Es ist das Spiel eins nach der Demission von Ugur Biricik und für den neuen alten Trainer Björn Krämer bleibt nicht allzu viel Zeit, um die SG Aumund-Vegesack vor dem drohenden Abstieg aus der Fußball-Bremen-Liga zu retten. Angesichts von noch neun zu absolvierenden Spielen ist dieser Zeitfaktor für den 43-Jährigen ganz entscheidend. Vor dem Heimspiel an diesem Sonnabend gegen den Tabellenzweiten OSC Bremerhaven (14 Uhr) blieben Krämer gerade einmal zwei Trainingseinheiten für die ersten Berührungspunkte mit seinen neuen Spielern. Dabei traf er durchaus noch alte Bekannte aus seiner Zeit, als er die Vegesacker von Juli 2017 bis Juli 2022 bereits unter seinen Fittichen hatte. Neben Kapitän Christian Böhmer sind das unter anderem auch Lennart Kettner, Lokman Abdi, Mola Khan und Nikolas Doye, die bis auf Böhmer zurzeit allerdings gerade erst wieder ins Training einsteigen, beziehungsweise noch länger ausfallen.
Bereits in dieser Zeit sammelte Krämer Erfahrungen im Abstiegskampf, die ihm jetzt durchaus helfen könnten. So lautet eine seiner wichtigsten Erkenntnisse der Trainingseinheiten. "Wir müssen vorrangig etwas gegen die hohe Anzahl an Gegentoren tun. Wir müssen mit aller Macht gegen den Ball arbeiten und daran, den Gegner von unserem Tor fern zu halten", sagt er. Eine der Stellschrauben soll somit sein, dass die Zahl der Spieler, die für die Restabsicherung zuständig sind, erhöht wird. "Das Gefüge muss stimmen. Wir brauchen kleine Pärchen, die sich genau kennen und die sich gegenseitig absichern", fordert der SAV-Coach. Kommunikation untereinander ist dabei für ihn ein zentrales Thema. Klare Abläufe beim Training und bei der Spielvorbereitung sollen dabei hilfreich sein.
Am Dienstag stand zunächst seine Vorstellung bei der Mannschaft im Fokus. Nach dem Aufwärmtraining wurde dann vorrangig gespielt und Krämer zog immer wieder einzelne Spieler für ein Einzelgespräch aus dem Team. "Ich wollte wissen, wo aus ihrer Sicht die größten Probleme liegen", sagt Krämer, dem es in diesen Gesprächen nicht um die Arbeit seines Vorgängers ging. "Die möchte ich absolut nicht bewerten. Klar ist, dass jeder Trainer versucht, immer das Beste aus der Mannschaft herauszuholen." In den Gesprächen nahm er durchaus auch Verunsicherung wahr, was angesichts von zahlreichen individuellen Fehlern in den vorausgegangenen Spielen natürlich nicht verwundert. Für ihn auffällig war auch, wie oftmals mit diesen Negativerlebnissen umgegangen wird. "Auch in unserem kleinen Trainingsspiel habe ich gesehen, dass nach solchen Situationen oftmals der Kopf hängen gelassen wird. Das lässt sich natürlich bei einem angeknacksten Selbstvertrauen nicht so leicht abstellen Aber ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir einfach keine Zeit mehr dafür haben, uns mit solchen Situationen aufzuhalten", sagt Krämer.
Dieses Verhalten könnte sicherlich auch ein Grund dafür sein, dass das früher so beeindruckende gnadenlose Umschaltspiel der SAV auf der Strecke geblieben ist. "Wir müssen wieder dahin kommen, besonders nach Ballverlusten wieder schnell in den Verteidigungsmodus zu kommen. Spätestens nach der Niederlag gegen Vatan muss jedem klar sein, dass es jetzt geht es bei uns nur noch um die nackten Ergebnisse geht", will Björn Krämer seine Mannschaft zu einer Einheit formen. "Jeder soll sich klar sein, dass es auch in der Aufstellung für das jeweilige Spiel immer nur darum geht, wer ist für diesen aktuellen Gegner am besten geeignet. "Wer gegen OSC erst einmal draußen ist, kann am Dienstag gegen Tura schon wieder in der Startelf stehen."
Bei allem Optimismus fordert er von seinen Spielern vor allem eines – Durchhaltevermögen. "Wir dürfen uns in den noch ausstehenden Spielen nicht vom Weg abbringen lassen, auch wenn es trotz unserer Bemühungen weitere Durststrecken geben wird", sagt Krämer. Für ihn geht es darum, gegen OSC Bremerhaven in seinem ersten Spiel an alter Wirkungsstätte vor allem darum, mit der richtigen Einstellung ins Spiel zu gehen. Für die Vegesacker gibt es dabei ein Wiedersehen mit Mario Vukoja, der in der Winterpause nach Bremerhaven gewechselt war. Zuletzt kassierten die Seestädter eine herbe 0:6-Klatsche im Spitzenspiel gegen den Spitzenreiter SV Hemelingen, dann folgte ein knappes 1:0 über den ESC Geestemünde. Björn Krämer bleibt dennoch zuversichtlich: "Natürlich wollen wir auch gegen den favorisierten OSC am liebsten gewinnen, ich erwarte aber auf jeden Fall für mich wichtige Erkenntnisse."