Weite dar.

Zusammenspiel von Mensch und Natur

Gleichzeitig finden sich in ihnen Spuren des Menschen: In einem Bild erschwert ein Sandsturm den Blick auf Pfahlbauten, die am Rande des Strandes emporragen. In einer anderen Darstellung erscheint am Horizont ein alter Tanker. Carstens geht es um das Zusammenspiel von Mensch und Natur. Auch in ihren Gemälden aus Grafit und Aquarell, in denen sie nicht Landschaften zeigt, sondern sich auf Strukturen von menschengemachten und natürlichen Gegenständen konzentriert: etwa auf einen Holzpfahl, der von Muscheln bedeckt ist.

"Beide Künstlerinnen haben ihre Bilder getrennt voneinander bei mir vorgestellt. Und ich war sehr angetan", schildert Katja Pourshirazi. Die Museumsleiterin fand es spannend, ihre Werke gemeinsam zu zeigen. Natürlich mit Bildern des Künstlerehepaars, das dem Museum seinen Namen gab: Es sind überwiegend Darstellungen der norddeutschen Küste, die laut Pourshirazi lange nicht mehr ausgestellt waren, aber auch von Landschaften nahe Vegesack und Worpswede. Fritz Overbeck reiste zwischen 1903 und 1907 immer mal wieder nach Sylt, um zu malen. Er brachte seine Eindrücke auch vor Ort auf die Leinwand, um später im Atelier ein größeres und genaueres Bild zu erschaffen. Als sich Hermine Overbeck-Rohte – nach dem Tod ihres Mannes – auf Föhr von ihrer Tuberkulose erholte, malte auch sie die Landschaften der Nordseeinsel und des benachbarten Sylts. Wie Pourshirazi erklärt, unterscheidet sich Hermines Nordseewerk von dem ihres Mannes: Ihre Bilder seien farbenfroher, zeigen engere Ausschnitte und stellen nicht nur Landschaften, sondern auch Dörfer dar.

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Ein besonderes Bild

In der Schau wird auch die Worpsweder Landschaftsstudie "Felder am Gartenberg" ausgestellt sein. Das Bild, das Fritz Overbeck 1905 mit Ölfarbe auf Karton gemalt hatte, galt als verschollen. Gefunden wurde es auf dem Dachboden eines Verstorbenen in Lilienthal.

Info

Die Ausstellung "Nordisch weit" ist vom 9. Februar bis zum 27. April im Overbeck-Museum, Alte Hafenstraße 30, zu sehen. Bei der kostenlosen Vernissage am Sonntag, 9. Februar, um 11.30 Uhr sind beide Künstlerinnen anwesend.

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