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Dauerbaustelle Freizeitbad Schwimmbad ohne Wasser

Vor zwei Jahren wurden das Dach und die Fassade saniert, jetzt ist das Vegesacker Bad wieder Baustelle. Und wird es erneut sein, wenn Handwerker kommen, um es zukunftssicher zu machen. Ein Rundgang.
12.07.2018, 07:00 Uhr
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Schwimmbad ohne Wasser
Von Christian Weth

Vegesack. Ins Bad geht es heute hintenherum: zwischen Gitterzäunen hindurch, vorbei an Containern und durch eine Holztür, die es sonst nicht gibt. Handwerker benutzen sie – und Jochen Ralle, wenn er schauen will, wie weit die Männer sind. Der Badleiter ist momentan Baustellenleiter. Wie jeden Sommer, wenn die Hallenbecken gewartet und repariert werden. Nur dass die Arbeiten diesmal über das übliche Maß hinausgehen. Und trotzdem nichts sind im Vergleich zu denen, die folgen sollen, damit im Freizeitbad nicht nur drinnen, sondern künftig auch wieder draußen geschwommen werden kann.

Ralle geht voran. Er will zeigen, welche Schäden am Bad sofort beseitigt werden müssen und was die Handwerker bisher gemacht haben. Er bleibt neben einem Becken ohne Wasser stehen. Es ist das Neue fürs Schulschwimmen, weil das Alte undicht war. Der Badleiter spricht vom Zulauf, der tropfte, und vom Boden, der korrodierte. Das Wasser sickerte in den darunterliegenden Heizungskeller. Nach Ralles Rechnung war das Becken an die 30 Jahre alt. "Es musste raus, sofort." Seit Juni ist der Trakt gesperrt und der Unterricht in andere Becken verlegt.

Das wird vorerst auch so bleiben. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten zum Ende der Schulferien abgeschlossen sein. Jochen Ralle nennt jetzt einen anderen Termin: 17. September, ein Montag. Vorher, meint er, ist das nicht zu schaffen. Die Handwerker haben mehr gemacht, als das alte Stahlbecken aus- und das neue einzubauen. Sie stemmten den Fußboden auf, klopften Fliesen von den Wänden und hebelten Paneelen von der Decke. Das Aufstemmen war geplant, das andere kam dazu. Arbeiter hatten feuchte Stellen ausgemacht. Überall ist jetzt grauer Beton zu sehen.

Und graue Folie gegen den Baustaub. Sie trennt alle Beckenbereiche. Auch solche, die anfänglich gar nicht Baustelle werden sollten. Zum Beispiel der Gang, von dem es rechts zum Schulschwimmen geht und geradeaus zum großen Becken. Ralle sagt, dass sich die Bädergesellschaft entschieden hat, dort die gleichen Bodenfliesen zu verlegen wie im Trakt für den Schwimmunterricht – "damit es kein Stückwerk gibt, sondern ein einheitliches Erscheinungsbild". Die Fliesen wurden gleich mit entfernt, als die Arbeiter den Beton rund ums Lehrschwimmbecken aufstemmten.

Nach seinen Worten ist genau das passiert, was auf Baustellen oft passiert: "Eins kommt zum anderen." Dass jetzt beispielsweise nicht nur der Boden im Trakt fürs Schulschwimmen neu gemacht werden muss, sondern auch die Decke, ist für Ralle nicht weiter tragisch. Im Etat für das neue Becken sind die Bremer Bäder ihm zufolge trotzdem geblieben. Der Badleiter beziffert ihn auf eine halbe Million Euro – und damit auf die Hälfte der Summe, die vor zwei Jahren investiert wurde, als das Bad zuletzt Baustelle war. Damals wurden das Dach und die Fassade erneuert.

Die Handwerker sind noch nicht weg, schon kündigen sich die nächsten an. Und zwar mehr als jetzt. Vielleicht auch mehr als vor zwei Jahren. Ralle geht wieder voran. Jetzt will er zum Gelände des Freibads, wo es ebenfalls einen Gitterzaun gibt. An ihm hängt ein Werbebanner der Bäder: "Schwimmen lernen leicht gemacht." Im Becken dahinter ist genauso wenig Wasser wie in dem für die Schüler drinnen. Techniker haben Risse im Beton festgestellt. Es sind so viele, dass sie von einem Totalschaden sprechen. Auch das Freibadbecken ist mehrere Jahrzehnte alt.

Nur wird es, anders als das Lehrschwimmbecken, nicht sofort ausgetauscht. Bäderchefin Martina Baden sagt, dass der Schaden groß ist. Ebenso wie die Chance, die sie in dem Schaden sieht. Statt das Becken nur zu sanieren, will sie das Freibad und einen Teil des Hallenbades umgestalten. Und Vegesacker sollen sagen, wie. Laut Ralle wird es gleich nach den Ferien mehrere Workshops geben – solche, die für alle da sind, aber auch spezielle für Schulen, Vereine, Kindergärten. Herauskommen sollen am Ende mehrere Varianten, die der Politik vorgelegt werden.

Die Bremer Bäder haben das schon öfter gemacht. Zuletzt beim Umbau des Horner Bades. 150 Menschen hatten sich an den Arbeitsgruppen beteiligt. Ralle sagt, dass der Prozess zwar dauert, es aber keinen besseren gibt, um möglichst viele Badbesucher zu beteiligen. Mehrere Gesprächs- und mehrere Vorstellungsrunden soll es geben. Mit einem Resultat rechnet der Badleiter bis Ende des Jahres, damit gleich Anfang des neuen der Beirat und die Baudeputation entscheiden können, welche Variante es werden soll – nachdem Planer genau kalkuliert haben, wie viel jede einzelne kosten würde.

Ralle zeigt mal nach links, mal nach rechts: zum Freibadbecken, das man versetzen, dann zur Glasfront, die man öffnen könnte. "Vieles", sagt der Badleiter, "ist denkbar." Das Freibadbecken dichter ans Gebäude heranzurücken, das Solebad um einen Außenbereich zu erweitern, das Schwimmen unter freiem Himmel in mehr Becken zu ermöglichen als bisher. Nur ein Dach, das sich öffnen und schließen lässt wie in Osterholz, hält er für unwahrscheinlich. Ralle sagt, was auch Bäderchefin Baden gesagt hat: dass nichts verändert wird, was gerade erst neu gemacht wurde.

Für die Arbeiten musste das Freibad damals geschlossen werden. Jetzt ist es dicht, weil das Becken kaputt ist. Wie viele Sommer vergehen werden, ehe es wieder öffnet, kann Ralle nicht sagen. Das, meint er, hängt von vielem ab. Davon etwa, wie schnell sich die Politiker auf eine Variante einigen. Wie zügig das Ausschreibungsverfahren läuft. Wie flott Bremen finanzielle Zusagen macht. Staatsrat Jan Fries hat zwar den Vegesacker Fraktionen vor Monaten erklärt, dass es Geld geben wird, um das Freizeitbad zukunftssicher zu machen – aber nicht, wie viel Geld.

Auch Jochen Ralle nennt keine genaue Summe. Der Badleiter sagt nur, dass die Kosten wahrscheinlich um ein Vielfaches höher sein werden, als sie es jetzt für das Schulschwimmbecken sind. Und dass die Bauzeit für Vegesack unterm Strich vermutlich ähnlich lang sein wird wie beim Freibad in Horn: zwei Jahre.

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