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Baumfällung in Vegesack Robinie beim Alten Packhaus gefällt: Anrainer empört

Die Robinie beim Alten Packhaus in Vegesack ist gefällt worden, doch die Anwohner sind empört über die fehlende Vorankündigung. Was sie nun fordern.
10.03.2024, 08:00 Uhr
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Von Klaus Grunewald

Ihre Pracht mit den hängenden und traubenartigen Blütenständen an den jungen Zweigen entfaltete sie in den Monaten Mai und Juni. Künftig allerdings nicht mehr. Seit Kurzem ist die Robinie beim Alten Packhaus in Vegesack verschwunden.  Der Umweltbetrieb Bremen (UBB) hat den rund 70 Jahre als Baum aus Gründen der Verkehrssicherheit, wie es heißt, fällen lassen. Sehr zum Ärger und Verdruss vor allem der Menschen, die in ihrem ehemaligen Umfeld wohnen und arbeiten.

„Der große alte Baum wurde ohne unser Wissen und ohne Vorankündigung gefällt“, klagt Malte Prieser von der Geschäftsführung des Kulturbüros Bremen-Nord. Man sei entsetzt, auch weil weder die Nachbarn noch das Ortsamt oder der Denkmalpfleger informiert worden seien.

Eine direkte Benachrichtigung der Anwohnerinnen und Anwohner über Fäll-Aktionen auf öffentlichen Grund ist nach Mitteilung  von Kirsten Doty, Pressesprecherin des Umweltbetriebs Bremen, nicht vorgesehen. Allerdings würden Medien und Ortsämter zu Beginn der Fäll-Saison über die geplante Beseitigung von nicht mehr verkehrssicheren Bäumen informiert. Darüber hinaus bestehe die Möglichkeit, sich mithilfe einer interaktiven Karte auf der Internetseite des Umweltbetriebs aktuell und mit Standortangabe über notwendige Baumfällungen in Kenntnis zu setzen. Insofern, so Kirsten Doty, stehe ein ausreichendes Informationsangebot zur Verfügung.

Das allerdings wird von Anwohnern in der Alten Hafenstraße schon deshalb in Abrede gestellt, weil man von dieser Möglichkeit der Informationsbeschaffung nichts gewusst oder als unzulänglich empfunden habe. Zudem, so  die Kritik des Sprechers der Grünen-Fraktion im Beirat Vegesack, Thomas Pörschke, stand die abgeholzte Robinie in unmittelbarer Nähe des historischen und denkmalgeschützten Gebäudeensembles rund um das Alte Packhaus direkt neben einem alten historischen Brunnen. Aus dem Grunde, argumentieren Malte Prieser und Thomas Pörschke unisono, hätte das Landesamt für Denkmalpflege eingeschaltet werden und der Fällung der Robinie zustimmen müssen.

Das jedoch sei nicht geschehen, unterstreicht der Leiter des Amtes für Denkmalpflege und Landeskonservator, Georg Skalecki, und erklärt: „Weil die Robinie Teil des historischen und denkmalgeschützten-Gebäude-Ensembles an der Alten Hafenstraße gewesen ist, hätten wir vor der geplanten Fällung gefragt werden sollen. Nicht, um sie zu verhindern, wenn sie  aus Sicherheitsgründen notwendig gewesen sei, sondern um auf eine Ersatzpflanzung zu bestehen.“ Inzwischen, so Skalecki, habe man diesbezüglich Kontakt mit dem Umweltbetrieb aufgenommen.

Vegesacks Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik zeigt sich unterdessen überrascht, dass die Ortsämter neuerdings von sich aus und ohne Hinweis des Umweltbetriebs auf dessen Homepage nach Standorten für geplante Fäll-Aktionen suchen müssten. Deshalb habe es ihn auch erstaunt, dass am Utkiek nahe der Weserstraße mit Blick auf Stadtgarten und Fluss ebenfalls ein alter Baum verschwunden sei.

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Nach den Worten von Malte Prieser und Thomas Pörschke hat der Umweltbetrieb in Sachen Fäll-Aktion an der Alten Hafenstraße wenig Fingerspitzengefühl gezeigt. Selbst wenn die Beseitigung der 70 Jahre alten Robinie aus fachlicher Sicht unumgänglich gewesen sei, was sicherlich stimme, hätte man die Betroffenen rechtzeitig informieren müssen. Der Geschäftsführer des Kulturbüros: „Dann wären wir nämlich in der Lage gewesen, das wunderschöne historische Ensemble einschließlich der Robinie noch einmal professionell zu fotografieren und damit im Bild zu bewahren. Und darüber hinaus eine Spendenkampagne für eine rasche Neuanpflanzung zu organisieren. Jetzt aber, so Pörschke, sei der Verursacher der Lücke gefordert, eine hochwertige Lösung zu finden.

Dazu ist letztlich ein Griff in die Kasse der Stadtgemeinde erforderlich. Und die ist bekanntlich alles andere als üppig gefüllt. In den drei nordbremischen Ortsamtsbereichen Blumenthal, Vegesack und Burglesum standen im Oktober vergangenen Jahres insgesamt 266 Stadtbäume auf der aktuellen Fäll-Liste des Umweltbetriebs. Die finanziellen Mittel, die der UBB für Baumpflege und Pflanzungen erhalte, würden aber zunächst vor allem für die notwendige Entwicklungspflege von Jungbäumen eingesetzt, erläutert Kirsten Doty. Jeder frisch gepflanzte Baum benötige sie fünf Jahre lang. Und ein weiterer Teil der bewilligten Gelder fließe in den Erhalt des Altbaumbestandes, auch um ihn verkehrssicher zu machen. Gleichwohl, so Doty, bemühe sich der UBB stets, die Finanzierung auch für Neuanpflanzungen während der Haushaltsberatungen sicherzustellen.

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