Das kollektive Aufatmen war bei jenen, deren Herz für die HSG Schwanewede/Neuenkirchen schlägt, nach dem 31:26 (14:13)-Heimsieg gegen den TSV Daverden allerorts spürbar. Von der Besetzung der Sprecherkabine über die 210 Zuschauer auf den Rängen bis natürlich hin zu den Verbandsliga-Handballern aus dem Landkreis Osterholz selbst stürzten Zentnerlasten von den Schultern. „Das ist für uns ein Brustlöser“, meint HSG-Trainer Tizian von Lien.
Zunächst spannte seine Mannschaft den eigenen Anhang jedoch gewaltig auf die Folter, zu schwer wog offenbar der Rucksack nach den drei Auftaktniederlagen in der neuen Spielklasse. Der Anpfiff war nicht einmal zwölf Minuten her, als die Hausherren bis zum 3:9-Rückstand völlig neben sich standen und für einiges Kopfschütteln sorgten. Sie verloren in der Abwehr nahezu jeden Zweikampf und ließen im Angriff einige gute Chancen liegen. „Wir haben überhaupt keinen Zugriff bekommen“, analysierte HSG-Trainer Tizian von Lien diese kritische Phase der Partie.
„Meine Mannschaft muss sich das verloren gegangene Selbstvertrauen erst einmal Stück für Stück wieder erarbeiten“, gab er zu bedenken. Denn die war saisonübergreifend sogar über 25 Wochen leer ausgegangen, zwölf Niederlagen summierten sich in der Zeit auf. Die Gäste aus Daverden waren da in einer komfortableren Position angereist, da sie vier Tage zuvor mit dem 37:27-Heimsieg gegen die Eickener SpVg ihr erstes Erfolgserlebnis der laufenden Serie eingefahren hatten.
Rückhalt Koppenstein
Zwei Wechsel im Schwaneweder Dress leiteten in der Folgezeit maßgeblich die Wende ein. Im Tor war es Dominik Koppenstein, der den Daverdenern viele Würfe abknöpfte und damit auch die HSG-Deckung erheblich stabilisierte. „Er war ein richtig guter Rückhalt“, lobte Tizian von Lien. Das übertrug sich zusehends auf die Verteidigung, die den Gegner von seinem bislang gewohnten 31,7 Tore-Schnitt dieses Mal auf 26 Treffer drückte. Den Angriff brachte Jonas Keller mit starken Aktionen und einigen gelungenen Schlagwürfen auf Trab. Der Rückraumspieler war lange Zeit verletzungs- und krankheitsbedingt gehandicapt gewesen und hatte bereits unter der Woche sehr gut trainiert.
„Jonas hat einen großen Anteil an der Wende“, betonte der HSG-Trainer über den jungen Torschützen, der zusammen mit Niklas Bachmann (2), Niklas Mechau (2) und Lars Winkel den Spielstand vom 6:10-Rückstand per Fließbandproduktion in eine 12:10-Führung drehte (23.).
Mit einem hauchzarten Vorsprung ging die HSG Schwanewede/Neuenkirchen auch in die Pausenbesprechung, den Niklas Mechau unmittelbar danach mit dem Tor zur 15:13-Führung leicht ausbaute. Danach war der große Blonde „on fire“, wie es sein Trainer ausdrückte.
„Niklas hat die Verantwortung übernommen“, freute sich Tizian von Lien über die nun stark anziehende Torproduktivität seines Rückraumschützen. Der netzte in der Folgezeit insgesamt siebenmal ein, davon zweimal vom Siebenmeterstrich.
Sein Mitspieler Moritz Voskamp musste einige dieser Treffer von der Tribüne aus ansehen, da er in der Abwehr einem Gegenspieler unbeabsichtigt in den Wurfarm gegriffen hatte. Dafür bekam er beim Spielstand von 21:21 umgehend eine Matchstrafe aufgebrummt (47.). „Das war eine ganz unglückliche Aktion, die Entscheidung der guten Schiedsrichter war völlig korrekt“, sagte Tizian von Lien.
Die zweiminütige Unterzahl wirkte sich nicht nachteilig auf die „Schwäne“ aus, weil der eingewechselte HSG-Torwart Jan Tholen stark hielt und Niklas Mechau zweimal in Folge zum 23:21 traf. Kurz danach schob Tim Paltinat bei personeller Gleichzahl das 24:21 hinterher. Als der Gast seine Abwehr zwangsläufig offensiver ausrichten musste, steckte er über den 23:28-Rückstand (Tim Paltinat/55.) prompt weitere Tiefschläge ein. Am Ende überschritt der „Schwäne“-Angriff erstmals in dieser Saison die 30-Treffer-Marke.