Vegesack. „Es geht um das Leben selbst.“ Mit diesen Worten hat Katja Pourshirazi, Leiterin des Overbeck-Museums in Vegesack, in ihrer Eröffnungsrede die neue Ausstellung beschrieben. Dieses Jahr feiert das Malerehepaar Fritz und Hermine Overbeck seinen 150. Geburtstag. Die Ausstellung mit dem Titel „Stationen ihres Lebens“ soll den Höhepunkt dieses Jubiläumsjahres bilden.
Von Gemälden und Briefen werden die Besucher auf eine Reise durch das Leben des Künstlerehepaares mitgenommen. „Wir sehen, was sie gesehen haben“, sagt Katja Pourshirazi. Das Besondere daran sei, dass Fritz und Hermine Overbeck kein schillerndes, ungewöhnliches Leben geführt haben. Sie lebten zwischen Arbeit und Familie, was sie für die meisten Menschen nahbar macht. Die Betrachter ihrer Werke können sich mit den Künstlern identifizieren, ist die Museumsdirektorin überzeugt.
Rund 70 Bilder umfasst die Ausstellung, die bis zum 4. August im Packhaus an der Alten Hafenstraße zu sehen sein wird. Gut ein Drittel davon sind Leihgaben aus anderen Museen oder privaten Haushalten, wofür sich das Overbeck-Museum sehr dankbar zeigt. „Mein Team hat die Bilder schneller an die Wand gebracht, als ich zuschauen konnte“, freut sich Katja Pourshirazi. Doch erst mussten einige Hürden überwunden werden: Eines der Bilder ist so groß und schwer, dass es mit sechs Personen die Treppe hinauf transportiert und aufgehängt werden musste. „Es hätte nicht einmal in unseren Fahrstuhl gepasst“, erzählt eine Mitarbeiterin lachend.
In ihrer Rede zur Ausstellungseröffnung sprach Katja Pourshirazi von Zufällen und von Glück. Fritz und Hermine Overbeck hätten sich vermutlich nie kennengelernt, wenn ihnen nicht der Zufall in die Hände gespielt hätte. Als Fritz Overbecks Schülerin kam die Kunststudentin Hermine Rohte damals nach Worpswede, nachdem sie 1896 zum ersten Mal eines seiner Bilder gesehen hatte. In ihrer Verlobungszeit verbrachte Hermine ein Jahr lang in Itzehoe bei ihrer Schwester und stellte dort bereits fest, dass ihr das Reisen an sich nicht besonders gefiel. Auch an späteren Reisen nach Itzehoe, Sylt oder in die Rhön, gemeinsam oder alleine, gefiel dem Paar am besten die Rückkehr in die Heimat und natürlich das Malen an den neuen Orten.
Worpswede war ihr Lebensmittelpunkt, bis sie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts aufgrund einer Erkrankung Hermines nach Vegesack in das Haus Sechslinden zogen und sich dort einen „sicheren Hafen“ einrichteten. Die Krankheit führte sie ebenfalls zur Erholung in die Schweiz. Hermine Overbeck-Rohte kehrte im Juni 1909 von dort nach ihrer Genesung zurück. Ihr Ehemann starb nur wenige Tage nach ihrer Rückkehr nach Hause überraschend an einem Hirnschlag. Es dauerte sehr lange, bis Hermine Overbeck-Rohte nach diesem Schicksalsschlag wieder zum Malkoffer greifen konnte.
„Das Zuhause blieb die letzte Station ihres Lebens“, erzählte Katja Pourshirazi. Sie sei dankbar dafür, dass das Haus Sechslinden bis heute erhalten geblieben ist und noch immer der Name „Overbeck“ auf dem Klingelschild steht. Dies ist der Verdienst von Gertrud Overbeck, der Enkelin von Fritz und Hermine Overbeck, die einst auch den Grundstock für das Museum in Vegesack geschaffen hat. Ihr verdankt auch das Museum seine Existenz. „Leider kann Gertrud Overbeck bei der Ausstellungseröffnung nicht dabei sein“, bedauerte die Museumsleiterin.
Zum Schluss bedankte sie sich herzlich bei den Besitzern der Leihgaben, bei den Förderern sowie ihrem Team und insbesondere Gertrud Overbeck und lud ihre Zuhörerinnen und Zuhörer zu den Veranstaltungen ein, die diesen Sommer folgen. So steht neben vielen Führungen beispielsweise eine Lesung von „Kattenhorns Pferd“ am 28. Juni an. Außerdem nimmt das Overbeck-Museum in Vegesack in diesem Jahr erneut an der „Langen Nacht der Bremer Museen“ teil, die am 25. Mai stattfindet.
Alle Informationen zu Terminen und Führungen im Overbeck-Museum, Alte Hafenstraße 30, auf www.overbeck-museum.de.
Offene Tür am Museumstag
Am internationalen Museumstag am kommenden Sonntag, 19. Mai, steht auch im Overbeck-Museum (Alte Hafenstraße 30) die Tür offen. Von 11 bis 18 Uhr können Besucher bei freiem Eintritt die gerade eröffnete Jubiläumsausstellung „Fritz und Hermine Overbeck – Stationen ihres Lebens“ entdecken. Leihgaben aus zahlreichen Museen und selten gezeigte Werke aus der eigenen Sammlung präsentieren das Malerpaar von einer überraschenden Seite. Um 11.30 Uhr führt Museumsleiterin Katja Pourshirazi durch die Ausstellung. Die jüngsten Museumsgäste können bei einer Schnitzeljagd durch das Overbeck-Museum und das angrenzende Hafenquartier auf Entdeckungstour gehen. Am Ende wartet auf sie eine Belohnung. Auch die Erwachsenen können kreativ werden. Vielfältige Anregungen laden dazu ein, die Kunstwerke mit anderen Augen zu sehen.