Ein' Rudi Völler, es gibt nur ein' Rudi Völler, ein' Rudi Völler!!! Dieses Lied sangen einst nicht nur die Fußball-Fans von Werder Bremen, als „Tante Käthe“ noch für die Grün-Weißen spielte. Diesen Goalgetter hat auch der Nordbremer und jetziger Ü40-Kicker des SV Grün-Weiß Beckedorf, Uwe Olthoff, noch in bester Erinnerung. Und wenn dann Völlers damals erfolgreicher Bundesliga-Sturmpartner Frank Neubarth überraschend ins Bundeswehr-Team dazustößt, ist es doch klar, dass die folgende Fußballpartie im Jahr 1982 für den 72-jährigen Olthoff das Spiel seines Lebens ist.
„Es war damals in Schwanewede ein Brigade-Sportfest im Waldstadion geplant und daran anschließend sollte ein Fußballspiel stattfinden, und zwar Werder Bremen Amateure (deutscher Amateur-Meister, Anm. d. Red.) gegen die Bundeswehr-Auswahl“, berichtet Uwe Olthoff, der im Vorfeld dann auch gefragt worden war, ob er als damaliger Kreisklassen-Coach des SV Grün-Weiß Beckedorf diese Mannschaft trainieren könnte.
„Das habe ich natürlich gemacht. Und dann bekam ich noch einen Anruf vom Major Detlef Kollra, dem Ex-Zeugwart von Werder Bremen. Er hat mir mitgeteilt, dass Rudi Völler in seine Einheit (Panzergrenadierbataillon 322, Anm. d. Red.) kommt, um dort – nach seinem Wechsel von 1860 München zu Werder – seine Wehrpflicht zu beenden. Ich habe ihm gesagt, dass sich Rudi Völler bei mir melden soll“, sagte Uwe Olthoff.
Weil Olthoff damals mittags seine Pause stets zu Hause verbrachte, „fiel mir am besagten Tag ein sehr auffälliges Auto auf. Ich fuhr dem Fahrzeug hinterher und es stieg Rudi Völler auf dem Bundeswehr-Parkplatz aus, den ich dann informierte, dass er zu unserem nächsten Training kommen solle. Rudi musste aber erst mal sehen, was sein Trainer Otto Rehhagel dazu sagt, weil sie ja nachmittags bei Werder auch trainieren. Da brauchst du Otto nicht zu fragen, sagte ich zu Völler. Entweder du machst hier bei uns Training oder du kommst nachmittags nicht mehr zum Werder-Training“, erinnerte sich Uwe Olthoff an den Erst-Kontakt mit dem damaligen Werder-Neuzugang.
Und es klappte: Rudi Völler erschien pünktlich zum Training der Soldaten und sein Teilzeit-Coach Uwe Olthoff freute sich, dass er sich mit dem Werder-Profi – dieses Gastspiel dauerte insgesamt vier Wochen – verstärken konnte. Und es folgte noch ein weiterer prominenter Kicker in Person von Frank Neubarth. „Bei diesem Brigade-Sportfest lag ich nach meinem 1500-Meter-Lauf völlig erschöpft auf dem Rasen, als es plötzlich sehr dunkel wurde. Ich dachte, was ist denn nun los? Ich guck' hoch und da stand Neubarth vor mir, der in Bremen-Vahr seinen Grundwehr-Dienst abgeleistet hat“, sagte Uwe Olthoff.
Ganze zehn Minuten vor Spielbeginn gegen die Werder Amateure fragte Frank Neubarth Olthoff, ob er bei den Soldaten mitspielen könne, weil er ja schließlich auch zur Brigade gehöre. „Natürlich kannst du auch ohne Training mitspielen. Gut war, dass Frank seine Klamotten bei sich hatte. Dann bin ich schnell aufgesprungen und hatte so in meiner Mannschaft, neben dem SAV-Spieler Gerd Stedtnitz, auch die beiden Werderaner Rudi Völler und Frank Neubarth.“
Das Fußballspiel gegen Werders Amateure endete vor 400 Zuschauern letztlich 3:3. Die Bundeswehr-Auswahl führte nach Toren von Rudi Völler, Frank Neubarth und einem Fehrmann-Eigentor mit 3:0, ehe die Mannen von SVW-Trainer Kalli Kamp noch ein Unentschieden erreichten. „Kalli, der etwas später zum Spiel eintraf, fragte Rudi Völler übrigens, wie es steht. Und Rudi sagte 2:0 für die Soldaten-Auswahl und das fand der Werder-Trainer leider überhaupt nicht gut. Das wäre ja auch etwas peinlich gewesen, wenn der favorisierte SVW gegen uns verloren hätte“ (Olthoff).
Aber auch die Begegnungen des SV Grün-Weiß Beckedorf 1983 im Presse-Supercup des WESER-KURIER waren für den Farger Uwe Olthoff ein sportliches Highlight. „Da gab es noch Hin- und Rückspiele, und den jeweiligen Presse-Mitarbeitern der NORDDEUTSCHEN habe ich im Vorfeld für die Zeitungsberichte jeweils gesagt, dass wir die Beckedorfer Gegner weghauen. Zuerst haben wir mit dem SV Grün-Weiß Beckedorf die höherklassigen Teams vom TSV Meyenburg (1:1/2:1) und SV Grohn (2:2/2:1 n.V.) rausgeschmissen. Dann ging es im Halbfinale gegen den damaligen vier Klassen höher spielenden Verbandsligisten SG Aumund-Vegesack. Im Hinspiel siegten wir auch gegen SAV vor 300 Zuschauern mit 1:0 und das war für mich das i-Tüpfelchen“, berichtete Uwe Olthoff. Beim Rückspiel im Vegesacker Stadion war der krasse Außenseiter aus Beckedorf dann chancenlos (1:9).
Für die ersten Fußball-Herren von Beckedorf um Georg Volkmer, Heinz Discher und Horst „Kartoffel“ Tomaschek schrieb Uwe Olthoff damals zudem ein Gedicht – was auch dazu führte, dass die Grün-Weißen 19 Monate keine Niederlage kassierten und so mit dem Ex-Schlussmann der Zweiten, Christian „Stolli“ Stoll, den Sprung in die Kreisliga Osterholz schafften.
„Das Vereinslied, was ich ebenfalls erfand, haben wir dann immer vor und nach den Spielen in der Kabine gesungen. Das fand ich echt beeindruckend und hat unsere Gemeinschaft richtig gefördert“, sagte Uwe Olthoff, der so lange wie möglich noch bei den Beckedorfer Routiniers kicken möchte.
Das ist logisch, blickt der Nordbremer doch auf eine tolle Erfolgsgeschichte als Trainer zurück. „Ich bin insgesamt zwölf Mal mit verschiedenen Mannschaften aufgestiegen. Das macht einen schon etwas stolz. Ich hätte natürlich auch höherklassige Teams trainieren können, bin aber immer bodenständig geblieben.
Mich haben eben nur die Mannschaften in Bremen-Nord interessiert, zumal ich auch damals 16 Jahre lange als Vereinswirt beim NTV im Einsatz war“, meinte Olthoff.
Der Untergang des Neurönnebecker Turnvereins liegt dem Farger aber immer noch sehr schwer im Magen. So war er bei diesem Traditionsverein, neben dem ehemaligen Vorsitzenden Karl Müßig, zwölf Jahre sein Vertreter. Nach dem Tod von Gerhard Richter bekam Uwe Olthoff auch noch einen Anruf von den Rönnebeckern, ob er noch einmal in den Vorstand zurückkehren könnte.
„Aber das habe ich abgelehnt. Insgeheim ärgert mich das schon etwas, wenn ein Verein, der 1880 gegründet wurde, einfach mal so von der Bildfläche verschwindet. Da habe ich mit Karl Müßig drüber gesprochen und der war nach dem Aus natürlich auch ganz schön geknickt“ (Olthoff).
Aber aus jedem Tief folgt ein Hoch. Das ist der Leitsatz von Uwe Olthoff und man kann sicher sein, dass sich der ledige Nordbremer hier noch einiges einfallen lässt, um wieder etwas Positives zu erleben – wie vor rund 40 Jahren das Event mit den ehemaligen Werder-Profis Rudi Völler und Frank Neubarth.