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Fußball-Bremen-Liga Markus Werle erklärt seinen Rücktritt

Das Anspruchsdenken von Trainer und Teilen der Mannschaft passen beim Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack offenbar nicht mehr zueinander.
19.09.2023, 16:11 Uhr
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Von Jens Pillnick

Markus Werle ist nicht mehr Trainer des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack. Nachdem er die Vorstellung seiner Mannschaft am Sonnabend nach der 1:2-Niederlage beim SC Vahr Blockdiek als „bedenklich“ bezeichnet hatte, folgte am Sonntag der nun bekanntgewordene Rücktritt. „Es hat sich eine extreme Dynamik entwickelt, die Mannschaft und Trainer auseinanderdividiert hat“, begründet der 52-Jährige, der die SAV im Juli 2022 übernommen und mir ihr den sensationellen dritten Platz sowie das Pokal-Finale erreicht hatte. In seiner zweiten Saison zog Werle nun nach sechs Spieltagen einen Schlussstrich.

Einen Schlussstrich, zu dem Abteilungsleiter Bernd Siems folgende Meinung hat: „Ich kann es nicht verstehen, dass Mannschaft und Trainer keinen Konsens gefunden haben.“ Schließlich sei die Lage mit drei Siegen und drei Niederlagen ja nicht außer Kontrolle. In 35 Jahren als Abteilungsleiter sei es ihm nicht nie vorgekommen, dass ein Trainer der ersten Mannschaft in der Hinrunde aufgehört habe. Den Moment, als Markus Werle ihm die Nachricht von seinem Rücktritt telefonisch übermittelte, hätte für ihn die Wirkung eines „Schockanrufes“ gehabt. Siems sei danach mit dem Auto alleine über Land gefahren und hätte auch an Bäumen geschüttelt.

„Ein Trainer ist aber nicht heruntergefallen“, beschreibt er die undankbare Situation, noch im ersten Drittel der Saison einen neuen Coach aus dem Hut zaubern zu müssen. Vorläufig sind Co-Trainer Issam El-Madhoun und Torwart-Trainer Miguel Garcia für die Mannschaft verantwortlich und bereiten sie auf das Spiel am Sonnabend gegen die Leher TS vor. 

„Es kommt jetzt auf uns an“, sagt Christian Böhmer unmissverständlich und fordert alle auf, „die Kurve zu kriegen und den Bock umzustoßen“ – und wieder bessere Leistungen auf den Platz zu bringen. Den Mannschaftsführer hatte der Rücktritt ebenfalls überrascht, „ich hätte dem Ganzen noch Zeit gegeben, bevor die Reißleine gezogen wird“. Gemeint seien mit dem Ganzen Themen, an denen Mannschaft und Trainer gearbeitet hätten. Andererseits habe man sich voneinander wegbewegt, was die Erwartungshaltung anginge. Böhmer: „Insofern verstehe ich ihn.“  

Markus Werle legt Wert darauf, dass seine Entscheidung nichts mit dem Verein und der Vereinsführung zu tun habe. Er hätte ein unfassbar tolles Trainerteam und ein gutes Drumherum sowie eine tolle Zeit bei der SAV gehabt. Aber seine sportlichen Ansprüche seien nicht mehr umgesetzt worden. Im Gegensatz zur Vorjahressaison. Und in dieser Saison 2022/23 liegt offenbar auch die Krux. „Wir sind sehr, sehr schnell extrem erfolgreich geworden“, blickt Werle zurück und beschreibt eine darauf folgende Entwicklung so: „Die Mannschaft hat nicht mehr die Intensität an den Tag gelegt, die nötig ist. Natürlich war es nicht bei allen so.“ Sich selber kreidet Werle an, dass er es nicht hinbekommen habe, die Leistungsorientierung vollständig zu vermitteln. „Deshalb finde ich es konsequent, die Zusammenarbeit zu beenden. Ich will nicht, dass es so weiter läuft“, sagt Werle und wünscht der SAV einen neuen Impuls. Aus einer Telefonkonferenz mit dem Trainerstab ist Werle schließlich mit der Erkenntnis herausgegangen, dass etwas passieren muss. Und mit seinem Rücktritt, dem bisher einzigen aus dem großen Staff, passierte etwas.

Signale, dass es bei der SAV brennt, hatte es gegeben. Sei es in ungewohnt schwachen Vorstellungen in den Punktspielen oder in den Tagen dazwischen. So hatte beispielsweise das Training am Montag in der vergangenen Woche mangels Masse abgesagt werden müssen. Siems: „Das war die Krönung. Da wären nur fünf Spieler dabei gewesen.“ Für Bernd Siems hat die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit zwei entscheidende Gründe. Zum einen hat die SAV gegenüber dem Vorjahr einen Großteil ihrer Abwehrstützen verloren, zudem sei der Mannschaft der dritte Platz und der Einzug ins Pokal-Endspiel nicht bekommen: „Alle dachten, es geht so weiter. Aber dafür muss man etwas tun.“

Tun müssen jetzt alle Beteiligten etwas. „Wir müssen jetzt die Kuh vom Eis kriegen“, spricht Bernd Siems seine Aufgabe an, zu diesem ungewöhnlichen Zeitpunkt der Saison die Trainer-Nachfolge klären zu müssen. Die Interimstrainer Issam El-Madhoun und Miguel Garcia müssen die Mannschaft auf die Heimaufgabe gegen die Leher TS vorbereiten und das Team selbst beweisen, dass es mehr kann und will als zuletzt gezeigt. Siems: Jetzt ist die Mannschaft gefordert und muss eine Antwort geben. Es gibt keine Ausreden mehr. Ich will eine Reaktion sehen.“

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