Jetzt gibt es kein Zurück mehr: Der Schulschiff-Verein hat Ende vergangener Woche den Mietvertrag für seinen neuen Vereinssitz in Bremerhaven unterschrieben – und zuvor den Auflösungsvertrag für den alten. Nach Umzug sieht es im zweigeschossigen Klinkerbau an der Lesummündung trotzdem nicht aus. Er soll erst geräumt werden, wenn der Großsegler einige Zeit in der Seestadt verbracht hat. Voraussichtlich im Herbst. Gespräche, was aus dem Gebäude werden soll, gibt es offenbar schon länger.
Dass noch keine Kartons und Kisten gepackt sind, hat mit den Vorbereitungen des Ablegemanövers des Schulschiffs zu tun – und damit, dass das Büroinventar aus Vegesack nicht sofort in Bremerhaven gebraucht wird. So sagt es jedenfalls Claus Jäger. Der Vereinschef glaubt, dass das Ausräumen der alten Büros und das Einräumen der neuen ohnehin keine allzu große Sache ist. Möbel zumindest müssen nicht von Vegesack nach Bremerhaven transportiert werden. Der Verein hat die Einrichtung eines Unternehmens aus der Seestadt übernommen. Laut Jäger müssen die Schreibtische bloß noch zusammengeschraubt werden.
Erst kürzlich hat er sich angeschaut, wie weit die Arbeiten in den neuen Räumen vorangeschritten sind. Jäger sagt, dass fast alles da ist, was der Verein braucht, um demnächst in Bremerhaven loslegen zu können. Nach seinen Worten wird der eine Standort aufgebaut, während der andere noch abgewickelt wird – und der Verein vorübergehend zwei Adressen haben: Barkhausenstraße 4 in Bremerhaven und Zum Alten Speicher 15 in Vegesack. Der Schulschiff-Chef geht davon aus, dass der Umzug des Vereins spätestens zum Jahreswechsel vollzogen ist. Und auch seiner. Jäger hat im Gebäude an der Lesummündung ein Büro, das er privat nutzt.
Was aus dem Flachdachbau werden soll, wenn der Vereins ausgezogen ist, weiß er nur so ungefähr. Jäger sagt, dass es Verhandlungen mit einem Gastronomen gibt – und dass das Gebäude ursprünglich für einen Restaurantbetrieb vorgesehen war und auch so konzipiert worden ist. Ein Teil des Hauses wird seit Jahren als Lokal genutzt. Andrea Bischoff weiß das. Sie ist Sprecherin der städtischen Gesellschaft, die das Gebäude verwaltet: der Wirtschaftsförderung. Ob es tatsächlich so ist, wie Jäger sagt, kann Bischoff momentan nicht bestätigen. Ihr zufolge laufen die internen Gespräche darüber noch, was mit dem Haus werden soll.
Auch der Schulschiff-Verein hat erneut Gespräche mit der Wirtschaftsförderung geführt – und mit neuem Personal. Bei den einen Verhandlungen ging es um die Rückzahlung des Geldes, das die Mitglieder damals als Eigenkapital in den Bau des Gebäudes am Schulschiff-Anleger investiert haben, bei den anderen um eine hauptamtliche Büro-Assistentin und um eine Ersatzkraft, die künftig die Trauungen an Deck des Großseglers vollziehen wird, wenn er künftig im Neuen Hafen beim Lloydplatz statt am Anleger in der Lesummündung liegt. Die beiden Mitarbeiterinnen, die bisher die Posten hatten, werden in Vegesack bleiben.
Alle anderen Haupt- und Ehrenamtlichen gehen mit nach Bremerhaven, zumindest vorerst. Jäger spricht von Schiffsbetriebsmeister Ingo Müller-Fellmett, vier Wachleuten und acht Helfern. Und davon, dass er hofft, noch mehr Personal gewinnen zu können, die sich um das Schulschiff kümmern wollen. Müller-Fellmett ist da zuversichtlich. Er sagt, in letzter Zeit immer wieder Besuch von Bremerhavenern bekommen zu haben, die das Team unterstützen wollen. Der Betriebsmeister kommt auf ein halbes Dutzend Interessierte in den vergangenen Wochen. Er sagt, dass das ein guter Schnitt ist.
Und dass er jede Hilfe gebrauchen kann. Auch jetzt. Momentan sind er und die übrigen Kräfte dabei, das Schulschiff für die Fahrt nach Bremerhaven flottzumachen. Der Termin ist gesetzt: Am 26. August, einem Donnerstag, soll der Dreimaster um Punkt 6.15 Uhr ablegen. Dann ist der Wasserstand am Höchsten. So steht es auf Computerausdrucken der Gezeitenvorhersage. Jäger sagt, dass sich der Segler mit dem Ebbstrom in Bewegung setzen wird – und mit der Hilfe zweier Schlepper, die ihn quasi zwischen sich nehmen werden. Dass das Manöver misslingen könnte, glaubt er nicht. Einen Ersatztermin gibt es vorsorglich dennoch.
Dass der nicht gebraucht wird, daran arbeiten Müller-Fellmett und seine Helfer seit Wochen. Der Schiffsbetriebsmeister hat Jäger aufgeschrieben, was es alles zu bedenken gibt. Die Liste an Spiegelstrichen ist zweieinhalb Seiten lang. Hinter den meisten ist inzwischen ein Häkchen. Müller-Fellmett wird einer der wenigen sein, die an Bord bleiben, wenn das Schulschiff nach Bremerhaven geschleppt wird. Er sagt, dass er dessen Pflege erst anderen überlassen wird, wenn klar ist, dass es genügend andere gibt. Der Betriebsmeister schließt nicht aus, 2022 in den Ruhestand zu gehen. Das ist auch das Jahr, das Jäger inzwischen anpeilt, um den Vorsitz abzugeben.