Es funkelt und blinkt im großen Saal des Schönebecker Schlosses. Zahlreiche Messinggegenstände sind derzeit in der Sonderausstellung „Es wärmt die Form, der Stoff, das Licht“ zu sehen. Dabei handelt es sich um eine Wanderausstellung des Deutschen Messingmuseums Krefeld. Das Team des Heimatmuseums Schloss Schönebeck hatte entschieden, dass eine „wärmende“ Ausstellung gut ins erste Quartal passt: „Wir zeigen im Winter Dinge, die wärmen und Licht ins Haus bringen“, so Klaus Gawelczyk, erster Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung. In mehreren Kisten kamen die 150 Exponate in Schönebeck an – aufs glänzendste poliert und begleitet von einigen Infotafeln, die in kompakt formulierten Texten die Messingobjekte und ihr Wirken im Alltag der Menschen erläutern. Die meisten Ausstellungsstücke stammen aus dem 19. Jahrhundert.
Hausrat aus Messing hatte eine jahrhundertelange Tradition, gerade auch im Norden Deutschlands. Messing war ein beliebtes Material für funktionales und gleichzeitig dekoratives Hausgerät. Die Eigenschaften des Materials, nämlich Hitzebeständigkeit und gute Wärmeleitfähigkeit, ermöglichten vielerlei Verwendungsarten beim Heizen, Wärmen, Warmhalten und Beleuchten. Hand-, Fuß-, Bett- oder Kutschbockwärmer wurden wie eine bewegliche Stubenheizung verwendet. Wenn Nebel, Regen oder Wind an der Küste eine „innere Aufwärmung“ verlangten, genoss man gerne ein warmes Getränk aus der Kranenkanne oder dem Samowar. Und weil die Messinggeräte, elegant geformt und hübsch aufpoliert, wie Gold schimmern, vermitteln sie zudem einen optischen Genuss – und wärmen so auch ein bisschen das Herz und bringen Glanz in den Alltag.
Bezug zum Walfängerort Vegesack
Die Ausstellung zeigt unter anderem Bügeleisen, Kastanienröster, Bettwärmer, Feuerschirme, diverse Kannen und Stövchen, Zimmeröfen sowie Fuß- und Handwärmer. So sind in einer Vitrine hübsch verzierte Wärmekugeln zu bewundern. Diese, auch Wärmeäpfel genannt, wurden zum Beispiel in Kirchen von Pfarrern verwendet, um sich beim Gottesdienst vor dem Abendmahl zu wärmen. Dadurch blieben die Finger auch bei Kälte beweglich, und das Risiko, den guten Messwein zu verschütten, war geringer. Auch Handwärmer in Buchform sind zu sehen. Neben zahlreichen Leuchtern werden auch Öllampen gezeigt, die einst mit Tran betrieben wurden – und allerspätestens da findet sich ein direkter Bezug zum Walfängerort Vegesack.
Auch ein „Doofpott“ gehört zur Ausstellung. Das ist nicht etwa ein norddeutsches Schimpfwort, sondern ein luftdichter Behälter, in dem Holzkohlen „gelöscht“ wurden. Der Sauerstoffmangel im Doofpott ließ die Glut der Kohlen ersticken, sodass sie am nächsten Tag erneut gebraucht werden konnten. Kaminbesteck und Kohleneimer sind ebenfalls ausgestellt und auch sie blitzen golden im Licht der schlosseigenen Kronleuchter. „Die sahen damals im Gebrauch bestimmt anders aus“, sagt Klaus Gawelczyk und schmunzelt. Nachteil des auf Hochglanz polierten Messings: Man sieht jeden Fingerabdruck. Die ausgestellten Messinggegenstände wurden von ihren vormaligen Besitzern offensichtlich geschätzt und gepflegt. Die filigrane und oft detailverliebteVerzierung der eigentlich trivialen Gebrauchsgegenstände fällt sofort auf. Wer genau hinsieht, entdeckt Schiffsmotive, Sterne, florale Muster, Notenschlüssel, Wappen-Elemente, es tummeln sich Vögel, Libellen, sogar Löwen und Sphinxe. Es handelte sich nicht um Wegwerfartikel, sondern um Gegenstände, die lange in Gebrauch waren, manchmal über mehrere Generationen, und deshalb auch schön aussehen sollten. Etwa die Bettwärmer, die mit glühenden Holzkohlen bestückt das Bett anwärmten. Die flachen, runden Pfannen haben lange Stiele und durchbrochene Klappdeckel, die kunstvoll und mit großem Geschick verziert wurden – sodass die Wärmepfannen häufig auch als Zimmerschmuck aufgehängt wurden.