Vegesack. Die Rattenburg in Grohn ist eine von fünf offiziell registrierten Schrottimmobilien in Bremen-Nord und voraussichtlich bald Geschichte. Ein Nordbremer Architekt hat für das Mehrfamilienhaus an der Friedrich-Humbert-Straße neue Pläne. Er will auch die beiden Nachbargrundstücke kaufen und dort sieben Stadthäuser oder 16 Geschosswohnungen aus dem Boden stampfen.
Diese Nachricht dürfte vor allem die Einwohnergemeinschaft Grohn freuen. Seit fast zehn Jahren war die Ruine ein Thema bei den Versammlungen der Anwohner. Die Nachbarn fordern einmütig den Abriss des maroden Hauses, das nachts Nagetiere wie Herumtreiber anlocke. Doch der Abriss konnte von Amts wegen bisher nicht angeordnet werden, weil von dem Gebäude laut Behörde keine Gefahr ausging. Und der Eigentümer, Heinz Marten aus Huchting, hatte sich damit abgefunden, dass sein Eigentum verfällt, nachdem er 2006 eine Nutzungsuntersagung zugestellt bekommen hatte. Die Situation war schlicht festgefahren (wir berichteten).
Nach dem Bericht in der NORDDEUTSCHEN will nun der Nordbremer Architekt und Geschäftsführer der PGV Planungsgesellschaft, Bjoern Hashagen, dem Straßenzug zu neuem Glanz verhelfen: "Ich habe den sozialen Niedergang des Stadtteils mitgemacht." Hashagens Plan im Detail: Die Bauruine sowie das Nachbarhaus linker Hand, früher ein Blumengeschäft, abreißen und das Grundstück rechter Hand dazukaufen. "Wenn ich alle drei Grundstücke kaufe, habe ich noch ganz andere Möglichkeiten", sagt der Architekt.
Modernes Wohnen
Für den Grohner Straßenzug stellt er sich Stadthäuser oder Geschosswohnungen vor. Seinen Baustil beschreibt er selbst als konservativ. Ineinandergeschobene Würfel oder verschachtelte Kuchen müssten die Grohner nicht erwarten. Den Kaufpreis eines Stadthauses kalkuliert Hashagen mit jeweils 200000 Euro. Dass Hashagen sowohl Häuser als parallel dazu auch Geschosswohnungen plant, hat mit der Marktlage zu tun. Die wolle er nun mit einem örtlichen Immobilienhändler sondieren. Die Lage sei jedenfalls gut, meint Hashagen. Von der benachbarten Grohner Düne abgesehen, locke die Ecke mit der Anbindung an Knoops Park und ans Vegesacker Zentrum.
Kein Bauvorhaben ohne das Bauamt Bremen-Nord: "Das Ganze muss baurechtlich noch eingeschätzt werden", sagt Hashagen über seine Baupläne. Die ersten Gespräche mit dem Bauamt Bremen-Nord hätten stattgefunden und seien positiv verlaufen. Kein Wunder, meint Hashagen: "Dann können sie die Zahl der Schrottimmobilien auf ihrer Liste von fünf auf vier reduzieren."
Das Ende der Rattenburg ist nah, aber noch nicht besiegelt. Derzeit laufen an der Friedrich-Humbert-Straße die Kaufverhandlungen. Die Schwierigkeit besteht nach Meinung des Architekten darin: "Der Eigentümer verkauft aus seiner Sicht ein Wohnhaus, ich kaufe Schrott." Allein die Abrisskosten beziffert Hashagen mit 60000 Euro. Eigentümer Marten ist aber dennoch optimistisch, dass der Handel bald perfekt ist: "Ich warte nur noch auf den notariellen Kaufvertrag. Ich bin froh, wenn ich mit einem blauen Auge aus der Sache ’rauskomme."