Was macht ein allmählich in die Jahre kommender Torjäger mit seinen Skeptikern? Er lässt sie mit seinen „Buden“ verstummen. Genau das ist Bashkim Toski, dem am 11. September 34 Jahre alt werden Stürmer des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack, zum Saisonauftakt gelungen. Mit seinem Tor gegen die Leher TS und seinen beiden Treffern gegen den FC Union 60 trug er wesentlich zu den beiden 2:1-Siegen der Nordbremer bei, sorgte für einen grandiosen Start und brachte seine Skeptiker zum Schweigen.
„Es gibt Leute, die zweifeln, ob ich noch der Richtige bin“, hat Toski im Vorfeld der Bremen-Liga-Saison vernommen. Und gibt zu, dass auch er sich in den vergangenen Jahren Gedanken über die Fortsetzung seiner Fußballerkarriere gemacht hat. Das war nach einem Leistenbruch vor rund drei Jahren und das war nach einer Oberschenkelverletzung, die er sich gleich zu Beginn dieser Saisonvorbereitung zugezogen hatte. Dass die Gedanken nicht zu einem Schlussstrich führten, begründet Toski so: „Ich wollte es mir selbst noch einmal beweisen.“
Was er allerdings nie in Frage gestellt hat, sind seine Qualitäten als Torjäger: „Tore schießen konnte ich schon immer.“ Nicht nur in der Saison 2015/16 hat er als Bremen-Liga-Torschützenkönig mit seinen 36 Treffern für seinen Heimatverein TSV Grolland bewiesen, dass er weiß, wo das 17,86 Quadratmeter große Tor steht. Dass auch wieder andere Tage kämen und er den Ball bei einer Großchance über das Tor setzen werde, das wisse er. Doch eines gelte auf jeden Fall: „Mir kann keiner vorwerfen, dass ich keine 100 Prozent bringe. Ob im Punktspiel, im Training oder auf dem Bolzplatz.“
Quali für das Hallenturnier im Visier
Jetzt will er mit seinen Treffern dazu beitragen, dass die SAV nicht wieder in eine Schräglage wie in der vergangenen Saison gerät und bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt bangen muss. Dass die SAV jetzt zwei Siege und er drei Tore auf dem Konto hat, fühle sich „richtig gut“ an. Trotzdem gelte es, auf dem Boden zu bleiben. „Ich bin absoluter Realist, ich sehe das mit Vorsicht. Ich wäre froh, wenn wir uns mit der im Umbruch befindlichen Mannschaft für das Hallenturnier qualifizieren würden“, sagt Toski, der mit Ehefrau und dem elf Monate alten Sohn Nial in Ganderkesee lebt. Und das Gefühl, dass der eine oder andere im neu zusammengestellten Kader abhebt, das hat er auch nicht. Er sieht die SAV im Jahr eins unter Neu-Trainer Markus Werle sogar als komplettere Einheit als zuletzt und freut sich darüber, welche Bereitschaft die vielen jungen Spieler zeigen. „Joris Atayi saugt alles auf, was ich ihm sage“, nennt Toski seinen Sturmpartner als gutes Beispiel.
Toski wiederum ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig die verbliebenen Routiniers im Team sind. Umso mehr, da Mittelfeldmotor Abdullah Basdas nach seiner Knieoperation wohl bis Ende Oktober ausfallen wird. Nun nimmt Basdas also bestenfalls die Jungen im übertragenen Sinne nicht nur an die Hand, sondern befördert den Ball auch weiterhin in die Maschen. Dass ihm das den ersten beiden Partien derart gelungen ist, hatte Markus Werle nicht erwartet. „Ich bin sehr überrascht, denn er hat große Teile der Vorbereitung nicht mitgemacht“, erklärt der Coach. So befand sich Toski im ersten Saisonspiel bei der Leher TS auch nicht in der Startelf, sondern saß auf der Bank. 45 Minuten lang. Dann durfte er ran und erzielte prompt per Hechtkopfball das vorentscheidende 2:0. Die Teilzeitarbeit in der Seestadt überzeugte Werle („Er hat angedeutet, wie wertvoll er ist“), im ersten Heimspiel stand Toski in der Startelf. Und ließ prompt die Saisontreffer Nummer zwei und drei folgen. Das 1:0 war erneut ein Kopfballtreffer des flinken Angreifers, beim 2:0 erfasste der Instinktfußballer die Situation nach einer schlecht geklärte Abwehraktion des FC Union 60 sofort und sprintete unaufhaltsam davon. „Bashkim passt als Stoßstürmer in unser System, denn wir wollen ja schnell umschalten“, schätzt Markus Werle, der Toski wegen der verpassten Vorbereitungswochen noch nicht bei 100 Prozent sieht und ihn weiter Schritt für Schritt aufbauen will.
Werle hat Geduld, Toski muss geduldig sein. Und geduldig zu sein, das hat Toski mit seinen mittlerweile fast 34 Jahren gelernt. „Wenn es früher irgendwo gezogen hat, dann hätte ich auf die Stelle Finalgon geschmiert und versucht zu spielen. Das war naiv“, erinnert sich der Torjäger, der jetzt viel mehr auf seinen Körper hört. So auch im Spiel gegen den FC Union 60, in dem er nach 70 Minuten ausgewechselt werden wollte. Eingewechselt gegen LTS nach 45 Minuten, ausgewechselt gegen FC Union 60 nach 70 Minuten – das macht eine Spieldauer von 115 Minuten, in denen Toski drei Treffer erzielte. Toski unterstreicht, dass seine Tore aber nicht alles sind und nur ein funktionierendes Team gewinnen könne.
Und nicht nur Siege und eigene Treffer würden für Freude bei ihm sorgen, sondern auch Assists: „Ich freue mich über eine Vorlage genauso wie über ein Tor.“ Seine Freude teilt Toski aber nicht nur mit dem Team, sondern auch mit dem Team um das Team herum. Nach dem Abpfiff der Partie gegen den FC Union 60 lief er zu Kassierer Günther Böhle und sagte: „Dieser Sieg ist nur für dich.“
Klar, dass man darauf gespannt sein darf, wie es für Bashkim Toski und die SAV in den nächsten Wochen weitergeht. Das Programm lässt jedenfalls Spekulationen zu. Die kommenden Gegner sind die zu diesem Zeitpunkt noch sieglose BTS Neustadt (1 Punkt), TS Woltmershausen (2 Punkte) und TuS Komet Arsten (2 Punkte). „Das Programm spricht für uns. Wir müssen Selbstbewusstsein tanken und punkten“, sagt Toski.