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Rolf Noll im Interview "Es gab immer wieder Spannungen"

Zehn Jahre war Rolf Noll die Nummer eins beim Kutter- und Museumshavenverein. Jetzt hat er den Vorsitz abgegeben. Im Interview spricht er über Projekte, Probleme mit Ämtern und die Zukunft der Maritimen Meile.
21.10.2021, 18:00 Uhr
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Von Christian Weth

Herr Noll, noch sieben Monate, dann wird der Vegesacker Hafen 400 Jahre alt. Warum hören Sie als dessen Chef, wenn man so will, kurz vorher auf?

Rolf Noll: Eigentlich wollte ich den Vorsitz längst abgegeben haben. Doch wegen Corona konnte der Wechsel an der Vereinsspitze erst jetzt vollzogen werden. Aus gesundheitlichen Gründen habe ich auch mein Schiff schon verkauft. Als Projektbeauftragter bleibe ich dem Verein allerdings erhalten.

Aber es ist doch etwas anderes, ein Jubiläum als Projektbeauftragter und nicht als Vereinsvorsitzender zu feiern...

Ob in dieser oder jener Funktion ist mir nicht wichtig. Eitelkeiten sind mir fremd. Ich muss niemanden mehr beweisen, dass ich einiges auf die Beine stellen kann.

Es gibt Leute, die können sich Rolf Noll in der zweiten Reihe eines Vereins kaum vorstellen. Wie viel Zeit werden Sie sich geben, sich in der neuen Rolle zurechtzufinden?

Ich werde versuchen, mir nicht allzu viel Zeit dafür zu geben. Allerdings habe ich mir in den vergangenen zehn Jahren als Vereinschef ein so großes Netzwerk aufgebaut, dass es etwas dauern wird, alle Kontakte an meinen Nachfolger Carsten Rendigs weiterzugeben. 

Und was heißt: etwas?

Dass heißt, dass ich nach dem Hafengeburtstag damit beginnen werde, mich nach und nach immer weiter aus dem Vereinsgeschehen zurückzuziehen.

Manche sagen, dass Sie für einige Behörden ein unbequemer Vereinschef waren. Was sagen Sie?

Ich habe noch nie zu denen gehört, die sich allen lieb Kind machen. Wenn es irgendwo Probleme gibt, spreche ich sie auch offen an.

Zum Beispiel?

Wenn etwa Behörden auf Anfragen erst nach Monaten reagieren, dann finde ich das unhöflich. Und Unhöflichkeiten lasse ich mir nicht gefallen.

Sie haben sich immer wieder mit der Wirtschaftsförderung angelegt, die den Museumshaven verwaltet. Wie oft lagen ihre Meinungen auseinander?

Es gibt Abteilungen und Instanzen bei der Wirtschaftsförderung, mit denen habe ich sehr gut zusammengearbeitet. Etwa mit der Marketing- und Tourismus-Abteilung. Auch mit Geschäftsführer Andreas Heyer bin ich gut ausgekommen.

Und mit welcher Abteilung oder Instanz lief es nicht so gut?

Es gab immer wieder Spannungen mit der Abteilung Sondervermögen, die sich mit dem Museumshaven befasst.

Was meinen Sie mit Spannungen?

Mit Spannungen meine ich Probleme, die durch mangelnde Abstimmung entstanden sind. Einen Dialog gab es seitens der Abteilung manchmal erst, wenn man ihn mit Nachdruck eingefordert hat.

Wollen Sie damit sagen, dass man den Verein nicht immer ernst genug nimmt?

Ich will es mal so sagen: Manchmal hat man den Eindruck, dass es nicht viel zählt, wenn sich Leute ehrenamtlich einbringen – und dass manche glauben, sich über diese Leute einfach hinwegsetzen zu können.

Und was haben Sie dagegen unternommen?

Es gab mehrere Schlichtungsgespräche im Rathaus und mit dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung. Schließlich ist sie nicht die einzige Stelle, die Ideen für den Hafen hat und diese Ideen auch umsetzen will.

Was haben Sie denn für den Museumshaven erreicht?

Wir haben zum einen viele Förderer in den vergangenen Jahren gewinnen und die Zahl der Mitglieder von 30 auf 100 steigern können. Deshalb steht der Verein finanziell auch gut da.

Und zum anderen?

Zum anderen haben wir es geschafft, Bremen und Bremerhaven aus maritimer Sicht enger zusammenzubringen. Das sagt zumindest die Schiffergilde der Seestadt, mit der wir inzwischen noch mehr kooperieren als zuvor. Genauso wie mit der Arbeitsgemeinschaft Freizeit und Erholung.

Und was haben Sie nicht geschafft?

Ich habe es nicht geschafft, einen Helgenkran am Hafen aufstellen zu lassen, den ich von der Schiffswerft Abeking & Rasmussen geschenkt bekommen habe. 

Woran lag's?

Das Amt für Straßen und Verkehr wollte das Fundament für den Kran nicht genehmigen. Dabei ging es nur um eine Fläche von sechs mal sechs Metern.

Welchen Eindruck macht der Hafen im Moment auf Sie?

Unterm Strich macht er auf mich einen soliden Eindruck, auch wenn ich froh wäre, wenn einige Traditionsschiffe, die nicht mehr viel hermachen, durch andere ersetzt würden.

Andere haben einen anderen Eindruck. Sie vergleichen den Hafen mit einer ewigen Baustelle…

Natürlich bin ich nicht hundertprozentig zufrieden mit dem, was geschieht. Wäre ich es, hätte ich schon früher den Vorsitz abgegeben.

Was ist eigentlich schlimmer: Dass das Hafenbecken regelmäßig versandet oder die Hafenbrücke ständig repariert werden muss?

Dass mit dem Versanden hat sich ja – zumindest vorerst – erledigt. Schließlich war der Bagger da, den ich seit Jahren gefordert habe.

Und was ist mit der Brücke?

Es hat mich sehr geärgert, dass sie immer wieder zur Baustelle wurde. Deshalb bin ich froh, dass die Sache nicht mehr allein bei der Wirtschaftsförderung liegt. Die Hafengesellschaft Bremenports kümmert sich jetzt um die technische Betreuung.

Sie gehören seit Jahren zu denen, die versuchen, die Maritime Meile voranzubringen. Doch statt mehr Attraktionen für Besucher gibt es am Vegesacker Weserufer immer weniger. Was nun?

Für eine Lücke, die gerissen wurde, habe ich schon länger eine Idee, wie sie wieder geschlossen werden kann.

Nämlich?

Ich bin der Meinung, dass man den früheren Anleger des Schulschiffs an der Lesummündung verlängern sollte, damit dort weitere Traditionskutter und -segler dauerhaft festmachen können.

Und woher sollen diese Schiffe kommen?

Ich denke, dass es mehrere Vereine gibt, die nicht abgeneigt sind, mit ihren Schiffen auch in Vegesack vertreten zu sein. Das ist jedenfalls der Eindruck, den ich bei den Planungen für den Hafengeburtstag gewonnen habe.

Damit wäre aber eben nur eine Lücke geschlossen. Und was ist mit neuen Angeboten für Besucher der Meile?

Ich setze darauf, dass die Idee einer maritimen Stiftung endlich umgesetzt wird. Und darauf, dass diese Stiftung endlich das frühere Bootshaus am Weserufer übernehmen kann, um dort Gastronomie und Ausstellungen anbieten zu können.

Darauf warten die Stiftungsplaner schon seit Jahren.

Aber jetzt hat sich Bausenatorin Maike Schaefer eingeschaltet. Das weckt neue Hoffnungen.

In Analysen wurde immer wieder kritisiert, dass die Vereine an der Meile nicht so zusammenarbeiten, wie sie es eigentlich sollten. Wie sehen Sie das?

Ganz anders: Es hat zwar einen Verein gegeben, der auch andere Pläne verfolgt hat, aber dieser Verein ist mit dem Schulschiff ja nun weg. Alle anderen Mitstreiter der Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile kooperieren meiner Meinung nach so gut, wie sie eben können.

Und wie geht es nun weiter mit der Meile?

Ich bin fest davon überzeugt, dass es weitere Projekte geben wird, mit denen sie vorangebracht werden kann. Und dass diese Projekte, wenn nicht sofort, so doch langfristig, gelingen werden.

Das Interview führte Christian Weth.

Zur Person

Rolf Noll (82)

war zehn Jahre lang Chef des Kutter- und Museumshavenvereins. Jetzt ist der ehemalige Bauingenieur in die zweite Reihe getreten. Noll kommt aus Obervieland, wo er für die Grünen im Beirat sitzt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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