Eine junge Frau mit langen Haaren tanzt ausgelassen vor einem rosa-grauen Hintergrund, die Arme weit ausgestreckt, als wollte sie das Leben umarmen. „Das ist das Bild, mit dem alles begann“, sagt Mirja Stelle. „Follow your heart“ ist nicht nur der Titel des Bildes, sondern auch Titel der Ausstellung, die ab Sonnabend im Kunstkeller des Heimatmuseums Schloss Schönebeck gezeigt wird.
Mehr als 50 Werke sind zu sehen und sie vermitteln ganz unterschiedliche Stimmungen. Einige Bilder zeigen Frauen, die sich vom Betrachter abwenden, den Kopf gesenkt halten, sprachlos sind. Dann wieder überschäumende Lebensfreude in kräftigen, hellen Farben und auch ruhige Szenen, die dargestellten Frauen sind ganz bei sich, friedlich und zuversichtlich. Dunkle Phasen und glückliche Momente – wie das Leben so spielt.
Mirja Stelle, Künstlerin
Mirja Stelle widmet sich seit 2021 vermehrt dem Malen – nach überstandener Brustkrebserkrankung. Dieses Kapitel ihrer Lebensgeschichte thematisiert sie und verarbeitet es ein Stück weit mit Hilfe der Kunst. „Ich habe einfach drauflos gemalt“, sagt die 51-Jährige. „Follow your heart“ – das optimistische Bild, auf dem das tanzende Mädchen den bisherigen Widrigkeiten den Rücken kehrt und nach den Sternen greift, war das erste Bild, gefertigt in Acryl und Sprühlack. Stilistisch erinnert es durchaus an den Streetart-Künstler Banksy.
Die Ausstellung zeigt Werke in ganz verschiedenen Techniken: Kohle auf Papier, Pastellkreiden auf Papier, Sprühlack auf Styropor, Strukturpaste – und digital entstandene Bilder. Dafür verwendet Mirja Stelle ein Zeichenprogramm auf ihrem Smartphone. Die fertigen Bilder werden ausgedruckt und auf Leinwand übertragen. „Es gibt unendlich viele Farben und die Finger bleiben sauber“, sagt Mirja Stelle und lacht. „Man muss nach dem Malen nicht so viel aufräumen.“
Frauen sind im Mittelpunkt
Manchmal werden auch Fotografien auf diese Weise bearbeitet, zum Beispiel einige Bremer Ansichten wie Dom und Bremer Roland, die nun als digital gefertigte Gemälde mit pinkfarbenem Himmel daherkommen. Und immer ist es eine Frau im roten Mantel, die durch die bekannten und doch fremdartigen Ansichten spaziert. Eines haben alle Bilder gemeinsam: Die dargestellte Person ist immer eine Frau. Männer übernehmen – wenn überhaupt – Nebenrollen, etwa als Tanzpartner. „Ich möchte Frauen in den Mittelpunkt rücken und zeigen, was sie leisten: Die Arbeit, die Familie, der ganze Alltag mit und ohne Erkrankung. Alltagsheldinnen auf allen Ebenen“, erläutert Mirja Stelle, die selbst alleinerziehende Mutter zweier Kinder ist und im öffentlichen Dienst arbeitet.
Durch ihre Arbeitsstelle kam es gewissermaßen auch zu ihrer nunmehr zweiten Ausstellung in Bremen-Nord. Nachdem sie im Sommer bereits Bilder in Blumenthal gezeigt hatte, ermunterte sie eine Kollegin, sich für eine Ausstellung im Kunstkeller des Schönebecker Schlosses zu bewerben. „Das habe ich getan und so nahm alles seinen Lauf. Das ist ein toller Ausstellungsraum“, schwärmt Mirja Stelle. Und Kunstkeller-Kuratorin Marianne Bartsch-Gundertofte bestätigt, dass sich der Ausstellungsraum großer Beliebtheit erfreut: „2024 ist der Kunstkeller komplett ausgebucht und für 2025 gibt es auch schon Anfragen.“