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Fußball-Bremen-Liga Der "Brazzo" von der SAV

Der erst 22-jährige Harun Hadziomerovic ist Teammanager des erfolgreichen Fußball-Bremen-Ligisten
19.01.2023, 15:57 Uhr
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Von Jens Pillnick

"Ich mache bei der SAV das, was Hasan Salihamidzic beim FC Bayern München macht." Mit diesem Satz beschrieb Harun Hadziomerovic unlängst einem Freund seine im Sommer begonnene Teammanager-Tätigkeit beim Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack. Ein Vergleich mit Folgen. Denn Salihamidzic wird bekanntermaßen nur "Brazzo" gerufen, und das gilt nun auch für Hadziomerovic bei der SAV.

Ein Spitzname, der Harun Hadziomerovic durchaus gefällt. Denn der FC Bayern ist sein absoluter Lieblingsverein im Profifußball und Bayerns Sportvorstand Salihamidzic hat nach seiner Laufbahn als Spieler das geschafft, was der Vegesacker "Brazzo" auch erreichen will: eine Funktionärs-Karriere im Profibereich. Das Ziel ist vom SAV-"Brazzo" gesetzt, doch die Anfänge könnten gegensätzlicher nicht sein. Harun Hadziomerovic hat seine Fußballschuhe nämlich bereits an den viel zitierten Nagel gehängt – und das mit gerade einmal 20. "Nach dem Lockdown hatte ich Motivationsprobleme, außerdem habe ich wegen eines beschädigten Bewegungssegments an der Wirbelsäule Rückenprobleme", sagt der heute 22-Jährige, der zuletzt im Kader vom VSK Osterholz-Scharmbeck gestanden hatte und ein Burger Junge mit drei Schwestern ist.

Dass Harun Hadziomerovic nun mit 22 Jahren den Posten des Teammanagers bei einem Bremen-Ligisten bekleidet, ist gleichermaßen ungewöhnlich wie anerkennend. Bei der SAV ins Gespräch gebracht wurde Harun Hadziomerovic von Co-Trainer Manuel Broekmann, der den fußballverrückten "Brazzo" schon lange kennt. Und damit auch seine Qualitäten als wandelndes Fußball-Lexikon und bestens vernetzter Beobachter ("Ich kenne nahezu jeden Spieler in Bremen") der lokalen Szene. Harun Hadziomerovic lebt Fußball. "Ich schaue nicht Netflix, sondern Taktik-Videos mit Julian Nagelsmann", beschreibt sich der 22-Jährige selbst und ergänzt: "Ich will 24/7 meine Fußball-Kompetenz erweitern."

Dankbar für die Chance

Die Chance bei der SAV bekommen zu haben, das betont er ausdrücklich, mache ihn dankbar: "Danke an Manuel, danke an Abteilungsleiter Bernd Siems, danke an Trainer Markus Werle." Der erstklassige Start der SAV mit einer neuen Mannschaft, einem neuen Trainer und einem erweiterten Stab haben dafür gesorgt, dass Teammanager-Rookie Harun Hadziomerovic ins Blickfeld gerückt ist. Und auf der Karriereleiter die ersten Stufen scheinbar schon genommen hat. "Der erste Schritt ist meist der schwierigste in diesem Alter", glaubt er. Bis nach oben, wo er hin will, ist es ein langer Weg. Das ist Harun Hadziomerovic bewusst. Aber es gibt Faktoren, die für ihn sprechen. Sein Ehrgeiz, seine von Trainer Markus Werle anerkannte Expertise und die Zeit. "Theoretisch habe ich 30 Jahre Zeit, um die Bundesliga zu erreichen", macht Harun Hadziomerovic einen Vorteil seines frühen Einstiegs in den Bereich Scouting und Management aus: "Da sehe ich Potenzial, ganz nach oben zu kommen."

Vor seinem Einstieg als Teammanager hat sich Harun Hadziomerovic, der die Bremen-Liga nach eigenem Bekunden schon als 13- oder 14-Jähriger verfolgt und später seinen Alltag komplett auf den Fußball ausgerichtet habe, ein halbes Jahr Zeit zum Reisen genommen. Madrid, Mailand, Porto und Paris waren Stationen, bei denen er sich Spiele in den großen europäischen Fußball-Metropolen angesehen hat. Spiele ansehen. Genau das macht der angehende Azubi zum Kaufmann für Büromanagement auch im Rahmen seiner Tätigkeit für die SAV. Gegner und Spielanalyse, Kaderplanung und die sportliche Organisation sind die Bereiche, in denen er sich in enger Absprache mit Markus Werle bewegt.

Eine Aufgabe, die zeitintensiv sein kann. Und es bei Harun Hadziomerovic auch ist. "Ich schaue mir unsere nächsten Gegner ein- bis zweimal vor Ort an und dann noch ein- bis zweimal bei Sporttotal. Darüber hinaus verfolgt er einmal pro Woche das Training, ist bei den Spielen der SAV vor Ort und hängt viel am Telefon. Gerade jüngst hätte er mit einem für die SAV interessanten Spieler sein bisher längstes Telefonat geführt. Die Dauer: 2:40 Stunden.

Mit diesem Engagement will er die SAV weiterhin unterstützen: "So schnell verlasse ich die SAV nicht." Dafür müsse schon ein attraktives Angebot von außerhalb Bremens eingehen. Mit Weitblick stellt der ehrgeizige junge Mann aber klar: "Ich setze mir keine Grenzen. Ich will in den Profifußball, in den Weltfußball. Wenn ein Anruf kommt, bin ich bereit, dafür alles zu opfern." Aber zunächst einmal hat er bei der SAV einiges vor. Kurzfristig will er dazu beitragen, dass der dritte Platz des Fast-Absteigers der Vorsaison gehalten wird. Danach gehe es darum, die SAV in oberen Tabellenregionen zu etablieren und Kontinuität zu erlangen. "Der langfristige Erfolg ist ganz wichtig. Die SAV soll kein One-Season-Wonder sein." Kurzfristig würde er neben einer guten Platzierung in der Bremen-Liga aber gerne noch etwas mehr mitnehmen: "An oberster Stelle steht für mich der Pokalsieg."

Zur Sache

Spät gestartet, früh aufgehört

Die Zeit, die Harun Hadziomerovic als Fußballspieler auf den Plätzen zu finden war, ist überschaubar. "Ich habe erst mit elf oder zwölf mit Fußball angefangen, vorher habe ich mir daraus nichts gemacht", erklärt der heute 22-Jährige und spricht von einer "versteckten Liebe." Zunächst jagte er dem Leder beim 1. FC Burg hinterher, später kickte er für den TuS Komet Arsten, SC Weyhe und ATS Buntentor in der Jugend-Verbandsliga. Über den Herren-Landesligisten TV Bremen-Walle 1875 landete er über den 1. FC Burg beim VSK Osterholz-Scharmbeck, der zugleich seine letzte Station als Aktiver war. Neben gesundheitlichen Problemen führt Harun Hadziomerovic eine vom Lockdown verursachte nachlassende Motivation als Grund für sein frühes Laufbahn-Ende als Fußballer an.

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