„Maskenball auf Norderney“ – so heißt die neueste Ausstellung im Kunstkeller des Schönebecker Schlosses. Wer da an maskierte Damen und Herren in festlicher Abendgarderobe denkt, liegt jedoch falsch. Denn der Mittelpunkt dieser Ausstellung ist – ein Volleyball.

2021 – in Zeiten der Pandemie – schuf der Künstler Andreas Otto in seinem Atelier in Arnsberg den „Maskenball“, einen mit Corona-Masken ummantelten Beachvolleyball. Dieser sollte Dreh- und Angelpunkt eines Fotoprojektes werden. Als ein Urlaub auf Norderney anstand, landete der „Maskenball“ im Reisegepäck. Auf der Insel angekommen, unternahm Andreas Otto viele Spaziergänge und Radtouren; der Maskenball war fast immer dabei. Andreas Otto platzierte ihn an verschiedenen Stellen auf der Insel und fotografierte. „So war ich also meistens mit dem maskierten Ball unterm Arm oder mit dem Ball auf dem Gepäckträger auf der Insel unterwegs. Das hat durchaus Aufmerksamkeit erregt“, sagt Andreas Otto und lacht. Nach und nach entstand die Idee zu einer Art Geschichte, die folgendermaßen beginnt: „Am Ostende von Norderney wurde der erste Maskenball an der deutschen Küste angespült. Immer wieder tauchte er an den unterschiedlichsten Stellen der Insel wieder auf.“ Andreas Otto dokumentierte die Fundorte fotografisch und machte daraus das Buch „Maskenball auf Norderney“.

Dieses Buch ist Grundlage zur Ausstellung im Kunstkeller. Eine Premiere übrigens: Die Ausstellung „Maskenball auf Norderney“ ist erstmals zu sehen. Andreas Otto wurde im Internet auf den Kunstkeller des Schönebecker Schlosses aufmerksam. Und da er die Maskenball-Ausstellung gerne im norddeutschen Raum zeigen wollte, bewarb er sich – mit Erfolg. Gezeigt werden Schwarz-Weiß-Fotografien und grafische Arbeiten. Jedes Werk zeigt den „Maskenball“ irgendwo auf Norderney. Mal an allseits bekannten Touristen-Hotspots, am Strand, aber auch an malerisch einsamen Orten „oder auch einfach dort, wo es ästhetisch passte und gut aussah“, so Andreas Otto. Meist ist der Ball allein, mal sieht man ihn in „Gesellschaft“ von Strandgut, zum Beispiel neben einem alten Schuh oder einer angespülten spanischen Bierflasche. Neben einem Schiffswrack erinnert der „Maskenball“ an die Vergänglichkeit alles Seienden. Außerdem hat er Begegnungen auch mit Menschen, Krebsen und Möwen – die ja durchaus für eher „unbekümmertes“ Benehmen bekannt sind. So lautet denn auch der Titel einer Collage „Kack mich voll“. Andere Titel wie „Die Revolution sind wir“, „Ostmond“ und „Kniefall Nord-Süd“ lassen dem Betrachter viel Raum zur eigenen Interpretation.
Die Collagen (Mischtechnik auf Karton) basieren auf den Fotografien des Maskenballs. Durch die Überarbeitung verwandelt sich die reale Inselumgebung in eine teilweise surreale, fast abstrakte Welt. Menschen tauchen nur vereinzelt und als Schattenumriss auf. Andreas Otto arbeitet hier mit einem sehr zurückhaltenden Farbspiel; es dominieren Grautöne und Sandfarben. Ein weißes Kreuz auf rotem Grund, das den Ball ziert, ist die beinahe einzige farbige Komponente.

Auch das 138-seitige Buch „Maskenball auf Norderney“ ist Bestandteil der Ausstellung und lädt zum Blättern ein. Insgesamt sind 25 Werke von Andreas Otto im Kunstkeller zu sehen. Kunstwerk Nummer 25 ist der Hauptdarsteller selbst: „Maskenball (Mischtechnik auf Beachvolleyball)“. Im Gegensatz zu den anderen Exponaten ist er allerdings unverkäuflich.