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Handball-Europameisterschaft Nordbremer Handball-Fans fiebern mit

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft eröffnet die EM im eigenen Land mit dem Spiel gegen die Schweiz. In Bremen-Nord fiebern dann nicht nur die Handballer mit dem Team von Bundestrainer Gislason.
09.01.2024, 18:00 Uhr
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Von Rainer Jüttner

Ist die Zeit wieder reif für ein neues deutsches Wintermärchen? An diesem Mittwoch beginnt die Handball-Europameisterschaft der Männer, die erstmals vom Deutschen Handball-Bund (DHB) ausgerichtet wird. Und sofort werden Erinnerungen an den Jahresanfang 2007 wach, als das deutsche Team die Handball-Fans begeisterte und nach einem 29:24-Finalsieg über Polen den zweiten WM-Titel für den DHB einfuhr. Diesmal geht es vom 10. bis 28. Januar in sechs deutschen Städten um die europäische Krone. Das Auftaktspiel bestreitet die DHB-Auswahl an diesem Mittwoch. Im eigens dafür umgebauten Düsseldorfer Stadion wird sie vor einer erwarteten Rekordkulisse von 50.000 Zuschauern auf die Schweiz treffen. Das deutsche Team gehört nicht zu den Top-Favoriten, könnte bei idealem Verlauf mit seiner Mischung aus jungen Wilden und Routiniers aber durchaus für eine Überraschung sorgen. Zuletzt holte sich das deutsche Männerteam 2016 den EM-Titel. Die Fans aus ganz Europa fiebern diesem Event entgegen, aber wie sieht es in der Nordbremer Sportszene aus?

Für Majk Skoric ist diese Handball-EM erwartungsgemäß das sportliche Highlight des Jahres. Da muss dann auch schon mal das eigene Training mit dem Landesligisten HSG Schwanewede/Neuenkirchen II dran glauben. "Wir sind am Montag zwar erst wieder ins Training eingestiegen, aber am Mittwoch fällt die Übungseinheit trotzdem aus, da habe ich die Mannschaft zu uns nach Hause eingeladen und wir gucken uns das Spiel dann gemeinsam an", sagt der 43-jährige Spielertrainer. Für Skoric schlagen dann wie immer bei Handballspielen zwei Herzen in seiner Brust. "Da bin ich einerseits ganz der Handball-Fan, der mit viel Emotionen dabei ist, andererseits interessiert mich aber auch immer die Trainer-Spieler-Perspektive", sagt der erfahrene Rückraumspieler. Wie nehmen sich die Spieler die Würfe aus dem Rückraum? Mit welcher Taktik wird gegen welche Formation verteidigt? Welche Varianten haben sich die Trainer ausgedacht? Alles Bereiche, die Skoric auch für sein eigenes Training einbauen könnte. "Neue Konzeptionen kann man sich da schon abgucken und bei uns einsetzen", sagt der Spielertrainer. Natürlich drückt er der deutschen Mannschaft die Daumen, wird sich aber auch möglichst die Partien seiner anderen Lieblingsteams aus Dänemark, Schweden und Norwegen anschauen. Und wie schätzt Majk Skoric die Aussichten des deutschen Teams ein? "Die Konkurrenz ist sehr stark und einige Teams sind uns überlegen. Aber eine EM im eigenen Land ist ein klarer Vorteil. Ich denke, wenn wir gut reinkommen, kann uns eine Euphoriewelle weit bringen. Und wenn Andreas Wolff wieder so sein Tor vernagelt wie 2016 im Finale gegen Spanien, dann ist vieles möglich."  

Boxen und Handball – geht das zusammen? Zumindest bei Thulasi Tharumalingam passte das bis zur C-Jugend ganz gut. Dann konzentrierte sich der heute 30-Jährige voll auf seine Profi-Karriere im Ring. Aus seiner Nachwuchszeit bei der HSG Schwanewede/Neuenkirchen kennt er auch noch Finn Lemke, der 2016 mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister geworden ist und heute bei der FT Melsungen als Koordinator für den Kinderhandball und Markenbotschafter arbeitet. "Als Finn noch mit der Nationalmannschaft im Einsatz war, habe ich mir die Spiele öfter angeschaut, weil es irgendwie spannend war, einen ehemaligen Mitspieler zu sehen. Jetzt ist es eher selten, dass ich mir die Übertragungen anschaue, obwohl ich die Atmosphäre bei den Spielen wie zum Beispiel in Schwanewede sehr cool finde", sagt der Schwaneweder. Ohnehin ist sein Kontakt zu den Teams der Region nie abgebrochen. "Einige Mannschaften unterstütze ich ab und an mit besonderen Trainingseinheiten. Am Mittwoch werde ich aber nicht vor dem Fernseher sitzen. Da geht mein Training vor", erklärt Thulasi Tharumalingam.

Tim Olsen bezeichnet sich selbst als typischen Event-Fan und ist somit bei der Handball-EM im eigenen Land als Zuschauer dabei. "Allerdings haben wir am Mittwoch Training, und da wir am Wochenende einen Spieltag haben, werde ich das für die TV-Übertragung nicht ausfallen lassen. Die Highlights dieser Begegnung werde ich mir aber sicher zu einem späteren Zeitpunkt anschauen", erklärt der Bundesliga-Prellballer vom TV Grohn. Das Sonntagspiel gegen Nordmazedonien wird sich der 33-Jährige aber nicht entgehen lassen. "Da werde ich wohl auf der Couch liegen und mir das ansehen", erklärt er mit einem Augenzwinkern. Auch bei der jüngsten WM saß Olsen sogar gemeinsam mit ein paar Freunden vor dem Bildschirm. Prellball ist für Olsen zwar Sportart Nummer eins, aber auch Handball kann er durchaus einiges abgewinnen. "Das ist für mich ein recht kurzweiliger Sport. Ich schaue mir zwar so gut wie nie Spiele der Handball-Bundesliga an, aber Mannschaften wie die Rhein-Neckar-Löwen sagen mir natürlich schon etwas. Und ein Länderspiel ist dann ja sowieso schon etwas ganz anderes", sagt der Grohner. Dem deutschen Team traut er einiges zu. "Ich denke, das Halbfinale ist drin."  

Auch Ulli Temme, Trainer beim Vegesacker Ruderverein (VRV), blickt gern einmal über den Tellerrand hinaus. Unangefochtene Nummer eins neben dem Rudern ist für den 62-Jährigen aber zunächst einmal Eishockey. Klar, dass ihm da die Fishtown Pinguins aus Bremerhaven als Spitzenreiter der DEL zurzeit viel Freude bereiten. "Danach kommt aber bereits Handball deutlich vor Fußball, weil mir da der Kommerz ziemlich auf die Nerven geht", sagt Temme. Das Auftaktspiel der deutschen Mannschaft würde er sich fraglos anschauen, doch seine Nachtschicht macht ihm da einen Strich durch die Rechnung. "Wenn ich zu Hause bin, werde ich mir zumindest die Spiele der Deutschen aber anschauen", sagt er. Ihm imponiert vor allem, dass der Bundestrainer Alfred Gislason auch auf den Nachwuchs setzt. "Als ich las, dass er auch etliche Spieler der erfolgreichen U21 dabei hat, war mein erster Gedanke, das ist eine tolle Sache und kann für den deutschen Handball nur gut sein." Ulli Temme scheint folglich auf dem Laufenden zu sein, dennoch hält er sich bei den sportlichen Aussichten der DHB-Auswahl lieber zurück.

Für den langjährigen Handball-Trainer Jens Meinhold gehört die EM selbstverständlich zum Pflichtprogramm. "Eine EM, dazu noch im eigenen Land, hat für mich natürlich einen hohen Stellenwert, sowohl als Fan als auch als Trainer", sagt Meinhold. Ähnlich wie Majk Skoric verspricht er sich schon einige interessante Neuerungen im taktischen Bereich, die er möglichst bei seinen Mannschaften der HSG Lesum/St. Magnus umsetzen möchte. Wenn möglich, plant Jens Meinhold auch gemeinsame TV-Abende mit Spielerinnen seiner beiden von ihm betreuten Mannschaften. "Das ist in der Woche allerdings gar nicht so einfach, da wir ja schon dreimal in der Woche trainieren. Aber am Sonntag gegen Nordmazedonien könnte da mit einer kleinen Truppe durchaus etwas draus werden", erklärt er. Das gilt zunächst aber nur für die Vorrundenpartien, danach müsse man das gemeinsame Zuschauen neu organisieren. Hinsichtlich des Abschneidens der deutschen Mannschaft bleibt er verhalten optimistisch. "Die Vorrunde werden wir überstehen, danach wird es sehr schwer. Wenn wir das Halbfinale oder Endspiel erreichen wollen, muss schon so ziemlich alles optimal für uns laufen."

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