Eintritt für ein Vorbereitungsspiel eines Fußball-Bremen-Ligisten zahlen? Klingt etwas schräg. Aber die von der SG Aumund-Vegesack beim Test am Dienstabend geforderten drei Euro hatten angesichts des hohen Unterhaltungswertes und der Nachrichtenlage durchaus ihre Berechtigung. Das Gesamtpaket beim 7:2 (4:2)-Erfolg gegen den niedersächsischen Landesligisten FC Hambergen setzte sich aus diesen Teilen zusammen: Die SAV wendete nach einem 1:2-Rückstand das Blatt, sie setzte zwei A-Junioren im Tor ein, die Neuzugänge Eric Obiegly und Tjorven Bruns debütierten, Mittelfeldmotor Abdullah Basdas gab sein Comeback und der noch im Kader des Regionalligisten Bremer SV stehende Sebastian Kurkiewicz wirkte als Testspieler mit.
Der Eintritt: „Wir wollen die durch Freundschaftsspiele entstehenden Kosten minimieren“, begründete SAV-Trainer Markus Werle, warum den Besuchern des Flutlichtspiels drei Euro abverlangt wurden. Das wird auch in den weiteren Testspielen gegen den Landesligisten (Lüneburg) FC Verden 04 (Sbd., 14. Januar, 14 Uhr), den Regionalligisten BSV Rehden (Di., 17. Januar, 19.30 Uhr) und den SV Wilhelmshaven aus der Landesliga Weser Ems (Sbd., 21. Januar, 14 Uhr) so sein.
Die Nachwuchs-Keeper: Da Stammtorhüter Jan Niklas Dähne nicht zur Verfügung stand, nutzte Markus Werle die Gelegenheit, die beiden U19-Keeper unter Wettkampfbedingungen zu testen. Während Alan Mustedanagic in der ersten Spielhälfte gute Szenen hatte, aber vor dem per Strafstoß erzielten 1:2 auf der Linie verharrte, kam auf Nils Helvogt im späteren Verlauf der Partie mit einer jetzt gefestigteren Abwehr vornehmlich Routinearbeit zu.
Die Neuzugänge: Mit USA-Rückkehrer Tjorven Bruns und dem vom A-Junioren-Regionalligisten JFV Bremerhaven zur SAV gewechselten Eric Obiegly standen die beiden bisherigen Winterpausen-Neuzugänge in der Startelf. „Sie haben ihre Sache sehr, sehr ordentlich gemacht“, lobte Markus Werle. Während Bruns gemeinsam mit Mario Vukoja das Innenverteidiger-Duo bildete, beackerte der den Strafstoß verursachende Obiegly die linke Außenbahn. Dass sich Obiegly in der Rückwärtsbewegung und im Umschaltspiel noch an die Anforderungen im SAV-System gewöhnen muss, leuchtet ein, nach vorne zeigte er als zweifacher Torvorbereiter seine Qualität. Bruns deutete an, dass er im weiteren Verlauf ein Backup für die Innenverteidiger Mario Vukoja und Lokmann Abdi sein kann. Apropos Abdi: Der fehlte nicht aus disziplinarischen Gründen (Werle: „Die Geschichte ist gänzlich ausgeräumt"), sondern – und das wird zunächst öfters der Fall sein – beruflich bedingt.
Gastspieler Sebastian Kurkiewicz: Der Offensivspieler will den Herbst seiner Karriere offenbar nicht als Ergänzungsspieler des Bremer SV verbringen. Für den Regionalligisten stand er laut fußball.de zehnmal auf dem Feld und kam dabei auf 237 Spielminuten. Nun wirkte er gegen den FC Hambergen als Gastspieler mit und verstand sich mit seinem ehemaligen Mannschaftskameraden Mücahit Özkul in vorderster Linie blind. Ob der 35-Jährige endgültig zur SAV stoßen wird, ist laut Markus Werle noch nicht geklärt: „Er ist noch keine Verpflichtung, er ist noch Testspieler.“
Basdas-Comeback: Am Vormittag hatte der in dieser Saison noch nicht mitwirkende Mittelfeld-Motor Abdullah Basdas vom Arzt die Spielerlaubnis bekommen, am Abend stand er in der zweiten Spielhälfte auf dem Feld. Ein zweiter operativer Eingriff wegen eines Knorpelschadens ist also nicht nötig, ab sofort ist Basdas laut Werle voll dabei. Auf sein Comeback hatte sich der 30-Jährige mit Radfahren und leichtem Lauftraining vorbereitet, jetzt wartet nach langer Pause eine kraftraubende Vorbereitung.
Zum Spiel: Das 7:2 im ersten Testspiel gegen den von Julian Gelies („Alles mit Ball war ganz gut, alles ohne Ball war gar nicht so gut. Viel weg verteidigt haben wir nicht“) trainierten FC Hambergen bezeichnete SAV-Trainer Markus Werle „schon als eine Ansage“. Eine Ansage mit Einschränkungen allerdings. Während er sich über die offensive Wucht freute, gestand er Probleme in der Defensive ein: „Hambergen hat uns beim Umschaltspiel vor Probleme gestellt. Probleme, die sich mit dem Testspielauftakt, personellen Änderungen und einem mutig und schnell nach vorne spielenden Gegner erklären lassen.
„Hambergen hätte anfangs auch vier oder fünf Tore erzielen können“, stellte Werle später fest, allerdings hätte auch die SAV noch den einen oder anderen Treffer drauflegen können. Werle: „Das Ergebnis ist insgesamt zu hoch.“ Die Erkenntnis nach den ersten 90 Testspielminuten lautete: „Wir müssen noch die Balance zwischen Offensive und Defensive finden.“ Ein Thema, das die SAV auch zum Ende des Kalenderjahres 2022 in den Partien gegen den Brinkumer SV (0:1) und Tuspo Surheide (0:0) begleitet hatte und nun bis zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs am Sonntag, 5. Februar, 15 Uhr, beim FC Union 60 ausbalanciert worden sein soll. Erfreut zeigte sich Werle darüber, dass sich die SAV vom 1:2-Rückstand und der zunächst fehlenden Defensivstabilität nicht aus der Ruhe bringen lassen und die Partie in den zweiten 45 Minuten im Griff gehabt habe.
