Bremen-Nord/Schwanewede. Die Schulferien stehen vor der Tür, und die meisten Schüler freuen sich auf sechs unterrichtsfreie Wochen. Tatsächlich haben sich die Kinder und Jugendlichen im ersten Halbjahr wegen der Pandemie ohnehin selten in ihren Schulen aufgehalten. Oder sie haben im Schulgebäude nur eine Hälfte der Klasse zu Gesicht bekommen, mussten Abstände einhalten, Masken tragen und in durchlüfteten Klassenräumen fröstelnd dem Unterricht folgen. Wie haben die Schulen die Krise bisher überstanden? Und wie geht es in Bremen und Niedersachsen nach den großen Ferien weiter?
Stephan Wegner ist Leiter der Nordbremer Oberschule in den Sandwehen, die von Schülern zwischen zehn und 16 Jahren besucht wird. "Wir haben uns schon vor einem Jahr selbst organisiert und 45 Luftreiniger für die Klassenräume angeschafft" erzählt der Lehrer. Jedes Gerät habe 400 Euro gekostet. Ein Teil der Summe sei über den Schulverein finanziert worden, "ein anderer Teil über den Covid-Topf aus Bundesmitteln". Nach langen Recherchen im Internet habe er sich gemeinsam mit einem Kollegen für Luftreiniger entschieden, die sogar Pollen aus der Luft filtern. "Pollen sind kleiner als Covid-Viren", so Wegner. Weitere Argumente seien die akzeptable Lautstärke von 60 Dezibel sowie die überschaubaren Folgekosten für Austauschfilter. Aus eigener Tasche habe er anfangs zudem einen Lüfter für 5000 Euro gekauft. "Aber damit kann man nicht jeden Raum ausstatten."
Zu Beginn der Krise habe die Schule zudem eine Lehrerin und ausgebildete Krankenschwester dazu bewegen können, im Schutzanzug vor Ort bei den Schülern und Lehrern Schnelltests zu machen. "Die haben wir über den Schulverein finanziert und als 'medizinische Einsatzstelle' auch bekommen", erklärt Wegner. Darüber hinaus habe die Schule zeitnah FFP2-Masken für die Lehrer organisiert und für die Schüler Masken genäht. "So hatten wir bis heute im schulischen Kontext keinen Ansteckungsfall", betont der 59-Jährige. Innerhalb der Familien seien Corona-Fälle vorgekommen und leider auch Todesfälle zu beklagen, "aber in der Schule konnten wir die Kinder und Kollegen bislang schützen". Dazu beigetragen habe womöglich auch, dass die Klassen das Schulgebäude in den Pausen grundsätzlich verlassen mussten, um komplett durchzulüften. "Das hat natürlich zu Diskussionen geführt. "Inzwischen müssen die Schüler nur noch auf den Wegen ihre Masken tragen. Im Unterricht nicht. Wegner: "Was wir Lehrer davon halten, sei dahingestellt."
Claudia Luer ist Leiterin der Grundschule Neuenkirchen. "Seit einigen Wochen sind die Schüler bei uns wieder im Präsenzunterricht, und das klappt gut. Wir haben aus unserem eigenen Budget Co2-Messgeräte angeschafft", erklärt die 62-Jährige. Außerdem habe die Schwaneweder Grundschule viel Unterstützung vom Land Niedersachsen bekommen. Regelmäßig würden beispielsweise Tests an die Schule geliefert, die die Kinder mitnehmen und Zuhause unter Aufsicht machen. Aktuell tragen die Schüler während des Unterrichts und auf dem Schulhof keine Masken. Lediglich auf den Gängen und in anderen Kohorten. Luer: "Das haben die Kinder verinnerlicht."
Für den Kauf von Masken habe die Schule von der Landesregierung eine Menge Geld bekommen, "aber leider war es uns nicht möglich aus dem Budget auch Luftfilteranlagen anzuschaffen", sagt Claudia Luer und betont: "Luftfilter sind spätestens im Herbst notwendig, denn bei offenen Fenstern kühlen die Räume enorm schnell aus." Impfungen seien für die unter Zwölfjährigen bis dato nicht möglich, aber die Eltern seien diesbezüglich ohnehin zurückhaltend.
Wolfgang Stutzinger ist Leiter des Schulzentrums des Sekundarbereichs II an der Alwin-Lonke-Straße. "Wir haben schon seit Monaten nagelneue Luftfilteranlagen in der Mensa, weil dort die Masken nicht getragen werden. Es gibt jetzt aber auch Luftfilter in Räumen, wo der Luftaustausch nicht so gut ist", erzählt der 57-Jährige. "Bei den Riesentürmen spürt man die Luftbewegung, aber die Geräuschentwicklung ist gering." Die Schule habe die Geräte weder angefordert noch bezahlt. "Der Senat hat sie finanziert, nachdem Immobilien Bremen über den Hausmeister den Bedarf abgefragt hat", erklärt Stutzinger. Ob die Geräte nach der Pandemie wieder abgebaut werden, wisse er nicht.
Bremen sei auch weit vorn bei der Versorgung der Schüler mit Tablets. "Das kleinste Bundesland habe kurze Wege "und das ist das Plus", lobt der Schulleiter. Entsprechend gut funktioniere auch die Versorgung mit Tests. Die kommen zweimal in der Woche, und es gibt nur wenige, die das Angebot nicht nutzen." Eher gebe es den Schülern Sicherheit und ein Gefühl der Wertschätzung. Für das neue Schuljahr hofft Stutzinger auf ein Impfangebot für die 16- bis 24-jährigen Berufsschüler. Das Impfmobil sei angekündigt worden. Die Schüler vor den Ferien zu impfen, habe aber leider nicht geklappt.