Vegesack. Mit dem Ergebnis könne er gut leben, zeigte sich der Fußball-Trainer des SC Borgfeld, Lutz Repschläger, nach dem Schlusspfiff zufrieden. Gerade hatte seine Mannschaft dem Bremen-Liga-Gastgeber SG Aumund-Vegesack ein 2:2 abgerungen und dessen Coach Björn Krämer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit einem Heimsieg wollten die Vegesacker nach der unbefriedigenden Hinserie die Basis für eine erfolgreiche Rückrunde legen. Doch es langte schließlich nur zu einem Punkt, weil sie in der ersten Halbzeit allzu fahrlässig mit ihren Torchancen umgegangen waren.
Das Auftaktmatch nach der Winterpause im Vegesacker Stadion wurde auf dem kleinen Kunstrasenplatz von widrigen Wetterverhältnissen beeinträchtigt. Heftige Böen und windgepeitschte Regengüsse machten den 22 Kickern das Leben schwer. Allerdings lag es nicht an den meteorologischen Gegebenheiten, dass die Gastgeber zur Pause nur mit 1:0 führten und die Gäste sich nur selten in der Nähe des Vegesacker Strafraums sehen ließen. Den Unterschied machten schlicht die Kräfteverhältnisse auf dem Feld aus. Der heimische Tabellenachte präsentierte sich 45 Minuten lang als das spielerisch deutlich überlegene Team, das sich klare Torchancen erarbeitete, sie aber nur unzulänglich nutzte.
Das lag weniger am technischen Unvermögen der Schützen als an dem Mann zwischen den Pfosten des Borgfelder Tores. „Tom Petter Rode hat heute eine Weltklasseleistung geboten“, schwelgte Lutz Repschläger in höchsten Tönen von seinem Torwart. Rode parierte einen Fallrückzieher von SAV-Goalgetter Alexander Schlobohm (15.), fischte ihm in letzter Sekunde den Ball vom einschussbereiten Stiefel (27.) und ließ sich auch von Schlobohms Kick mit der Hacke im Fünfmeterraum nicht überlisten (38.). In der 13. Minute hatte der Borgfelder Keeper aber Glück, dass eine Direktabnahme von Bashkim Toski, nach Flanke von Abdullah Basdas, knapp am Pfosten vorbeistrich. Machtlos war Rode allerdings beim Führungstreffer der Gastgeber: Nach einem Konter, nach Balleroberung im Mittelfeld, bediente Schlobohm seinen Sturmpartner Toski mit einem flachen Pass parallel zur Torauslinie, und Toski katapultierte die Kugel aus vollem Lauf in die Maschen.
Mit zunehmendem Regen wagten sich die Gäste doch einige Male in die Nähe des bis dahin fast beschäftigungslosen SAV-Torwarts Stephan Wiese. In der 34. Minute sorgte allerdings Vegesacks Abwehrspieler Marvin Syla für die bis dahin einzige klare SC-Chance: Er ließ sich im Strafraum zu einem Foul an Kadir Karabas hinreißen und Schiedsrichter Dennis Eva zeigte sofort auf den Punkt. Florian Meyer trat zur Vollstreckung an, und drosch den Ball gegen die Querlatte des SAV-Tores. Dennoch verstand zumindest Björn Krämer den Elfmeter für die Gäste als Warnschuss. In der Halbzeitpause verlangte er von seinen Spielern erhöhte Wachsamkeit, rechnete er doch damit, dass der SC noch einmal alle Kräfte mobilisieren werde. So kam es denn auch. Die Gäste hielten zwar an ihrer Defensivordnung fest, forcierten aber gleichzeitig das Offensivspiel. Und dann half ihnen das Glück des Tüchtigen. Nach einem Eckball der Borgfelder konnte die SAV-Defensive einschließlich Keeper Stephan Wiese den Ball nicht unter Kontrolle bringen, er landete vor den Füßen von Erik-Ove Henningson, der aus Nahdistanz zum 1:1 ausglich (52.). Nun witterten die Gäste Morgenluft, attackierten früh und leiteten schnelle Konter ein. Und nur zwölf Minuten nach dem Ausgleich gingen sie nach gelungenem Doppelpassspiel auf der rechten Außenbahn 2:1 in Führung: Der kurz zuvor eingewechselte Philip Eichler war allein vor Wiese aufgetaucht und hatte ihm mit einem Flachschuss das Nachsehen gegeben.
Es spricht allerdings für die Moral der Nordbremer, dass sie nicht resignierten. Krämer stellte auf ein offensives 3:5:2-System um, und seine Spieler setzten die Brechstange ein. Immer wieder wurden lange Bälle in die Angriffsspitze geschlagen. In der 88. Minute mit Erfolg: Marvin Syla bezwang Tom Rode und sicherte seiner Mannschaft einen Punkt. „Zu wenig für unsere Ansprüche“, befand Björn Krämer, während sein Kollege Repschläger meinte: „Wir hätten hier glatt verlieren, aber auch gewinnen können.“