Peer Gahmert und Philipp Feldhusen sind in Platjenwerbe und Schönebeck aufgewachsen. Als Autoren für das Satiremagazin „Der Postillon“, Herausgeber von „Eine Zeitung“ und verschiedenen weiteren Produktionen haben sie sich deutschlandweit einen Namen gemacht. Kennengelernt haben sie sich am Schulzentrum an der Bördestraße. Gemeinsam absolvierten sie den Französisch-Leistungskurs und waren in der Theater-AG aktiv. „Wir haben gemeinsam Szenen improvisiert und festgestellt, dass wir humortechnisch gut zusammenpassen“, erinnert sich Philipp Feldhusen. Nach dem Abitur 2003 beschlossen sie, weiterhin in Kontakt zu bleiben. Ein Plan, der gelang und den Grundstein für „Eine Zeitung“ legte.
Zunächst schlugen beide jedoch unterschiedliche Wege ein. Während Philipp Feldhusen in Bremen blieb und dort eine Ausbildung zum Einzel- und Großhandelskaufmann absolvierte, zog es Gahmert nach dem Zivildienst ans Theater. Als Regieassistent und Dramaturg arbeitete er in Spielstätten in ganz Deutschland.
Aufgrund der räumlichen Distanz begannen die Freunde sich per E-Mail auszutauschen. Dabei versuchten sie den anderen stets zum Lachen zu bringen. „Unser Ziel ist es eigentlich immer, dem anderen wenigstens ein Schmunzeln zu entlocken“, erklärt Feldhusen. Beide sind sich einig: Jeder sieht den jeweils anderen als Maßstab dafür, ob etwas lustig ist. „Eigentlich waren es kurze E-Mails, aber irgendwann hat Philipp angefangen, daraus längere Artikel zu schreiben“, erklärt Peer Gahmert weiter. Diese dienten schließlich als Grundstock für ihr Online-Satiremagazin, das 2010 an den Start ging.
Es dauerte nicht lang und die Leserzahlen stiegen. 2012 wurde Postillon-Gründer Stefan Sichermann auf die beiden Bremer aufmerksam. „Wir hatten irgendwann so viele dauerhafte Leser, dass er uns nicht mehr ignorieren konnte“, so Gahmert mit einem Lachen. Es entstand ein reger Austausch, der 2016 darin gipfelte, dass Sichermann die Autoren fragte, ob sie für den Postillon schreiben wollen. „Kurz gesagt: Er hat uns Geld geboten und für so was sind wir zu haben“, so Feldhusen.
Rückkehr nach Bremen-Nord
Seither hat sich viel getan. Nach einigen Jahren in Findorff wohnt Philipp Feldhusen inzwischen wieder in Bremen-Nord. Auch Gahmert ist zurück in der Hansestadt, hat sich allerdings in der östlichen Vorstadt niedergelassen. Während sich sein Kompagnon in Vegesack und Umgebung sehr wohlfühlt, sieht Gahmert seinen Geburtsort mehr als lohnenswertes Ausflugsziel.
„Bremen-Nord ist klein, hübsch und hat schöne Straßen. Wenn ich durch die Weserstraße gehe, bin ich immer wieder überrascht, wie toll so was aussehen kann“, so Gahmert. „Nach einigen Tagen fehlen mir aber die kurzen Wege zum Theater, Kino und so weiter. Ich bin ein Fußgänger und möchte alles in der Nähe haben.“
Feldhusen dagegen fühlt sich wohl in seinem Geburtsort. „Ich bin mir nicht zu schade, Bremen-Nord zu verteidigen!“, so der Familienvater. „Man ist hier nah am Wasser und kann gut mit Kindern draußen Dinge unternehmen. Mein Lieblingsplatz ist der Stadtgarten“, erklärt Feldhusen. „Und natürlich mein Zuhause!“ Das findet auch Peer Gahmert: „Bei Philipp zu Hause ist es wirklich schön. Man könnte mal darüber nachdenken, ob man nicht Führungen durch das Haus anbietet, bei denen man Wissenswertes über unsere Geschichte erfährt“, so Gahmert.
Auf die Frage, ob ihre Bremen-Norder Herkunft ihren Humor geprägt hat, muss Gahmert kurz überlegen. „Man kann nicht sagen, dass Bremen-Nord der in Stein gehauene Witz ist, wo man auf jeder Ecke auf Parodien stößt“, so der Satiriker. „Allerdings ist der Stadtteil aufgrund seiner Größe super, um in Kontakt zu treten. Als Jugendlicher habe ich hier viele interessante Menschen kennengelernt. Die meisten davon im Pinökel.“
In der bekannten Vegesacker Kneipe entstand auch der Name ihres Magazins. Außerdem machten Gahmert und Feldhusen dort ihre ersten Schritte in Richtung professioneller Satire. Die damaligen Betreiber gaben ihnen die Möglichkeit, dort ihre Werke zu präsentieren. So fanden die ersten Lesungen der Autoren im Pinökel statt. Zu hören gab es Auszüge aus ihrer bisher unvollendeten Biografie. „Man kann wohl sagen, dass wir das Glück hatten, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein“, so Feldhusen.
Unterstützt wurden sie von ihren Familien, Freunden und Lehrern. „An der Bördestraße hatte ich ein paar Lehrer, die mich in meinen Talenten bestärkt haben“, erinnert sich Peer Gahmert. „Sie haben gemerkt, dass ich nicht fürs Auswendiglernen geschaffen bin, und mir erklärt, dass ich trotz voraussichtlich schlechtem Abitur im Bereich Wort und Kunst eine Zukunft haben werde.“ Bei Philipp Feldhusen brachte der E-Mail-Austausch mit Freunden und Familie während eines Auslandsaufenthalts Gewissheit. „Ich habe immer lange E-Mails geschrieben und dabei festgestellt, dass sie wohl gut zu lesen und auch lustig waren. Da dachte ich mir, das kann ich wohl."
Trotz der Bestärkung und viel positivem Feedback auf ihre satirischen Produktionen haben Feldhusen und Gahmert nicht das Gefühl, Erwartungen erfüllen zu müssen. „Unsere Freunde und Familien wissen schon, wie wir sind, und erwarten nicht ständig einen Witz“, erklärt Feldhusen. „Das ist, wie wenn du einen Auftragskiller im Bekanntenkreis hast. Da wird ja auch nicht immer angenommen, dass er immer gleich jemanden für dich um die Ecke bringt.“
Die Projekte
Die gebürtigen Nordbremer Peer Gahmert und Philipp Feldhusen geben seit 2010 das Online-Satiremagazin „Eine Zeitung“ heraus. Seit 2016 schreiben sie auch als freie Autoren für den Postillon. Aus ihrer Feder stammen deutschlandweit bekannte satirische Schlagzeilen wie „62 Prozent aller Kinder glauben, der Weihnachtsmann ist gelb und trägt einen DHL-Anzug“. In Form eines Musicals brachten Gahmert und Feldhusen 2017 die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Social-Media-Plattform Facebook auf die Bühne. Ihr letztes größeres Projekt wurde Ende vergangenen Jahres veröffentlicht: das satirische Sachbuch „Tatort Märchen“. Darin wollen die Autoren aufzeigen, wie die Bremer Stadtmusikanten seit mehr als 200 Jahren den Rechtsstaat verhöhnen. Für die Zeit nach der Pandemie ist eine Lesetour zum Buch geplant.