Ein Klimmzug am Barren, ein Handstand an den Turnringen oder verschiedene Kickboxtechniken: In der Turnhalle der Grundschule Am Wasser in Grohn herrschte jüngst reges Treiben. Fünfzehn Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus der Grohner Düne und vom Martinsclub Vegesack haben sich hier getroffen. Gemeinsam loteten die körperlich beeinträchtigten und die unversehrten Sportler ihre Fertigkeiten aus.
Das kooperative Training fand auf Initiative der bundesweit tätigen Jugendhilfeorganisation "Hoodtraining" statt. Deren Name beziehe sich auf das englische Wort Neighbourhood, also Nachbarschaft, erklärt der Nordbremer Hoodtraining-Chef Daniel Magel. Unter Anleitung des 17-jährigen Minoel Minchev wollen sich die Sportfreunde künftig jeden Sonntag in der Halle treffen und gemeinsam aktiv sein.
Die Teilnehmer vom Martinsclub, der die Halle jeweils von 16 bis 18 Uhr gepachtet hat, werden dabei vom Heilerziehungspfleger Frank Wagner begleitet. Zwangsläufig sei das Leistungs- und Trainingsniveau der Teilnehmer unterschiedlich. "Aber alle profitieren gleichermaßen vom gemeinsamen Training", versichert Wagner. "Für unsere Schüler geht es nicht darum, sich mit erfahrenen Athleten messen zu können, sondern im gemeinsamen Training die motorischen Fähigkeiten zu optimieren.“
„Das ist hier just for fun“, ergänzt Daniel Magel. „Mit Projekten wie diesem schaffen wir Berührungspunkte und Kontaktmöglichkeiten, durch die beim gemeinsamen Trainieren auch mögliche Vorbehalte gegenüber anderen Menschengruppen ganz zwanglos abgebaut werden.“ Die Teilnehmer in der Sporthalle Am Wasser hätten zwar Ehrgeiz, haben aber keinerlei Wettbewerbs- oder Konkurrenzgedanken.
Eine Option beim gemeinsamen Turnen ist die Sparte „Calisthenics“, also Eigengewichtsübungen. Entsprechende Trainingsangebote macht „Hoodtraining“ seit Jahren in Lüssum, Grohn oder Vegesack - meist im Rahmen offener Workshops. "Bis vor Corona sind wir dafür bei schönem Wetter auch öfter mal zum Calisthenics-Park gegangen“, erklärt Frank Wagner. Die besagten Sportstätte befindet sich in der Hermann-Fortmann-Straße. Für die bevorstehende Wintersaison sei es aber erforderlich, auch über Möglichkeiten in Innenräumen verfügen zu können.
"Und wir haben uns seit Jahren eine inklusive Trainingsgruppe gewünscht", sagt Daniel Magel. "Bei entsprechenden Angeboten an der Uni Bremen habe ich gesehen, wie gut so etwas funktioniert.“ Künftig kann das nun auch sonntags in der Turnhalle Am Wasser stattfinden. Für Magel und seine Mitstreiter ein echter Grund zum Feiern. Aber auch beim Blick auf die kommende Freiluftsaison herrscht bereits Vorfreude, denn dann steht den Sportlern der neu errichtete „Calisthenics“-Park auf dem Campus der Jacobs University zur Verfügung.
„Am Sonnabend, 23. Oktober, wird unser Calisthenics-Park auf dem Gelände der Jacobs University mit einer großen Zeremonie offiziell eingeweiht", erklärt Daniel Magel. "Dort können dann Studenten, Menschen mit Handicap und die Kids vom Block gemeinsam an soliden Stahlgeräten trainieren." So kämen beeinträchtigte Kinder und Jugendliche mit jungen Bewohnern der Grohner Düne und Studenten in Kontakt. "Diese Begegnungen sind für alle von Vorteil."