Schönebeck. Das Zusammenspiel von Harfe und Querflöte hat einen eigenen Zauber. Doch der muss auch entfaltet werden. Das ist am Sonntagabend der Flötistin Hélène Freyburger und der Harfenistin Amandine Carbuccia aufs Feinste gelungen. Im Rahmen der Schönebecker Schlosskonzerte gaben sie Kostproben französischer Komponisten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.
Die Soloflötistin Freyburger und die Soloharfenistin Carbuccia der Bremer Philarmoniker nennen sich „Duo Entr´acte“, auf deutsch „Duo Zwischenaktmusik“. Und das war auch vornehmlich dessen Programm. Diese Zwischenspiele habe es immer in der Oper dann gegeben, wenn sich das Bühnenbild geändert habe, erklärte die Harfenistin dem Publikum in der großen Halle des Schönebecker Schlosses.
Dementsprechend startete das Duo mit dem Entr´acte von Jacques Ibert (1890 bis 1962). Nuancenreich von munter über melancholisch bis hin zu beschwingt interpretierten die Musikerinnen das Stück. Ibert gehört zu einer Gruppe von französischen Komponisten, die Werke zwischen Neoklassizismus und Moderne komponierten. Von Ibert ist bekannt, dass er selbst die Flöte besonders liebte und seine Tochter Harfenistin war.
Stühle auf Abstand gestellt
Guter Dinge zeigte sich Organisator Reinhold Heise. Er freue sich, dass er auf einen wenigstens halbgefüllten Saal blicken könne, sagte er in seiner Begrüßung. Coronabedingt waren die Stühle auf Abstand gestellt. Was aber der guten Laune des Publikums keinen Abbruch tat. Konzentriert und begeistert folgte es der Spielkunst der Flötistin und Harfenistin. Zum Schluss gab es laut vernehmliche Bravo-Rufe.
Ausnahme von den in der Regel einsätzigen Stücken und französischen Komponisten war eine dreisätzige Johann-Sebastian-Bach-Sonate in g-moll. Sie bildete auch einen angenehmen Kontrast zu den weiteren Werken wie dem „Syrinx“ von Achille-Claude Debussy (1862 bis 1918, ein Komponist des Impressionismus. Seine Musik gilt als Bindeglied zwischen Romantik und Moderne. Debussy komponierte das Stück für Flöte solo. Vermutlich hat ein Verleger den Namen eigenmächtig auf „Syrinx“ verändert. Das Flötenstück sei ebenfalls für die Bühne und als „meditativ“ gedacht, sagte dazu Freyburger.
Als Harfe solo spielte Carbuccia außerdem von Debussy den „Valse romatique“. Das sei ein frühes Werk des Komponisten, erläuterte sie dazu. Darin sei noch der „romantische Einfluß“ zu spüren. „Den gab es später nicht mehr bei ihm.“
Überhaupt klärten die beiden Frauen immer wieder kurz über die einzelnen Kompositionen auf. Oder die Harfenistin drehte ihr Instrument zum Publikum um. Dabei verwies sie auf die sieben Pedale am Fuße der Harfe und deren Funktion. Sie machte dazu deutlich: „Sieben Pedale hat die Harfe. Wir müssen immer treten und treten, haben aber nur zwei Füße.“
Publikum forderte Zugabe ein
Mit dabei war auch „Sicilienne“ von Gabriel Fauré (1845 bis 1924). Es ist der Titel eines impressionistischen Musikstücks von Fauré aus dem Jahre 1893. Ursprünglich sei es als Bestandteil einer Musik für die Ballettkomödie „Der Bürger als Edelmann“ von Molière gedacht, wußte dazu Carbuccia. Der Begriff Sicilienne bezieht sich auf eine Satzbezeichnung der Barockmusik, dem sogenannten Siciliano, für den ein wiegender Rhythmus charakteristisch ist.
Darüber hinaus war die „Méditation“ aus der Oper „Thais“ von Jules Massenet (1842 bis 1912) zu hören. Thais ist eine Kurtisane in Alexandria im vierten Jahrhundert nach Christus. Sie steht vor der Frage, ihr bisheriges Leben weiterzuführen oder sich sich einem Leben für Gott zuzuwenden. Den Schlusspunkt setzten die beiden Musikerinnen mit der „Fantaisie brillante sur Carmen“ von François Borne (1840 bis 1920), auch selbst ein Flötist. Ohne Zugabe ließen die Besucherinnen die beiden Französinnen nicht davonkommen. Das war "Entr´acte" aus der Oper Carmen von Georges Bizet.
Hélène Freyburger wurde 1991 in Colmar geboren. Seit 2016 ist sie bei den Bremer Philarmonikern. Harfenistin Amandine Carbuccia, 1990 in Nizza geboren, stieß 2015 zu den Philarmonikern.