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SG Aumund-Vegesack Erfolgshungrig und widerstandsfähig

Wie es Neu-Trainer Markus Werle gelungen ist, mit der SAV ein Kapitel Vereinsgeschichte zu schreiben
11.04.2023, 15:32 Uhr
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Von Jens Pillnick

Die wunderbare Wandlung des Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack vom Fast-Absteiger der Vorsaison zu einer Topadresse im Bremer Amateur-Fußball hat die nächste Stufe erreicht. Mit dem 7:6 (1:2/2:2)-Erfolg nach Elfmeterschießen über den TuS Schwachhausen (wie berichtet) stehen die Nordbremer nach 2013 zum zweiten Mal im Lotto-Pokal-Finale und haben damit ein Kapitel Vereinsgeschichte geschrieben. Was damals unter Trainer Kristian Arambasic gelang, nämlich der Finalsieg über den FC Oberneuland und der Einzug in den DFB-Pokal, ist nun das Ziel von Markus Werle. Der 51-Jährige hatte die Mannschaft vor Saisonbeginn übernommen, radikal verjüngt, den eigenen Erfolgshunger seinen Spielern implantiert und sie widerstandsfähig gegen personelle und sportliche Rückschläge gemacht. 

Natürlich dachte jener Markus Werle nach dem Abpfiff in Schwachhausen an das Finale, das am 3. Juni, 12.30 Uhr, in der Marko Mock Arena gegen den Bremen-Liga-Konkurrenten FC Oberneuland steigen soll. Aber wenige Minuten später warf er den Blick auf die bevorstehende Endphase in der Meisterschaft, in der die SAV ihren sensationellen dritten Rang behaupten und sich die Form für das Endspiel erarbeiten will. Fußball zu arbeiten, das haben die Vegesacker in den letzten Monaten gelernt. Hatten sie zunächst mit Enthusiasmus, Willen und taktischer Perfektion in der Hinrunde die Tabellenspitze erobert, so erlebten sie unmittelbar vor und nach der Winterpause eine Negativphase, aus der sie sich herausarbeiten mussten. Diese Bereitschaft zu erwerben, ist auch einer der zahlreichen Verdienste des erstmals im Herrenbereich tätigen Markus Werle. Zuletzt wechselten sich zwar öfter Licht und Schatten ab, aber immer wieder gelang es der SAV, sich zu steigern und letztlich im Glanz des Erfolges zu strahlen.

Glücksgriff Kurkiewicz

So auch im Pokal-Halbfinale. Einer sehr, sehr mäßigen ersten Halbzeit folgten taktische Veränderungen und eine Halbzeitansprache von Markus Werle, die es in sich hatte. Jeder, der sich in der Nähe des Umkleidetraktes aufhielt, wurde Ohrenzeuge. Aber diese Ansprache war eben nicht nur laut, sondern auch emotional und fachlich geprägt. Und sie erreichte die Spieler. Was folgte, war eine sehr ordentliche zweite Spielhälfte, das unglückliche Pokal-Aus für Schwachhausen und der glückliche, aber auch verdiente Endspieleinzug der SAV. Und was das bedeutet, machte Sebastian Kurkiewicz, der zuvor die 0:1- und 1:2-Rückstände ausgeglichen und im Elfmeterschießen getroffen hatte, deutlich: „Das ist ein Finale, und das musst du gewinnen.“ Punkt.

Dieser 35-jährige Sebastian Kurkiewicz ist das aktuellste Beispiel für den von Markus Werle vermittelten Erfolgshunger und die Widerstandsfähigkeit der SAV. In der Winterpause gekommen, musste er sich erst an die Abläufe und hohe Laufintensität gewöhnen, ist aber längst einer der Sieggaranten und momentan der Torschütze vom Dienst. Seine Verpflichtung hat sich als genialer Schachzug erwiesen. Und wie wichtig diese Personalie ist, verdeutlichen die personellen Probleme, die Markus Werle nie zu einem großen Thema gemacht hat. So fiel Mittelfeldmotor Abdullah Basdas wegen einer Knieoperation die gesamte Hinrunde aus und fehlte gelb-rot-gesperrt im Pokal-Halbfinale. Joris Atayi, Mola Khan und Mücahit Özkul, allesamt Leistungsträger beim Sturm auf die Tabellenspitze und deren längerer Behauptung, müssen ebenfalls schon lange ersetzt werden und werden in dieser Saison wohl keine tragende Rolle mehr spielen. Aber immer wieder gelang es, diese Lücken zu schließen, in der Bremen-Liga eine Bilanz von 15 Siegen, fünf Unentschieden und vier Niederlagen zu erreichen und sich im Pokal durchzubeißen. Gerade der Pokal zeigte, dass es neben den glanzvollen Auftritten wie in der Liga gegen den FC Oberneuland (4:1 und 3:0) auch mühsam zugehen kann. So wie beim 2:1 gegen TuS Komet Arsten in der zweiten Runde, so wie beim 5:4 nach Elfmeterschießen gegen BTS Neustadt im Achtelfinale, so wie beim 2:1 über den Landesligisten TSV Wulsdorf im Viertelfinale und wie auch beim 7:6 nach Elfmeterschießen gegen den TuS Schwachhausen im Halbfinale.

Klar, dass nach dem Sieg über Schwachhausen, der mit einer offenbar schwereren Knieverletzung von Innenverteidiger Mario Vukoja teuer bezahlt wurde, und dem Erfolg des FC Oberneuland gegen den Bremer SV (ebenfalls im Elfmeterschießen) die beide Liga-Auftritte der SAV gegen den Finalgegner ein Thema waren. „Mit den Ergebnissen haben wir Oberneuland ein stückweit unter Druck gesetzt“, erklärte Markus Werle, der sich deshalb gegen den Tabellenführer aber längst nicht in der Favoritenrolle sieht.

Was nach dem Finale aber auch noch folgte, war die nicht sonderlich überraschende Ansage von Markus Werle eines trainingsfreien dienstags, der von Sebastian Kurkiewicz angekündigte Genuss eines Bierchens, das Zusammensein beim Stammgriechen in der Vegesacker Lindenstraße (Werle: „Das war spontan, etwas Finalwürdiges folgt noch“) und die allerorts bei Grün-Weiß beginnende Vorfreude auf das Lotto-Pokal-Finale am Sonnabend, 3. Juni, 12.30 Uhr, in der Marko Mock Arena gegen den FC Oberneuland.    

Zur Sache

Das Restprogramm

Sechs Bremen-Liga-Partien hat die SAV noch für der Brust. Und das Ziel hat Trainer Markus Werle auch schon vorgegeben: "Wir wollen unsere tolle Platzierung verteidigen." Hier die fünf feststehenden Spieltermine: "TuS Schwachhausen - SAV, So., 16. April, 13 Uhr; SAV - Blumenthaler SV, Sbd., 22. April, 14 Uhr; SV Hemelingen - SAV, So., 30. April, 13 Uhr; SAV - Tuspo Surheide, Sbd., 6. Mai, 14 Uhr; Brinkumer SV - SAV, So., 14. Mai, 15 Uhr. Offen ist  noch der Nachholtermin für das Spiel gegen den Tabellenletzten Werder Bremen III. Markus Werle geht davon aus, dass die Partie wohl in den drei Wochen nach dem offiziellen Ende der Punktspielsaison und vor dem Pokal-Endspiel am Sonnabend, 3. Juni, 12.30 Uhr, beim FC Oberneuland ausgetragen wird.

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