Vegesack. Mit einer Niederlage, die Hoffnungen weckt, beendete Fußball-Bremen-Ligist SG Aumund-Vegesack die Vorbereitungsspiele und fiebert nun dem Saisonstart am Sonnabend um 14 Uhr im Vegesacker Stadion gegen den Brinkumer SV entgegen. „Der Auftritt in Wolfenbüttel macht viel Mut. Diese Leistung kam zum richtigen Zeitpunkt“, setzt Björn Krämer, der bei der SAV in seine vierte Trainersaison geht, darauf, dass seine Schützlinge vom sehr ansprechenden Auftritt bei der 2:3-Niederlage beim niedersächsischen Oberligisten beflügelt werden.
Dass Krämer mit den Vorstellungen in den Vorbereitungsspielen zuvor nur sehr bedingt einverstanden war, verschweigt er nicht. Auch wenn er viele gute und intensive Trainingseinheiten gesehen habe, hätte sein Team dies auf den Platz nicht unter Beweis stellen können. „Wir sind schwierig gestartet, es gab nicht die gewünschten Ergebnisse. Aber wir haben zum richtigen Zeitpunkt noch die Kurve gekriegt“, fasst Krämer die in dieser Woche mit drei Trainingseinheiten zu Ende gehende Vorbereitung zusammen.
Eine Vorbereitung, die wegen der Corona-Krise eine besondere war. Besonders wird auch die Saison insgesamt werden, denn eine Winterpause gibt es – zumindest in den Planungen – nicht. Der letzte Spieltag im Kalenderjahr 2020 ist für das Wochenende 19./20. Dezember angesetzt, bereits am Wochenende 9./10. Januar soll der Ball wieder rollen. Sofern es die Witterung zulässt. Da die Wechselbörse in dieser Zeit nicht auf Hochtouren laufen dürfte, hat sich Björn Krämer noch bis gestern um die Aufstockung seines Kaders bemüht und steht vor der Einigung mit einem dritten Torhüter. Dann wäre der Kader mit 25 festen Kräften sowie drei Stand-by-Spielern recht üppig aufgestellt. Wie schnell Veränderungen möglich sind, zeigt das Beispiel Luca Seidel. Der hat sich kurzfristig bei der SAV verabschiedet, für wen er künftig spielen wird, dürfte bereits morgen vermeldet werden.
Den Weg zur SAV hat indes in der langen Spielpause Boris Cordes gefunden. Der 23-Jährige spielte zuletzt für den Wedeler TSV und hatte bei den Nordbremern nur kurz die Rolle des Gastspielers eingenommen. Schnell erhielt er einen Kaderplatz und empfahl sich für einen Stammplatz in der Innenverteidigung. „Er hat sich super durchgesetzt, er bringt uns voran“, lobt Krämer den Modellathleten, der für ihn der Gewinner der Vorbereitung ist. Zu denen, die sich gut eingebracht haben, zählt der SAV-Trainer auch die Neuzugänge Mola Lamine Khan (Blumenthaler SV), Enis Sarikaya (VfL 07) und Ali Dag (VSK Osterholz-Scharmbeck). Wie ein Neuzugang ist auch Lokman Abdi zu betrachten, denn der Defensivallrounder hatte sich im dritten Spiel der vergangenen Saison einen Kreuzbandriss zugezogen und greift jetzt wieder an. Auch wenn er damals wie heute zu den Hoffnungsträgern zählt, mahnt Björn Krämer zu Geduld: „Er hatte eine schwere Verletzung. Man sollte nicht zu große Erwartungen haben.“
Um zu große Erwartungen macht Björn Krämer angesichts des verfehlten Saisonziels in der Vorsaison auch lieber insgesamt einen Bogen. „Von Platz sechs oder mehr waren wir weit entfernt“, blickt er zurück und gibt Rang sechs oder fünf als erneut zu erreichende Marke aus: „Nach oben wünscht man sich natürlich immer mehr.“ Zuversicht, die eigenen Erwartungen zu erfüllen, schöpft Krämer nicht nur aus dem breit aufgestellten Kader, sondern auch auf mehr Möglichkeiten im Spielaufbau. Denn auch wenn in der Vorbereitung an der Power und Athletik gearbeitet wurde und eine gute Ordnung im Spiel gegen den Ball trainiert wurde, so stehen zwei Bereiche ganz oben auf der Agenda von Björn Krämer: spielerische Lösungen in der Spielentwicklung und das Kreieren von Torchancen. Und auch wenn die Testspiele es noch nicht abgebildet haben, glaubt Krämer, dass die SAV diesbezüglich einen Schritt nach vorne gemacht habe.
Eine Schlüsselrolle nehmen bei der Weiterentwicklung zwar die Sechser ein, aber ganz entscheidend auch Abdullah Basdas. Der 28-Jährige war zuletzt Abfangjäger, Ballverteiler und Dauerläufer gleichermaßen, nun hat Björn Krämer für ihn eine andere Rolle vorgesehen. „Er hat mehr Freiheiten, wird häufig als Zehner und hängende Spitze auflaufen“, erklärt der SAV-Coach, der zuletzt gemeinsam mit Stürmer Alexander Schlobohm gegen Wolfenbüttel brillierte. Die Idee, zunächst einmal mit anderthalb Spitzen zu operieren, ist allerdings ein wenig aus der Not geboren. Das Sturmduo Alexander Schlobohm/Bashkim Toski (Krämer: „Die passen gut zusammen“) war nämlich durch Toskis Leistenbruch gesprengt worden.
Welche Wirkung der Mutmacher Wolfenbüttel in der Liga haben wird, wird sich am Saisonstart an diesem Sonnabend um 14 Uhr gegen den Brinkumer SV ablesen lassen. Brinkum wird schließlich zu den Schwergewichten der Liga gerechnet, von Björn Krämer in Sachen Meisterschaftskandidaten in einem Atemzug mit dem Bremer SV genannt. Die SAV um den neuen Keeper Jan-Niklas Dähne, den neuen Innenverteidiger Boris Cordes, Mittelfeld-Ass Abdullah Basdas und Torjäger Alexander Schlobohm bekommt also gleich Gelegenheit, gegen die Mannschaft von Trainer Mike Gabel ein Ausrufezeichen zu setzen.
Weitere Informationen
SG Aumund-Vegesack
Zugänge: Jan-Niklas Dähne (TSV Grolland), Dennis Tesch (VfL 07), Mola Lamine Khan (Blumenthaler SV), Boris Cordes (Wedeler TSV), Fahrudin Ramic (DJK Blumenthal), Enes Sarikaya (VfL 07)
Abgänge: Ibrahim Fidan (Firtinaspor Herne), Mirko Jankowski (SV Hemelingen), Ermin Alijagic (TS Woltmershausen), Markus Böttcher (hört auf)
Restkader: Stephan Wiese, Christian Kolek, Manuel Broekmann, Christian Böhmer, Giancarlo Cristescu, Marius Bosse, Mehmet Polat, Albin Asipi, Bashkim Toski, Lennart Kettner, Marcel Burkevics, Alexander Schlobohm, Abdullah Basdas, Alexander Ifebuzor, Dennis Tesch, Lokman Abdi, Ardijan Syla, Ali Dag, Mola Lamine Khan, Boris Cordes, Fahrudin Ramic. Stand by: Nils Husmann, Ferdi Uslu, Andreas Radke
Trainer: Björn Krämer (im vierten Jahr)
Co-Trainer: Issam El-Madhoun
Torwarttrainer: Mario Duhm
Saisonziel: Platz sechs PJ