Schönebeck. Das Museum im Schloss Schönebeck geht mit der Zeit und bietet neben dem bisherigen rein analogen demnächst auch einen digitalen Weg an, um die umfangreiche Sammlung heimatgeschichtlicher Objekte zu entdecken. So könne das Museum seinen Besuchern auch Schätze zeigen, die im Archiv verborgen sind, berichtet Klaus Gawelczyk, zweiter Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung. „Zu den Besonderheiten gehört eine umfangreiche Dia-Sammlung mit Fotos aus mehr als hundert Jahren, die bisher nur zu einem kleinen Teil sortiert und zugänglich war und die auch die baulichen Veränderungen im Bremer Norden dokumentiert.“
Die Digitalisierung zähle wegen der Kontaktverbote auch zu den Vorsorgemaßnahmen in der Pandemie, fügt der zweite Vorsitzende hinzu. Besuche der Ausstellung vor Ort waren nicht mehr möglich, aber „auf eine digitale Präsenz und Arbeiten via Internet-Verbindung“ sei das Museum Schloss Schönebeck nicht vorbereitet gewesen. Finanziell hätte der Verein das allein allerdings nicht stemmen können. Möglich wurde die Digitalisierung mit einer Projekt-Förderung durch das Programm „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters. Von den 30.000 Euro Projektkosten muss der Verein zehn Prozent selbst tragen. 27.000 Euro gibt es als Förderung. „Ohne diese Förderung hätten wir das nicht hinbekommen“, sagt Klaus Gawelczyk, der das Projekt koordiniert.
Von dem Geld aus der Bundesförderung soll nun auch ermöglicht werden, dass Museumsbesucher ab dem Herbst Audio-Guides nutzen können. Für die Einrichtung der digitalen Audio-Information, die per QR-Code auf den eigenen Smartphones der Museumsbesucher aufrufbar sein wird, hat sich der Verein einen externen Partner gesucht, der auch Sprecher einsetzen kann. An 25 Stationen im Museum können Besucher sich übers Handy Wissenswertes über die ausgestellten Objekte erzählen lassen. Zum Beispiel im Arbeitszimmer des Afrikaforschers Gerhard Rohlfs. Oder in der maritimen Sammlung, wo das Museum im Schloss Schönebeck auch über Walfang, Schiffbau und Seenotrettung berichtet. Dazu gehöre auch der Raum mit den Kapitänsbildern, fügt Klaus Gawelczyk hinzu. Darin seien nicht, wie man vielleicht vermute würde, Bilder von Kapitänen zu sehen. „Nein, ausgestellt sind hier Bilder, die die Kapitäne von ihren Schiffen haben malen lassen.“ Einer der bekannten Maler sei Jaburg gewesen, nach dem in Vegesack ebenfalls eine Straße benannt ist.
Das zweite Vorhaben ist die Digitalisierung der umfangreichen Fotosammlung. Rund 25000 Dias musste die Arbeitsgruppe sichten und nach groben Kriterien vorsortieren, bevor sie an eine Spezialfirma geschickt werden konnten. Versandt wurden dabei auch über 200 belichtete alte Glasplatten, erzählt der zweite Vorsitzende. Für Juli erwarten die Mitarbeiter des Museums die Bilder vorsortiert in 300 digitalen Ordnern zurück. Womit auf die Arbeitsgruppe, die sich im Verwalterhaus des Museums trifft, nochmal ein Berg Arbeit zurollt. „Die Dateien müssen zugeordnet und beschriftet werden, um dann gezielt ausgewählte Aufnahmen in dem großen Bestand wiederfinden zu können“, erklärt der Projektkoordinator. Für die zeitgerechte und aufwendige Koordinierung des Projekts hat das ehrenamtlich geführte Museum eine zeitlich befristete Teilzeitkraft eingestellt. Die Ergebnisse, die Ende des Jahres vorliegen werden, sollen jedoch nicht allgemein im Internet abrufbar sein. Wer Interesse an den historischen Aufnahmen habe, so Klaus Gawelczyk, könne sich an das Museum wenden.