Bernd Siems kann dem Weihnachtsfest 2022 entspannt entgegensehen. Im Gegensatz zum Vorjahr droht dem Fußball-Abteilungsleiter der SG Aumund-Vegesack keine böse Überraschung hinsichtlich der Trainerfrage der Bremen-Liga-Mannschaft. Damals hatte ihn zehn Tage vor dem Fest der unter vier Augen angekündigte Rückzug von Björn Krämer zum Saisonende in eine von ihm so bezeichnete „Schockstarre“ versetzt. Jetzt – im November 2022 – hat er bereits Planungssicherheit. Markus Werle, Neu-Trainer des Überraschungsteams der Bremen-Liga, hat am Wochenende seinen Vertrag per Handschlag um ein Jahr verlängert.
Dass ausgerechnet Björn Krämer maßgeblich daran beteiligt war, dass Markus Werle den Weg zur SAV fand, sie in den Jungbrunnen warf und mit ihr nach 13 Partien das Bremen-Liga-Tableau anführt, klingt schon fast wie ein Märchen. Björn Krämer, der Markus Werle beim Betriebsfußball kennengelernt und später bei einer Trainerfortbildung wiedergesehen hatte, brachte den Borgfelder bei Siems als seinen Nachfolger ins Gespräch. Eine Empfehlung, die den unerwarteten Ausstieg von Krämer kompensierte.
Dass Markus Werle bei der SAV landete, bezeichnet Bernd Siems als Glücksfall. Ein Glücksfall sei es darüber hinaus gewesen, „dass Borgfeld so einen Mann nicht für die eigenen Herren angesprochen hat.“ Denn dort, am Lebensmittelpunkt der vierköpfigen Familie, kümmerte sich der heute 51-Jährige um die A-Junioren, zuvor war er zehn Jahre im Nachwuchsleistungszentrum bei Werder Bremen tätig gewesen.
„Keine Bedenken, aber Respekt“
Den Wechsel in den Herrenbereich („Ich hatte keine Bedenken, aber Respekt“) bezeichnete der Betriebswirt bei einer Krankenkasse als „nächsten Schritt“. Dass dieser Schritt ein solch großer werden würde, überrascht die Szene und Markus Werle selbst. Denn wer hätte schon gedacht, dass die SAV nach 13 Spieltagen mit zehn Siegen, zwei Unentschieden und einer Niederlage Tabellenführer der Bremen-Liga ist. Dass Bernd Siems mit diesem Glücksfall verlängern wollte, ist verständlich, logisch und zwingend. Alles andere hätte für Verwunderung gesorgt, hätte Fragen aufgeworfen.
Die Fragen bezüglich einer weiteren Zusammenarbeit waren schnell geklärt. Nachdem sich Markus Werle mit seinem Trainerteam kurzgeschlossen hatte, wurde die Neuigkeit am Sonnabend im Rahmen des Spitzenspiels gegen Hemelingen der Mannschaft mitgeteilt. Zum gemeinsamen Abendessen beim Stammgriechen kam es im Anschluss an das 0:0 und die Verkündung der Neuigkeit aber nicht, denn eine Einladung hatte Bernd Siems an einen Heimerfolg geknüpft. „Wir sind erst am Anfang des Weges. Es war keine große Frage, dass ich verlängere“, sagt Werle und betont, wie freundlich er bei der SAV empfangen worden sei und wie leicht man es ihm gemacht habe.
Allenfalls der frühe Zeitpunkt, an dem über eine Verlängerung gesprochen wurde, habe ihm überrascht. Darüber hinaus weckt natürlich auch der sportliche Erfolg Appetit auf mehr. Erfolg, den Werle aber immer wieder richtig eingeordnet wissen will. „Es ist etwas Besonderes, was gerade passiert“, stuft der Coach die Tabellenführung als immer länger werdende Momentaufnahme ein, verweist aber darauf, „dass man uns nicht als Spitzenteam einsortieren darf.“
Zumindest tabellarisch ist die SAV aber nach der knappen Hälfte der Serie spitze, eine Situation, die dazu führt, dass das Personal genauer unter die Lupe genommen wird. Und nicht nur begabte Spieler sind begehrt, sondern auch gute Trainer. Den Versuch, den 51-Jährigen nach nur einer Saison von der SAV wegzulotsen, hat laut Werle aber noch keiner unternommen: „Aktuell habe ich keine Anfragen gehabt. Ich hätte mir darüber aber auch keine großen Gedanken gemacht.“ Schließlich befindet er sich bei der SAV ja erst am Anfang des Weges.
Wohin der Weg in dieser Saison führen wird, das ist eine der vielerorts diskutierten Fragen in einer Bremen-Liga-Spielzeit voller Überraschungen. Überraschungen, von denen man auch im Lager des Brinkumer SV ein Lied singen kann. Denn der nächste Gegner der SAV (Sonnabend, 14 Uhr, Vegesacker Stadion) rangiert als Vizemeister der Vorsaison derzeit auf dem enttäuschenden zehnten Platz – mit 17 Punkten Rückstand auf die Nordbremer.