Herr Dähne, wie sieht es in Ihnen so kurz vor dem vorläufigen Saisonhöhepunkt aus? Konnten Sie in den vergangenen Nächten gut schlafen?
Jan Dähne: Tatsächlich konnte ich ganz gut schlafen. Aber natürlich bin auch ich schon ziemlich aufgeregt, aber im positiven Sinne. Bei mir herrscht keine große Nervosität, aber eine riesengroße Vorfreude, dass dieses Spiel jetzt endlich bald losgeht. Denn für uns alle und den Verein ist dieses Spiel nun einmal sehr wichtig.
Fällt es Ihnen leicht, mit der Anspannung umzugehen?
Grundsätzlich ja, weil dieses Spiel ein positiver Ansporn ist. Ich freue mich mega darauf. Ich spiele seit sieben Jahren in der Bremen-Liga und haben in dieser Zeit natürlich mitbekommen, was für einen Stellenwert dieses Pokal-Finale in Bremen hat. Das gibt mir eine Extra-Portion Motivation, damit kann ich gut umgehen.
Wie bleibt man bei all den besonderen Momenten, die ja bereits im Vorfeld auf sie einstürmen, einigermaßen ruhig. Schließlich steht man als Amateurfußballer ja eher selten im Fokus gleich mehrerer Medien?
Indem man am besten versucht, die normalen Abläufe beizubehalten und die bewährten Strukturen aufrecht erhält. Ich denke, wir gehören alle in der Mannschaft eher zu denen, die solche Situationen nicht gewohnt sind und natürlich kann sich wohl kein Spieler komplett frei von Nervosität machen. Vom Besuch des Fernsehteams beim Dienstag-Training habe ich zum Beispiel gar nicht so viel mitbekommen. Natürlich standen wir mit Beginn der Trainingsansprache unter Beobachtung und die Fernsehleute haben die rund eineinhalbstündige Einheit beinahe komplett verfolgt, aber innerhalb der Übungen haben sie sich eher zurückgehalten und zumindest mich hat das jetzt nicht sonderlich abgelenkt.
Steigert dieses Interesse die Motivation noch zusätzlich oder stört es eher die Konzentration auf das Spiel?
Diese ganz besondere Situation motiviert mich auch ganz besonders und natürlich auch das große Interesse daran. Denn schließlich repräsentieren wir ja irgendwie auch den Bremer Fußball und wollen zeigen, warum man viermal in der Woche soviel Schweiß und Blut in diesen Sport steckt. Für die Führungsspieler, also auch für mich als einer der Kapitäne, ist es natürlich wichtig, auf die Mannschaft beruhigend einzuwirken. Aber da helfen natürlich auch solche erfahrenen Spieler wie Sebastian Kurkiewicz oder Abdullah Basdas.
Haben Sie für sich selber eine besondere Form gefunden, die Nervosität im Zaum zu halten?
Ganz wichtig ist für mich, dass man nach einer anstrengenden Saison auch regeneriert, um dann in einem solchen Entscheidungsspiel noch einmal ganz besonders intensiv gefordert werden zu können. Als Amateur ist es nicht so leicht, neben Arbeit und Training Momente der Ruhe zu schaffen, es ist aber sehr wichtig. Darum habe ich jetzt eine Woche Urlaub gemacht und auch eine Trainingswoche verpasst. Doch jetzt habe ich wieder aufgetankt und kann wieder Vollgas geben.
Das Pokalfinale gegen den FC Oberneuland ist zweifelsfrei der vorläufige Saison-Höhepunkt. Doch auch die reguläre Saison hat für Sie und ihre Mannschaft einige herausragende Momente gehabt. An was erinnern Sie sich da zuerst?
Als Erstes denke ich da an unseren überragenden Teamgeist, der für mich bislang einmalig ist. Wenn ich die Saison im Ganzen betrachte, ist es das, was uns ausmacht. Nach dem Fast-Abstieg in der vergangenen Saison sind wir richtig zusammengewachsen und jeder zerreißt sich für den anderen. Und das setzt sich auch jenseits des Sportplatzes fort. Einzelne Spiele fallen mir da gar nicht so ein, aber die Siegesserie Anfang der Saison war natürlich unfassbar geil und es macht einfach einen Riesenspaß, wenn alle zusammen für ein Ziel kämpfen.
Mit welchen Hoffnungen und Erwartungen waren Sie in die Saison gegangen?
Nach dem geglückten Klassenerhalt gab es bei uns ja einen Riesenumbruch. Ich hatte erwartet, dass wir auf jeden Fall besser abschneiden als in der Vorsaison und auf den achten Platz gehofft. Diese Hoffnung ist natürlich weit übertroffen worden.
Was bedeutet Ihnen dann der dritte Tabellenplatz der Bremen-Liga hinter dem FCO und der SV Hemelingen?
Sehr viel, denn ich hatte in meinen bisherigen Jahren in der Bremen-Liga noch nie oben mitgespielt. Da war eine tolle Erfahrung. Ganz wichtig war für mich dabei als Torwart natürlich auch unsere starke Abwehrleistung.
Zu den Highlights gehören sicherlich auch die Spiele gegen den FC Oberneuland, schließlich ist die SAV die einzige Mannschaft, die den Meister gleich zweimal besiegen konnte?
Das sind natürlich schon wichtige Spiele gewesen, aber ehrlich gesagt, wussten wir, dass wir mit unserem Spielsystem jeden Gegner schlagen können. Dabei war das 4:1 im Hinspiel schon eine große Überraschung und das 3:0 unter Flutlicht war einfach überragend. So etwas bleibt natürlich im Kopf.
Was war in diesen beiden Spielen das Erfolgsrezept?
Das ist ja mittlerweile kein großes Geheimnis mehr, dass wir eine unfassbar starke Deckung haben, was auch die wenigsten Gegentore der Liga beweisen. Auf der anderen Seite ist da aber auch unser brutales Umschaltspiel, mit dem wir schnell zuschlagen können, wenn wir unsere Chancen nutzen.
Ist diese Herangehensweise auch im Pokalfinale eine Sieggarantie?
Eine Garantie sicherlich nicht, aber für mich als Torwart ist eine stabile Deckung schon ein wichtiger Faustpfand. Und natürlich kann es für uns in einem Finale nicht schlecht sein, wenn uns der FC Oberneuland auf dem Zettel haben muss.
Wie sehen Sie die Chancenverteilung im Endspiel?
Ich denke, wir haben gute Chancen, aber für mich ist der FC Oberneuland trotzdem der Favorit. Der FCO war über die Saison gesehen konstanter und wurde darum auch Meister. Letztlich ist ein Pokalspiel aber immer eine Herzenssache. Es kommt meiner Meinung nach darauf an, wer den größeren Willen zeigt. Da ist es egal, ob du als Favorit oder als Underdog ins Spiel gehst.
Wie haben Sie Ihre Mannschaft, Ihre Mitspieler in den Wochen nach Ende der Bremen-Liga-Serie und in der Pokal-Vorbereitung erlebt?
Auf jeden Fall sind wir alle gut drauf, weil wir ja im Flow geblieben sind. Das gute Training, in dem weiter alle 110 Prozent gegeben haben, und die gelungenen Testspiele haben dafür gesorgt, dass wir hungrig geblieben sind.
Wie bereiten Sie sich persönlich auf den Finaltag vor?
Auch da halte ich es so, dass ich die bewährten Abläufe bevorzuge. Ich werde also den Freitag nach der Arbeit ganz entspannt mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen und natürlich früh schlafen gehen. Wie vor jedem Spiel lege ich dann großen Wert darauf, was ich esse. Das wird auch an diesem Sonnabend etwas Leichtes sein. Da das Spiel ja bereits um 12.15 Uhr angepfiffen wird, mache ich mich dann früh auf den Weg nach Oberneuland. Wir reisen nicht gemeinsam an, sondern werden uns dann wie vor jedem anderen Spiel auch, dort vor Ort treffen. Im Stadion werden wir dann erst einmal eine kleine Begehung machen und vor allem schon einmal die Atmosphäre aufnehmen, einige werden sich noch von unserem Physio durchkneten lassen. Alles also ganz normal. Und genau das ist auch ganz wichtig, um ruhig ins Spiel zu gehen. Das Ganze ist ohnehin schon spannend genug, das muss man es nicht auch noch zusätzlich größer machen.
Sollte der große Coup gelingen, wen wünschen Sie sich in der ersten DFB-Hauptrunde als Gegner?
Wenn ich es mir aussuchen dürfte, dann natürlich eine Mannschaft aus der Bundesliga. Mein Lieblingsverein, Real Madrid, kommt ja nicht infrage, sodass ich mir dann den SC Freiburg wünschen würde. Das ist ein Verein, in dem – sofern man das von Außen betrachten kann – eine gute Atmosphäre und ein gutes Miteinander herrschen. Außerdem ist mir Trainer Christian Streich sehr sympathisch.
Die Fragen stellte Rainer Jüttner