Wer eines der acht Zimmer im Lilge-Simon-Stift bewohnt, hat in der Regel nur noch wenige Wochen zu leben. In der Einrichtung im Herzen Schönebecks werden nach dem Motto „Leben bis zuletzt“ schwerkranke und sterbende Menschen in ihren letzten Lebenswochen gepflegt und begleitet. Unterstützt wird das Hospiz von einer Reihe von Spendern.
Die Patienten erfahren im Lilge-Simon-Stift Geborgenheit, Ruhe und palliative Versorgung. Zum Teil sind es recht kurze Zeitabschnitte, die die Bewohner des Stifts hier verbringen dürfen. Da wird, wie die Hospizleiterin Alena Barkowski schildert, jeder Tag zu einem kostbaren Gut. "Rund 100 Bewohner im Jahr haben wir“, erklärt Alena Barkowski. Viele Bewohner kämen mit Tumorerkrankungen und einem entsprechend dramatischen Krankheitsverlauf in das Stift. Der eingeschossige Bau inmitten einer Parkanlage in Schönebeck entstand als Neubau Anfang 2014 und steht unter der Trägerschaft des Johanniterordens. Ein großflächiges Fenster im Dach gewährt den Bewohnern freie Sicht auf den Himmel.
Zu den Spendern für das Hospiz gehört die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Vegesack. Zum Jahresende konnten sich Alena Barkowski und ihr Team wieder über eine Spende von 5925 Euro freuen. Die Freikirche spendete dem Hospiz den Jahreserlös ihres Basars „Jacke wie Hose“. An jedem Dienstag in der Zeit von 15 bis 18 Uhr werden in der Kleiderbörse in der Weserstraße 87 gut erhaltene Stücke vom Herrenjacket bis zum Abendkleid und vom Pullover bis hin zu Schuhen angeboten. Blusen, Strickjacken, Kostüme, Blazer, T-Shirts und Tischwäsche gehören zu den angebotenen Schnäppchen, die getrennt in einer Männer-, Damen- und Kinderabteilung präsentiert werden. Für den Nachschub an hochwertigen Kleidungsstücken sorgen Kunden, die selten getragene Stücke aus ihren Kleiderschränken aussortieren, aber auch der Nachlass Verstorbener.
Um unnötiges Feilschen zu umgehen, werden alle Kleidungsstücke für einen Euro verkauft. „Einige sehr gut erhaltene Winterjacken, verkaufen wir für zwei Euro. Alle Kleidungsstücke können wir aus Platzgründen ohnehin nicht präsentieren“, ergänzt Ursula Fritzsche von den Siebenten-Tags-Adventisten. Missioniert werde während des Basars aber aus Prinzip niemand, wie der bei den Adventisten als Pastor tätige Juri Gaos betont. „Wer möchte, kann jedoch jederzeit ein Gespräch mit uns führen“, ergänzt der gebürtige Russe.
Für die Mitglieder der Freikirche war schnell klar, dass sie den Erlös ihrer Basare spenden. „Möglichst für eine Institution, die sich in der näheren Umgebung befindet“, sagt Ursula Fritzsche. Das Lilge-Simon-Stift kann Spenden dieser Art gut gebrauchen. Das Hospiz finanziert sich zu etwa 95 Prozent aus Geldern der Krankenkassen. „Für die Deckungslücke der restlichen fünf Prozent sind wir aber auf Spenden angewiesen“, betont Alena Barkowski. Zumal zum Prinzip des Stifts gehört, dass niemand der Bewohner etwas dazu zahlen muss: „Es gibt keine Hierarchien bei uns. Vom Sozialhilfeempfänger bis zum Privatpatienten ist jeder willkommen“. Um die pflegerische und seelsorgerische Qualität sicherzustellen, muss jedes Hospiz den verbleibenden Teil selbst aufbringen. Für den Lilge-Simon-Stift bedeuten dies rund 80 000 Euro im Jahr, die über Spenden aufgebracht werden müssen.
Neben den allgemeinen Betriebskosten fallen Kosten für individuelle Wünsche der Bewohner und spezielle Angebote des Stifts an. „An jedem Freitag kommt eine Hundetherapeutin vorbei, auch führen wir Klangschalen- und Aromatherapien durch. Manchmal arbeitet eine Kunsttherapeutin mit den Bewohnern“, zählt Alena Barkowski einige der Angebote auf, für deren Finanzierung man auf Spenden und das Engagement Ehrenamtlicher angewiesen ist. „Diese Sonderwünsche sind extrem wichtig in der Hospizarbeit. Bei uns wird auch immer vor Ort gekocht, weil einige Bewohner sich in ihren letzten Tagen an ihr Lieblingsgericht erinnern und dieses unbedingt noch einmal essen möchten. Das ginge bei dem Vorlauf eines Lieferservices gar nicht“, erläutert die Hospizleiterin.
Ursula Fritzsche ihrerseits weiß, was die Mitarbeiter des Hospizes leisten müssen: „Ich habe selbst eine Palliativausbildung gemacht“, sagt die gelernte Krankenschwester. Mitunter gebe es sogar unmittelbare Verknüpfungen zwischen der Freikirche und dem Hospiz. So sei schon ein Bewohner im Lilge-Simon-Stift aufgenommen worden, dessen Ehefrau aktiv bei den Adventisten mitarbeitete.
Christoph Bardua ist Mitglied des Kuratoriums im Lilge-Simon-Stift und auch für Spenden zuständig. „Oft spenden die Angehörigen von Menschen, die bei uns gelegen haben und die uns etwas Gutes tun wollen“, berichtet er. Der Lesumer Golfclub habe die Erlöse eines Turniers gespendet, auch der Rotary-Club Bremen-Bürgerpark habe sich schon erkenntlich gezeigt. Hinzu kämen mitunter höhere Einzelspenden von Personen, die namentlich nicht genannt werden wollen. „Eine regelmäßige und verlässliche finanzielle Unterstützung von Institutionen oder Privatleuten gibt es aber nicht“, betont Christoph Bardua.
Wer den Hospizgedanken unterstützen möchte, kann sich an die Telefonnummer 0421- 22 30 18 10 wenden. Ein Spendenkonto besteht bei der Bank für Sozialwirtschaft unter dem Stichwort Spende Hospiz, Kontonummer DE52 3702 0500 0004 0504 01. Der Basar „Jacke wie Hose“ der Siebenten-Tags-Adventisten in der Weserstraße 87 ist jeden Dienstag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. An diesen Tagen können auch Kleiderspenden abgegeben werden.