Vegesack. Die Bremer Bundestagsabgeordnete Elisabeth Motschmann (CDU) ist regelmäßig in ihrem Wahlkreis unterwegs, um zu sehen, wie es den Menschen geht, wie sie selbst sagt. Deshalb hat sie sich auf den Weg nach Vegesack gemacht und dort verschiedene Institutionen besucht. Begleitet wird sie dabei von der Nordbremer Bürgerschaftsabgeordneten Silvia Neumeyer (CDU) und der CDU-Fraktionssprecherin im Vegesacker Beirat, Ulrike Baltrusch-Rampf.
Gerade in der Corona-Krise sei der Kontakt vor Ort wichtig für sie. „Wir können in Berlin viel beschließen, aber ich muss sehen, wie die Maßnahmen bei den Menschen ankommen“, erzählt Motschmann. So habe sie bei ihrer Reise durch den Stadtteil auch ein Fitnessstudio besucht. „Für die Betreiber ist es existenziell, dass die Kunden wieder vor Ort duschen und sich umkleiden können“, hat die Bundestagsabgeordnete erfahren. Die Tatsache, dass die Sportler nun durchgeschwitzt wieder nach Hause fahren müssen, halte viele von einem Besuch im Fitnesstudio ab. „Die Inhaber haben mir berichtet, dass nach dem Lockdown erst 30 Prozent der Kunden wiedergekommen sind. Trotzdem habe ich sehr viel Optimismus gespürt“, berichtet sie.
Nicht viel besser sieht die Lage in der Strandlust aus. Das Vegesacker Traditionshaus musste im Zuge der Corona-Krise Insolvenz anmelden. „Das ist sehr traurig, dass es diese massiven Probleme gibt und die Perspektive nicht geklärt ist“, sagt Elisabeth Motschmann bei einem Mittagessen im Restaurant des Hotels. „Die Hotel- und Gastronomiebetriebe haben wegen der Corona-Pandemie bundesweit zu kämpfen“, so Motschmann. Dass sei ein Problem für die Mitarbeiter in der Strandlust, da sie deshalb nicht ohne weiteres neue Arbeitsplätze finden könnten.
Michelle Thiekötter gesellt sich zu der Runde. „Dass wir wieder geöffnet haben, ist noch nicht in den Köpfen der Menschen“, schildert sie der Bundestagsabgeordneten. Silvia Neumeyer bezeichnet die Familie Thiekötter im Gespräch als „sehr engagiert“. „Die Ideen sind da. Die Eigentümer der Strandlust müssen diesen Weg aber auch mitgehen“, fordert sie.
Von der Strandlust aus hat es Elisabeth Motschmann nicht weit zu ihrem nächsten Termin. Im Vegesacker Museumshaven besucht sie den Versuchs-Seenotrettungskreuzer „Bremen“. In Berlin habe sie dafür geworben, das Boot mit Bundesmitteln zu fördern. „Der Seenotrettungskreuzer bekommt 219 000 Euro vom Bund, damit der Originalzustand wieder hergestellt werden kann“, erklärt Motschmann. Das Geld stamme aus dem Sonderprogramm Denkmalschutz des Bundes.
„Die 'Bremen' ist unglaublich positiv für das Gesicht von Vegesack und ein Anziehungspunkt nicht nur für Menschen aus dem Stadtteil.“ Selbst Schiffsfreunde aus Bayern würden in den Bremer Norden kommen, um sich den Seenotrettungskreuzer anzuschauen. „Ich sehe es als meine Aufgabe an, in meinem Wahlkreis auf die Pirsch nach erhaltenswerten Projekten zu gehen“, sagt die gebürtige Lübeckerin.
Doch im Gespräch mit den Ehrenamtlichen wird deutlich, dass es gar nicht so einfach ist, die Förderung aus Berlin zu bekommen. „Die Summe ist bewilligt, vor 2021 wird das Geld aber wohl nicht ausbezahlt“, berichtet Lothar Maylahn der Bundestagsabgeordneten und ihren Begleitern. Der Findorffer gehört zum Kreis der rund 15 Ehrenamtlichen, die sich um das Kultur-Denkmal kümmern und es sanieren. Hinzu kommt für sie derzeit noch die Büroarbeit rund um den Förderantrag. „Sie müssen da hinterher sein“, rät Motschmann den Männern und gesteht: „Die Formalitäten sind nicht ganz ohne.“
Deshalb sagt sie der Schiffscrew Unterstützung zu. „Ich werde mich mit dem Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki in Verbindung setzten, damit er Ihnen bei den weiteren Schritten helfen kann“, verspricht sie. Neben der Besichtigung stehen persönliche Gespräche mit der Crew auf dem Programm. „Sind Sie auch zur See gefahren?“, will Motschmann wissen. „Kaum jemand von uns kommt aus der Seefahrt“, lautet die Antwort. „Wir können alle mit Hammer und Schraube umgehen. Uns vereint die Liebe zum Wasser“, erklärt Maylahn. Und dann gibt es noch etwas, was die Ehrenamtlichen der Politikerin mitteilen wollen. „Mehr Nachwuchs wäre schön.“
Der Seenotrettungskreuzer wurde 1931 auf der Lürssen-Werft in Vegesack gebaut und im selben Jahr in den Dienst gestellt. „Vor Amrum drohte mal ein griechischer Holzfrachter auseinanderzubrechen. Der Seenotrettungskreuzer war damals für die DGzRS im Einsatz und konnte so 36 Menschenleben retten“, erzählt Lothar Maylahn von einem der Rettungseinsätze der „Bremen“.
Doch all diese Fahrten haben Spuren an dem Boot hinterlassen. „Zwischen 30 und 40 Quadratmeter Blech müssen zum Beispiel am Unterwasserschiff erneuert werden. Außerdem würden wir gerne das Tochterboot originalgetreu nachbauen. Das ist leider verschollen“, berichtet Maylahn. Die Erhaltung des Kreuzers sei eine wesentliche Voraussetzung, damit er auch in Zukunft ein „Denkmal in Fahrt“ ist. „An Land gibt es noch viele historische Schiffe der DGzRS. Aber fahrtüchtig, so wie es die 'Bremen' ist, sind kaum noch welche“, so Maylahn.
So, wie sie die „Bremen“ unterstützt hat, will Elisabeth Motschmann auch die Ökologiestation fördern, die sie an diesem Tag ebenfalls besucht hat. „Das Haus, in dem sich die Ökologiestation befindet, steht unter Denkmalschutz und hat einen großen Sanierungsbedarf“, erzählt Motschmann. Deshalb habe sie angeregt, diesen Sanierungsbedarf beim Bund anzumelden, damit Gelder aus dem Sonderprogramm Denkmalschutz fließen können. Die Ökologiestation habe bereits Interesse gezeigt und wolle einen Antrag stellen, so Motschmann, die sich in Berlin nun für eine Förderung der Nordbremer Einrichtung einsetzen will.
„Das Angebot der Ökologiestation ist inhaltlich sehr stark“, befindet die Bundestagsabgeordnete abschließend. Die Einrichtung befasse sich mit den Themen der Zukunft. Deshalb sei eine finanzielle Förderung der Ökologiestation auch eine Investition in die Zukunft. Trotz der Unterstützung durch die Politikerin ist eine Aufnahme in das Programm aber nicht gesichert. „Ich setzte mich in Berlin sehr gerne für das Projekt ein, kann aber nichts versprechen“, betont Elisabeth Motschmann.