In die Entwicklung der Maritimen Meile kommt Bewegung. Eine Stiftung übernimmt mit großer Wahrscheinlichkeit das Haus am Wasser und öffnet es für eine Ausstellung, Vereinsaktivitäten und Gastronomie. Außerdem wird die Idee verfolgt, eine Geschichtswerkstatt zur Bremer Vulkan-Werft ins Leben zu rufen. Während einer Diskussionsrunde, zu der DIE NORDDEUTSCHE in den Thiele-Speicher eingeladen hatte, wurden weitere Projekte ins Auge gefasst.
Norbert Lange-Kroning vom Verein MTV Nautilus hat die Idee entwickelt: Eine Stiftung mit Nordbremer Akteuren und Geldgebern könnte das Haus am Wasser, vielen auch als Papageienhaus bekannt, übernehmen. Der Plan ist offenbar weit gediehen. Während der Gesprächsrunde im Speicher erklärte Lange-Kroning, dass die städtische Immobilienverwaltung den Nordbremern inzwischen ein Kaufangebot unterbreitet habe. „Immobilien Bremen ist froh darüber, dass wir das Haus kaufen wollen.“ Offenbar sind auch ausreichend Stifter vorhanden. „Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 95 Prozent, dass wir das Gebäude kaufen.“
Auch Vegesacker Ruderverein soll einbezogen werden
Es soll ihm zufolge eine gastronomische Nutzung geben, die in Richtung Bistro geht. Die bisher schmerzlich vermissten Toiletten an der Maritimen Meile sollen hier ebenfalls angeboten werden. Es soll eine Ausstellung geben und auch der Vegesacker Ruderverein, der in diesem Gebäude einst sein Ruderhaus betrieben hat, soll einbezogen werden. Und es wird laut Norbert Lange-Kroning an Werftgründer Henry Rasmussen erinnert, der zusammen mit Georg Abeking am 1. Oktober 1907 die Werft Abeking & Rasmussen in Lemwerder gegründet hat. "Kaum jemand weiß heute noch, was dieser Mann alles geleistet hat", so Lange-Kroning.
Das Haus am Wasser steht unter Denkmalschutz. Es ist 1927 vom Architekten Ernst Becker im Bauhausstil errichtet worden. Es diente dem Vegesacker Ruderverein zunächst als Ruderhaus, die Boote konnten aus der Halle im Erdgeschoss bis zur Weser geschoben werden. In der 1970er-Jahren hielt hier eine Bewohnerin rund 300 Papageien. Danach wurde das Haus zum künstlerischen Ausstellungsraum, später zogen hier auch Künstler ein und nutzen es bis heute überwiegend als Atelier.
Kran-Projekt wird unterstützt
Ein weiterer Punkt, der während der Diskussion angesprochen wurde, ist der Hafenkran. Der Kran, der der Werft Abeking & Rasmussen gehörte und jetzt auf einem Grundstück in Blumenthal auf seinen Einsatz wartet, braucht am Hafen ein Fundament von ungefähr sechs mal sechs Metern. Standort soll die Hafenwald-Seite des Beckens sein. Rolf Noll, Vorsitzender des Kutter- und Museumshavenvereins, betonte, dass sich der Senat und der Beirat zwar für das Projekt ausgesprochen haben, dass es aber in der Frage des Fundaments nicht vorangehe. Andreas Heyer, Chef der Bremer Wirtschaftsförderung, warb für Verständnis, dass es mitunter schwierig sei, im öffentlichen Raum ein derartiges Projekt umzusetzen. Er könne verstehen, wenn der Eindruck entstehe, die Behördenmühlen würden in einem solchen Fall besonders langsam mahlen. Heyer sicherte aber vor den rund 60 Teilnehmern zu, dass er vermittelnd eingreifen will, um das Vorhaben weiterzubringen.
Eine Reihe von Projekten hat sich die Allianz der Vereine an der Maritimen Meile vorgenommen. Durch die Debatte sind zwei weitere hinzugekommen. Zunächst erinnerte Egbert Heiß, einst Vegesacker Kulturreferent, an seinen Vorschlag, im ehemaligen Kontorhaus an der Weserstraße ein Vulkan-Museum zu schaffen. Bekanntlich möchte dort ein Investor zwei Wohnblöcke bauen. Der Bremer Vulkan mit seiner hundertjährigen Schiffbaugeschichte habe den Stadtteil geprägt und präge ihn weiterhin, ist Heiß überzeugt. In der Museumslandschaft sei die Geschichte des Vulkan aber ein blinder Fleck.
Idee einer Geschichtswerkstatt
Silvia Claus vom Vegesacker Geschichtenhaus nahm den Gedanken auf und regte an, eine Geschichtswerkstatt einzurichten, nach dem Vorbild des Waller Kulturhauses Brodelpott. Es könnten zum Beispiel Tondokumente mit den Erinnerungen der Vulkanesen angefertigt werden. Auch Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt schlug vor, diesen Weg einzuschlagen.
Er hält zwar ein Museum an der Stelle des jetzigen Kontorhauses für nicht machbar. „Ich würde die Idee unterstützen, wenn es ein Ergebnis gibt, von dem wir alle profitieren.“ Als richtigen Ort für eine Geschichtswerkstatt sieht er das Geschichtenhaus an. Andreas Heyer schlug vor, das Staatsarchiv mit seinem „exzellenten Material“ mit einzubeziehen.
WFB-Chef Heyer hatte eingangs auch erklärt, bei den Verhandlungen mit der Lürssen Werft über den Kauf des ehemaligen BBV-Geländes werde versucht, die Gastronomie zu erhalten. Bekanntlich hat der bisherige Betreiber Insolvenz angemeldet. Jetzt fehle ein neuer Betreiber, führte Heyer an. Durch die Bank herrschte allerdings in der Runde die Meinung, die Gastronomie am Ende der Maritimen Meile dürfe auf keinen Fall aufgegeben werden.
Positiv aufgenommen wurde ein Vorschlag, den der Fähr-Lobbendorfer Heiko Jacobi schriftlich eingebracht hat. Er regt an, im Bereich des Schleppers „Regina“ und der „Gläsernen Werft“ einen Sandstrand aufzuschütten. Hier sollten die Gäste auch mithilfe von Pumpen mit Weserwasser in Berührung kommen. Christof Steuer, Vorsitzender des Fördervereins Knoops Park: „Die Idee finde ich nicht schlecht.“ Auch andere Teilnehmer der Runde begrüßten diesen Vorschlag.
Eines der Schlussworte kam von einer Neu-Vegesackerin: „Ich kann Ihre Begeisterung für die Maritime Meile nur teilen.“