Vegesack. In naher Zukunft sieht sich Vegesack großen städtebaulichen Veränderungen gegenüber: Dem bevorstehenden Abriss des Haven Höövts, dem Ausbau der Fahrrad-Premiumroute und notwendigen baulichen Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Dies wollen Beirat und Bauamt nutzen, um auch den Bereich vom Bahnhofsplatz über das Vegesacker Stadion entlang der Aue bis hin zur Uhthoffstraße in die Städteplanung einzubeziehen. Das wird dadurch begünstigt, dass die Gleisbrache dort nicht mehr benötigt wird.
Erste Ideen zur Neugestaltung wurden im Beirat gemeinsam mit den Städteplanern bereits im Januar diskutiert. Nun erhielten Beirat und Städteplaner weitere Ideen als Inspiration und Diskussionsgrundlage. Studierende zweier Hochschulen befassten sich seit Oktober vergangenen Jahres eingehend mit Neugestaltungsmöglichkeiten des großflächigen Areals um den Bahnhof und präsentierten Vertretern aus Beirat und Bauamt ihre Entwürfe im Haven Höövt.
25 Master-Studierende der Jadehochschule Wilhelmshaven/Oldenburg beteiligten sich. Planungsvorgaben – beispielsweise ein Baukostenlimit – machte ihr Professor Hartmut Stechow nicht. „Dieses Projekt ist eine gute Gelegenheit, unbefangen über Nutzungsmöglichkeiten des Geländes nachzudenken“, erklärt der Hochschulprofessor, der Vegesack noch aus der eigenen beruflichen Vergangenheit kennt: „Ich habe hier damals diverse Immobilien gebaut, beispielsweise für die Bremische“, so Stechow.
Diese Freiheit nutzten die Studierenden, um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und das Areal zumindest auf dem Papier ganz nach Belieben zu verändern. Während manche Studierenden ihre Gestaltungsvorschläge aus dem Ist-Zustand der Fläche heraus entwickelten, wählten andere gänzlich neue Ansätze, in denen lediglich die Aue und das Stadion als bestehende Konstanten berücksichtigt wurden.
So finden sich in den 14 Entwürfen neben Gleisverlegungen und -verkürzungen auch Größenveränderungen des Bahnhofsgebäudes und diverse offene Zugänge zum Bahnsteig, an das Stadion angrenzende Sportplätze und Spielflächen, Aufenthalts- und Veranstaltungspavillons, Aussichtstürme, Sitzgelegenheiten auf wassergefüllten Bassins, Trimm-Dich- und Naturerlebnispfade sowie Freiflächen für Markt- und Kulturveranstaltungen bis hin zu einem technoiden „Ufo-Spielplatz“. Mit Liebe zum Detail visualisierten die Studierenden der Jadehochschule ihre Visionen mit Zeichnungen und Fotomontagen. Für die beste Idee lobte das Bauamt ein Preisgeld in Höhe von 600 Euro aus. Nach ausführlichen Präsentationen der Studierenden und anschließender Beratung entschlossen sich die Juroren schließlich, gleich zwei zweite und ebenfalls zwei erste Plätze zu vergeben, die mit jeweils 100 beziehungsweise 200 Euro dotiert wurden.
Über jeweils 100 Euro freuten sich Johanna Schulze und Nina Wischmann, die den Themenschwerpunkt ihrer Gestaltungen auf Natur und Sport gelegt hatten. Die beiden ersten Preise der Jury gingen an Friederike Buck und Max Gehl sowie Yelena Weiß, Hendrik Schröder und Eric Brummer, deren Entwürfe eine Revitalisierung der Gleisbrache unter anderem durch kulturelle Installationen und Einrichtungen vorsehen.
Die Umsetzung eines Siegerentwurfs schließt Donaubauer indes aus: Konkrete Planungen werden nach kontinuierlicher Rücksprache mit dem Beirat gemeinsam mit dem Berliner Architektur- und Planungsbüro A24 entwickelt, so der Bauamtsleiter. Projekte und Wettbewerbe dieser Art seien vor allem Gelegenheiten für „studentische Fingerübungen“, zumal es sich für die Oldenburger Studierenden um das erste Freiflächenplanungsprojekt ihres Masterstudiums handelte, wie die Teilnehmerinnen Pabea Webermann und Annechien Schröder berichteten.
Städtebaulicher Ansatz
Mit einer möglichen Neugestaltung desselben Areals befassten sich zudem 17 Bachelorstudierende der an der Bremer Hochschule beheimateten „School of Architecture“. Unter der Projektleitung von Professor Klaus Schäfer wählten diese indes einen städtebaulichen Ansatz und planten nicht minder akribisch und visionär rund um Aue und Stadion eine Mischung aus Wohnflächen und kommerziell oder öffentlich nutzbaren Immobilien.
Die Zielsetzung lautete, den Bahnhof und die Grohner Düne in baulicher Hinsicht enger mit dem Stadtzentrum zusammenzuführen, erklärte Schäfer, der mit seinen Kursteilnehmern zu Projektbeginn zahlreiche Fahrradexkursionen durch den gesamten Bremer Norden unternommen hatte.
Ebenso wie Stechow sieht auch Schäfer in den Vorstellungen und Entwürfen der Studierenden vor allem Diskussionsbeiträge zur Neugestaltung. Für das Bauamt sei eine Bebauung der künftigen Freiflächen entlang der Schönebecker Aue indes kein Thema, erklärte Siegfried Hafke.