Schönebeck. Der Kunstkeller des Heimatmuseums Schloss Schönebeck lädt zu einem „Blick auf die Natur“ ein. Die gleichnamige Ausstellung mit Werken der Brinkumer Künstlerin Nicole Clöer ist als Rundgang durchs Jahr konzipiert. Während die Besucher im Uhrzeigersinn durch den Kunstkeller gehen, folgen sie gleichsam dem Lauf der Jahreszeiten. Nach der Januar-Dämmerung kämpfen sich erste Schneeglöckchen ans Licht. Das Bild „Bright Day“ strahlt in zarten, lebendigen Frühlingsfarben. Mit einem blühenden Mohnfeld und einem Seerosenteich geht es vom Sommer in den Herbst: verblühte Sonnenblumen bieten ihre Kerne den Vögeln als Nahrung und auf kargen Harz-Fichten liegt der erste Schnee. Die meisten der gezeigten Werke sind abstrakt, sehr dynamisch und von starker Farbigkeit – Schwungbilder, wie Nicole Clöer sie selbst nennt, da die Farben mit Schwung aus dem Arm heraus aufgetragen werden. Die ersten Schwungbilder malte sie bereits in den 1990er Jahren während ihres Studiums an der Kunstakademie Münster. „Als Studentin unterlag ich ja noch der Korrektur des Professors, da wurde mir diese Technik zu steif und zu schematisch und ich habe sie zu Gunsten einer eher meditativen Tupftechnik aufgegeben“, so die Künstlerin. Inzwischen hat sie die Schwungtechnik wieder aufgenommen und weiterentwickelt.
Aber auch gegenständliche Motive sind zu sehen, wie etwa das Bild eines Falken, der eine unvorsichtige Maus erwischt hat. Und mit den zartgelben Osterglocken gewann Nicole Clöer 2020 den „Prix d’excéllence de peinture florale“ beim Salon International in La Rochelle. Aber auch plastische Arbeiten sind dabei; eine Vitrine beherbergt Bronzeskulpturen zweier Katzen und der Bremer Stadtmusikanten.
Die Kunst hat Nicole Clöer bereits früh für sich entdeckt: Als Kind zog sie sich gern unter den Tisch zurück, um dort in Ruhe zu malen. Als Sechsjährige besuchte sie zusammen mit ihrem Vater die Bremer Kunsthalle und war fasziniert von Pablo Picassos „Sylvette“. Ihre Großmutter schenkte ihr daraufhin Bücher über Picasso. Der Maler wurde ihr großes Vorbild und Nicole Clöer beschloss: „Das möchte ich später auch machen.“ Nach dem Abitur in Ganderkesee ging sie für ein Jahr nach Paris. Um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, aber auch, um sich den zahlreichen Museen der Stadt wie dem Louvre oder dem Picasso-Museum zu widmen. Nach ihrer Rückkehr begann Nicole Clöer das Studium der Freien Künste an der Kunstakademie in Münster. 1999 erhielt sie den Akademiebrief mit Auszeichnung, es folgten Staatsexamen in Kunst und Romanistik. Heute arbeitet sie sowohl als Lehrerin (Kunst und Französisch) an der Oberschule Süd in Delmenhorst und als Künstlerin. Die Liste mit Nicole Clöers Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen ist lang. Unter anderem waren ihre Werke in Paris, London, Zürich, Berlin, Dubai, in Bulgarien, Spanien, Italien, Polen und in der Türkei zu sehen. Im Schönebecker Schloss stellt sie zum ersten Mal aus. Eine Broschüre ließ sie das Heimatmuseum als Ausstellungsort neu entdecken. Bekannt war ihr das Schloss im Bremer Norden noch aus Kindheitstagen: „Meine Großeltern wohnten in Schönebeck. Im Winter waren wir zum Schlittschuhlaufen beim Schloss“, erzählt Nicole Clöer. Das Bild eines zugefrorenen Sees – wenn auch ohne Schlittschuhläufer – beendet den farbenprächtigen Rundgang durch die Jahreszeiten. Die Ausstellung ist bis zum 15. August zu sehen, die ausgestellten Werke können käuflich erworben werden.