Vegesack. Ihr Auftritt bei einer Kundgebung gestern am Vegesacker Bahnhofsvorplatz wird für einige NPD-Mitglieder nach Angaben von Polizeisprecher Nils Matthiesen möglicherweise Strafverfahren nach sich ziehen. Die Polizei beendete die Veranstaltung bereits nach rund 30 Minuten, als die Rechtsextremen über Lautsprecher die ersten Takte eines Marsches anspielten, der als Lieblingslied Adolf Hitlers gilt. Die Polizei stellte die Personalien der NPD-Mitglieder sicher. Kurz zuvor war es zu Auseinandersetzungen zwischen Gegendemonstranten und der Polizei gekommen, als etwa 50 Vermummte auf den mit Parolen beklebten NPD-Lastwagen zuliefen und nach Aussage des Polizeisprechers mit Steinen warfen. Fünf Demonstranten wurden im Laufe der Veranstaltung vorübergehend in Gewahrsam genommen.
Insgesamt waren etwa 150 Gegendemonstranten zum Vegesacker Bahnhofsplatz gekommen. Die Polizei war mit etwa 120 Kräften vor Ort. Die Demonstranten trugen Transparente mit der Aufschrift "Bunt statt braun" und protestierten zunächst friedlich mit Pfeifkonzerten, Musik und Sprechchören wie "Nazis raus", "Ihr seid hier nicht willkommen" und "Haut ab" gegen den Auftritt der NPD. Nach dem Tumult rief Moritz Jerzembeck, Mitglied der Studentengruppe der DGB-Jugend, die Demonstranten dazu auf, friedlich zu bleiben. An die Polizei appellierte er, Mäßigung walten zu lassen.
Als deutlich wurde, dass die NPD-Anhänger ihren Lastwagen bereits nach kurzer Zeit wieder einladen mussten, ohne auch nur einen Satz gesprochen zu haben, feierten die Gegendemonstranten das mit Applaus und Getrommel. Als die Kundgebung vorbei war und die NPD-Anhänger mit ihrem Lastwagen sowie einem Kleinbus bereits losgefahren waren, kam es noch einmal fast zu einer Auseinandersetzung zwischen den Rechtsextremen und den Gegendemonstranten.
Die Demonstranten bewarfen die NPD-Fahrzeuge mit Eiern und Steinen, woraufhin die Fahrer plötzlich stoppten. Ein Rechtsextremer sprang mit einem Feuerlöscher aus dem Wagen und auf die Demonstranten zu. Im letzten Moment verhinderte die Polizei eine Schlägerei. Eine junge Frau kommentierte das Verhalten des Rechtsextremen wütend: "Du solltest Dich schämen", schrie sie ihm ins Gesicht.
Laut Matthiesen wurden die NPD-Fahrzeuge später an anderer Stelle noch einmal gestoppt. Die Polizei habe die Personalien der Aktivisten sichergestellt, damit gegebenenfalls Strafverfahren eingeleitet werden könnten.