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Wegen Gefahr Umweltbetrieb will in Bremen mehr als 2000 Bäume fällen

Bis Ende Februar fällt der Umweltbetrieb in Bremen Bäume, die abgestorben oder gefährlich sind. Es sollen 350 mehr als in der vergangenen Saison sein. Unklar ist, wie viel Geld für Nachpflanzungen da sein wird.
08.11.2023, 19:59 Uhr
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Umweltbetrieb will in Bremen mehr als 2000 Bäume fällen
Von Björn Struß
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Seit dem 1. Oktober fällt der Umweltbetrieb in Bremen kranke, abgestorbene und instabile Bäume. Nun ist bekannt, wie viele in dieser Saison bis Ende Februar den Sägen zum Opfer fallen sollen: 2199. In der vergangenen Saison waren es 1894. Den Ortsämtern und Stadtteilbeiräten erklärte der Umweltbetrieb am Mittwoch, warum er nun deutlich mehr Bäume fällen will.

"Wir wissen, welch hohe Bedeutung die Bäume in der Stadtgesellschaft haben", sagte Viola Hellwag, erste Geschäftsführerin des Umweltbetriebs. „Fast täglich erhalten wir Anfragen zum Zustand, zur Pflege und zu Fällungen.“ Oft sei es aber nicht unmittelbar nachvollziehbar, warum ein Baum gefällt werde. Deshalb müssten auch Ortsämter und Beiratsmitglieder informiert werden, um auf Fragen reagieren zu können.

Wie entwickelt sich der Baumbestand?

In Bremen sind inzwischen etwa 95 Prozent der Bäume digital erfasst, insgesamt sind es 218.205. Die geplanten Fällungen machen ein Prozent des Gesamtbestands aus. „Das ist ein niedriger Wert. In anderen Kommunen schwankt dieser Anteil meistens zwischen zwei und drei Prozent“, betonte Monika Osteresch, Leiterin des Fachbereichs Grünpflege.


Die Daten des Umweltressorts sprechen für einen leicht wachsenden Baumbestand. An den Verkehrsadern waren 2007 knapp 70.000 Straßenbäume erfasst, bis 2022 stieg diese Zahl auf knapp 73.000. Anfang des Jahres hatte das Umweltressort auf Anfrage der CDU die Fällungen den Neupflanzungen gegenübergestellt. Für den Zeitraum 2019 bis 2022 ergibt sich demnach ein positiver Saldo von 5807 Bäumen.

Warum werden so viele Bäume gefällt?

In 68 Prozent der Fälle sind die Baumfällungen laut Umweltbetrieb nötig, um eine Gefährdung des Straßenverkehrs zu vermeiden. Abgestorbene Bäume machen mit 413 geplanten Fällungen einen Anteil von 19 Prozent aus. „Dieser hohe Wert erfüllt uns mit Sorge“, sagte Osteresch. „Wir sehen einen deutlichen Zusammenhang mit den klimatischen Veränderungen.“

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Was sie damit meint, erläuterte Osteresch am Beispiel der jungen Bäume mit einem Stammumfang von 30 bis 79 Zentimetern. 215 will der Umweltbetrieb in dieser Kategorie fällen, weil sie abgestorben sind. „Diese Bäume haben noch kein ausgeprägtes Wurzelwerk. Sie bekommen erkennbar Probleme, weil die Feuchtigkeit in den Böden in Trockenperioden abnimmt und der Grundwasserpegel zeitweise sinkt“, erläuterte die Chefin der Grünpflege.

Was unternimmt die Behörde gegen das Sterben der jungen Bäume?

Neu gepflanzte Bäume erhalten aktuell für fünf Jahre eine intensive Pflege, bei der es insbesondere um das regelmäßige Gießen geht. „Wir überlegen, diesen Zeitraum zu verlängern“, sagte Osteresch. Ihre Mitarbeiter beschäftigten sich intensiv mit der Frage, wie die Pflanzen durch die kritische Phase der Jugend kommen, um ein solides Alter erreichen zu können.

Gibt es Stadtgebiete mit besonders vielen Fällungen?

Die Stadtteile sind unterschiedlich stark betroffen, die Zahl der geplanten Fällungen schwankt zwischen zwei und 260. Hemelingen sticht in der Übersicht mit 550 Bäumen besonders hervor. Hintergrund ist unter anderem ein neu gebauter Wirtschaftsweg des Deichverbands. „Leider war dem beauftragten Bauunternehmen offenbar nicht bekannt, wie groß Wurzelbereiche sein können“, räumte Osteresch ein. Bagger hätten die Wurzeln einer ganzen Baumreihe beschädigt, sodass sämtliche Exemplare instabil seien und gefällt werden müssten.

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Wie viele Neupflanzungen sind geplant?

In der vergangenen Saison hatte der Umweltbetrieb von Oktober bis Mai 527 Bäume gepflanzt. Wie viele es jetzt sein werden, ist aber noch völlig unklar. „Wenn der Geldtopf klein ist, müssen wir Prioritäten setzen. Es dürfte allen klar sein, dass wir deshalb zunächst Unfallgefahren beseitigen müssen“, berichtete Osteresch. In welchem Ausmaß Neupflanzungen möglich seien, hänge von den laufenden Haushaltsberatungen für das kommende Jahr ab.

Laut Geschäftsführerin Hellwag sei es bei einer gesicherten Finanzierung möglich, zwischen 800 und 1000 Bäume zu pflanzen. „Die Anträge sind gestellt. Es ist völlig klar, dass wir in einen guten Baumbestand investieren wollen“, betonte sie. Durch ihr Fachwissen sei es für die Mitarbeiter selbstverständlich, dass Fällungen mit Neupflanzungen verbunden seien.

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