Frage: Herr Reiß, wie lässt sich das Gefühl beschreiben, dass der langersehnte Wunsch in Erfüllung gegangen ist und der SV Grohn endlich über einen Kunstrasenplatz verfügt?
Torben Reiß: Wir haben da ja auch lange genug drauf gewartet. Für unseren Verein ist das eine ganz tolle Geschichte und man merkt auch, was für eine Euphorie jetzt da ist. Alle im Verein empfinden das als Bereicherung.
Kann beim SV Grohn damit vom Beginn einer neuen Zeitrechnung gesprochen werden?
Gefühlt ist es das schon, auf alle Fälle. Wir haben immer Nachteile bei gewissen Dingen gehabt. Wir mussten immer darum kämpfen, irgendwo Trainingszeiten zu bekommen. Die letzten Monate konnten unsere erste und zweite Herren gar nicht richtig trainieren.
Ist es geplant, dass Sonnabend die Kunstrasen-Premiere der ersten Herren stattfindet?
Richtig. Wir haben das vor. Wir wollen unbedingt dieses Spiel machen. Dann ist ja Winterpause und wir hängen ja ein bisschen hinterher. Wir haben ja noch zwei Nachholspiele, die aber dieses Jahr wohl nicht mehr stattfinden werden. Er wird dann also das erste und zunächst einmal letzte Spiel der ersten Herren sein.
Ihr Trainer Jan-Philipp Heine hat oft davon gesprochen, dass Spieler wegen der schlechten Trainingsmöglichkeiten im Herbst und Winter nicht zum SV Grohn gewechselt sind. Können Sie das unterstreichen?
Ja, wir waren ja von anderen abhängig, was für Zeiten wir bekommen haben. Teilweise haben wir erst um 20.30 Uhr in Aumund trainiert. Oder wenn ich daran denke, dass wir ganz nach Pennigbüttel gefahren sind, um dort – dank unseres Ex-Trainer Malte Jaskosch – trainieren zu können. Wir mussten immer Aufwand betreiben, unser Material mitschleppen. Das hat jetzt Gott sei Dank ein Ende. Die Freude darüber hat man den Jungs angemerkt, denn das hat echt genervt.
Was versprechen Sie sich jetzt ganz konkret davon, dass der Kunstrasenplatz da ist?
Für alle im Verein, nicht nur die erste Herren, ist das eine absolute Bereicherung. Wir haben ein großes Einzugsgebiet, haben viele Kinder, die sich uns anschließen. Dadurch fällt jetzt kein Training mehr aus. Dadurch werden wir einen guten Zulauf kriegen. Ich hoffe natürlich, dass das auch bei der ersten Herren so sein wird. Und Spieler sagen: Mensch, die haben eine super Anlage.
Dass der Kunstrasenplatz bei Regen und Kälte ein Segen ist, steht außer Frage. Aber würden Sie die Landesliga-Mannschaft lieber generell auf einem holprigen und tiefen Naturrasen oder einem Kunstrasenteppich sehen?
Ich kenne Spieler, die sagen, dass sie überhaupt nicht gerne auf Kunstrasen spielen, weil das so auf die Knie geht. Ich würde, wenn wir die Möglichkeit haben, immer den Rasen vorziehen.
Ihr Trainer hat immer gesagt, dass der SV Grohn mit einem Kunstrasenplatz und der dadurch gegebenen Chancengleichheit durchaus Richtung Bremen-Liga gucken könnte. Ist das auch Ihre Idee oder ist das für den SV Grohn zu hoch gegriffen?
In den letzten Jahren haben wir immer im Mittelfeld mitgespielt, wenn nicht sogar gegen den Abstieg. Aber klar, irgendwo ist das immer der Traum, dass man aufsteigen möchte. Wenn sich das realisieren lässt, würden wir das auch machen. Aber dafür müssten wir weniger Fluktuation und mehr Konstanz haben. Und nicht jede Saison eine neue Mannschaft aufbauen müssen. Da müssen wir erst einmal dran arbeiten.
Aber wie lässt sich die hohe Fluktuation abstellen?
Das hat vielleicht auch was mit Erfolg zu tun. Weil wir immer nur im Mittelfeld und teilweise unter unseren Möglichkeiten spielen. Wenn wir gute Spieler haben, verlassen die uns leider, weil sie Bremen-Liga spielen wollen. Unser Ziel muss sein, längerfristig auch mal einen guten Spieler zu halten, ihn davon zu überzeugen, beim SV Grohn zu bleiben. Ich hoffe, dass jetzt mit dem Kunstrasenplatz und der Infrastruktur Euphorie innerhalb des Vereins entsteht.
Ein Puzzleteilchen in Sachen Euphorieentwicklung könnte nun das erste Kunstrasenspiel an diesem Sonnabend gegen Huchting sein. Was erwarten Sie von dieser besonderen Partie?
Ein Erfolgserlebnis. Das wäre nach fünf Niederlagen in Folge ja auch mal wieder sehr schön. Die Jungs sind heiß. Allerdings kann die Witterung zum Problem werden. Der Quarzsand gefriert bei gewissen Temperaturen und dann kann man darauf nicht spielen. Ich hoffe, dass die Sonne ein bisschen herauskommt und bin guter Dinge, dass das Spiel stattfindet.
Das Interview führte Jens Pillnick.