Immer wenn sonnabends die AfD ihren Zeltpavillon am Rande des Vegesacker Grünmarktes aufbaut, versammeln sich die "Omas gegen Rechts" und halten ihre Protestschilder in die Höhe. Nicht zu sehen sind hingegen dann CDU, FDP, Grüne, Linke und SPD. Das ist schwach. Vor allem, wenn sie bei den Bürgerinnen und Bürgern als das wahrgenommen werden wollen, was sie eigentlich sein sollten: Kümmerer. Natürlich: Die Beiratssprecher in Vegesack bieten Sprechstunden an. Vor allem die CDU organisiert allerlei thematische Gesprächsrunden. Doch diese Angebote folgen der Logik: "Wenn Du etwas möchtest, lieber Bürger, lieber Wähler, dann komm' zu uns". In Blumenthal haben sie mit dem Konzept "Beirat to go" eine gute Idee – in der Theorie. Denn ganz real an die sprichwörtlichen Gartenzäune sind die Beiratsmitglieder bisher dort auch noch nicht gekommen. Der als Beiratskritiker bekannte Ingo Schiphorst, der selbst Mitglied dieses Gremiums ist, macht es bereits so und ist regelmäßig in der Fußgängerzone ansprechbar.
Selbstverständlich sind Marktplätze nicht die Orte, an denen Politik gemacht wird. Vielleicht aber Meinungen. Trotzdem ist es ein strategischer Fehler, der AfD die Straße zu überlassen. Es ist wichtig, in den Stadtteilen regelmäßig auf die Menschen zuzugehen: um zuzuhören, aber auch um das, was in den Parlamenten beraten worden ist, nach draußen zu tragen. Politik muss erklärt werden. Auch und gerade auf der Straße.