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Tourismus im Bremer Norden Walfanghistorie des Stadtteils: Ein Konzept für Vegesack

Vegesack, einst Heimathafen der Walfangflotte, sucht nach Wegen, seine maritime Geschichte neu zu beleben. Ein Gesamtkonzept könnte den Stadtteil als alte Walfängerstadt auch für Touristen interessanter machen.
23.05.2024, 17:11 Uhr
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Walfanghistorie des Stadtteils: Ein Konzept für Vegesack
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Inzwischen ist es fast drei Jahre her, dass die "Schulschiff Deutschland" nach Bremerhaven abgewandert ist. Genau so lange wird in Vegesack auch darüber diskutiert, was auf den Traditionssegler folgen könnte. Im Gespräch ist dabei unter anderem ein Gesamtkonzept, das sich auf die Historie Vegesacks als alte Walfängerstadt fokussieren soll.

Die Idee dazu stammt von Klaus Gawelczyk. Der Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins für Vegesack und Umgebung hatte seinen Vorschlag Anfang des Jahres dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Tourismus, Kultur und Wirtschaft vorgestellt. Weil das Gremium mehr darüber erfahren wollte, hat es den Ehrenamtlichen zu seiner nächsten Sitzung eingeladen.

220 Jahre Walfanggeschichte

Und die hat nun stattgefunden. Gawelczyk berichtete dem Ausschuss, dass Vegesack Heimathafen der Walfangflotte war. "1653 hat die Gründung der ersten bremischen Walfangkompanie stattgefunden“, informierte er. „Die Kapitalgeber waren im Wesentlichen Kaufleute aus der Stadt, die Arbeit wurde aber in Vegesack gemacht.“ Insgesamt seien 1600 Ausfahrten Bremer Walfänger gen Grönland dokumentiert. Darüber hinaus habe es im 19. Jahrhundert 44 Fahrten in die Südsee gegeben. Alles in allem sei der Vegesacker Hafen 220 Jahre lang Ausgangspunkt für Walfänger gewesen.

Notwendig waren die Fahrten, weil man den Waltran als Rohstoff für Leuchten brauchte. „Kerzen waren für die einfachen Leute zu teuer“, erzählte der Vorsitzende. Darüber hinaus wurde der Tran unter anderem als Grundstoff für Seifensieder und zur Lederverarbeitung genutzt. "1872 kam das Ende des bremischen Walfangs mit Segelschiffen", erklärte Gawelczyk. "Grund dafür war, dass der Waltran durch Erdöl ersetzt wurde."

Seine Hochzeiten hatte der Walfang im 18. Jahrhundert sowie im 19. Jahrhundert nach der napoleonischen Zeit, die 1815 endete. "Anfang des 18. Jahrhunderts waren mehr als 50 Prozent der Handelsschiffe in Bremen für den Walfang ausgestattet", informierte er. "Das zeigt die wirtschaftliche Bedeutung, die der Walfang sowohl für Vegesack als auch für Bremen hatte."

Ausstellungsräume in der Neuen Strandlust

Ausschusssprecher Norbert Arnold (SPD) überlegte, was man hieraus machen könnte. Er regte an, die Ausstellungsräume, die in der Neuen Strandlust entstehen sollen, zum Thema Walfang einzurichten. Zudem könnte von dort aus ein Rundgang durch den Stadtteil starten. "Das könnte zum Beispiel über einen Audioguide funktionieren", schlug er vor.

Klaus Gawelczyk hatte noch eine andere Idee. "Bremerhaven möchte Kreuzfahrer an Land bringen – und Vegesack hat etwas, was es diesen Touristen zeigen könnte", sagte er. Vor diesem Hintergrund könne er sich durchaus vorstellen, die Kooperation mit der Seestadt auszuweiten. Über entsprechende Angebote, die man dieser Zielgruppe unterbreiten könnte, gebe es bereits Gespräche zwischen dem Heimatmuseum Schloss Schönebeck und dem Vegesacker Geschichtenhaus.

Der Ausschuss will im Nachgang der Sitzung nun erfahren, welche Fördermöglichkeiten es gibt, um die Walfanghistorie Vegesacks aktiv zu nutzen. Auskunft hierzu soll das Kulturressort geben.

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Heimat- und Museumsverein mit finanziellen Sorgen

Bereits in diesem Jahr wird der Verein nicht genug einnehmen, um all seine Kosten zu decken. Nach den Worten von Klaus Gawelczyk wird sich das Defizit auf 45.000 Euro belaufen. "Diesen Betrag können wir durch Überschüsse ausgleichen, die wir in den vergangenen Jahren erwirtschaftet haben", sagte der Vereinsvorsitzende während der jüngsten Sitzung des Vegesacker Ausschusses für Stadtentwicklung, Tourismus, Kultur und Wirtschaft. Das sei im kommenden Jahr aber nicht mehr möglich. "Deshalb könnte es durchaus sein, dass ich in 2025 hier stehe und berichte, dass wir irgendetwas unternehmen müssen", so Gawelczyk. "Ansonsten müssten wir nämlich schließen." Er habe aber die Hoffnung, dass zeitnah eine andere Lösung gefunden wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kulturbehörde ihre jährliche Förderung erhöht, ist allerdings nicht sonderlich groß. In einem Gespräch mit Ressortverantwortlichen habe er erfahren, dass der finanzielle Spielraum mehr als begrenzt sei. Der Ausschuss hat bereits jetzt Vertreter des Vereins für das kommende Jahr eingeladen. Die sollen das Gremium darüber informieren, wie sich die finanzielle Situation entwickelt hat. Bei Bedarf wollen die Mitglieder dann schauen, wie sie die Ehrenamtlichen unterstützen können.

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